Denn Übergewicht spielt bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland immer noch eine große Rolle - die Zahlen stagnieren, aber auf einem sehr hohen Niveau. Auf die Altersgruppe der 3- bis 17-jährigen gerechnet, sind 19,3 Prozent der Kinder übergewichtig oder adipös. Gerade in der Altersgruppe der jungen Frauen im gebärfähigen Alter sei eine Zunahme von Adipositas zu beobachten, sagt die Leiterin des neuen Instituts, Professor Regina Ensenauer im Gespräch mit ka-news.

Von der Geburt an bis ins Erwachsenenalter
Einen lebensphasenspezifischen Ansatz zur Entwicklung von altersabhängigen präventiven Konzepten zur Senkung von Übergewicht und Adipositas hat sich Regina Ensenauer auf die Fahnen geschrieben. 2010 begann sie an ihrem alten Arbeitsplatz in München - in Zusammenarbeit mit den beiden Münchner Universitäten und der Universität Düsseldorf - eine Studie mit 1.700 adipösen und normalgewichtigen Schwangeren.
Diese Frauen und ihre Kinder werden seither begleitet und auf ihr Ernährungsverhalten und dessen Auswirkungen auf den Stoffwechsel hin untersucht. Dies ist bereits während der Schwangerschaft und Stillzeit so geschehen und soll nun in verschiedenen Altersstufen bis ins Erwachsenenalter weitergeführt werden.
Einfluss der Ernährung in der Schwangerschaft wird untersucht
Gerade der Einfluss der Ernährung während der Schwangerschaft auf das Kind sei noch nicht ausreichend erforscht, ebenso die Auswirkungen des Stillens. "Wir wissen beispielsweise, dass stark adipöse Schwangere häufiger zu Komplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck neigen und dass diese Erkrankungen natürlich auch Auswirkungen auf die Gesundheit des Fötus haben."
Auf die Frage, ob übergewichtige Frauen eher dazu neigen, übergewichtige Kinder zu bekommen, sagt Regina Ensenauer, dass diese Kinder schon ein erhöhtes Risiko haben, übergewichtig zu werden, denn bei einer Überernährung der Mutter, werde auch das Kind im Mutterleib überernährt.

Aber wie sich Gewicht und Gesundheit weiterentwickeln, wenn das Kind älter wird, ist noch unklar. "Deshalb wollen wir jetzt die Gewichts- und Gesundheitsentwicklung der Kinder genau verfolgen, um auch mögliche Anpassungsprozesse über die Jahre hinweg zu erkennen und zu dokumentieren - bei Kleinkindern, aber später auch bei Schülern und Jugendlichen."Auch der Einfluss der sozio-ökonomischen Stellung auf das Ernährungsverhalten und die Entwicklung des Kindes soll erforscht werden.
Gesellschaftliche Einflüsse über die Jahre
Auf das Ernährungsverhalten wirken nicht nur die Eltern ein, auch Gesellschaft und Wirtschaft tragen ihren Anteil daran. Momentan seien beispielsweise so genannte "Quetschbeutel" in der Ernährung kleiner Kinder sehr beliebt. Sie suggerieren als Fruchtprodukt eine gewisse Qualität und Gesundheit, enthalten aber teilweise viel Zucker und können negativen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes haben - etwa was die Mundmotorik, die Zahngesundheit aber auch die soziale Interaktion am Esstisch betrifft. "Das sind natürlich alles noch Hypothesen und Beobachtungen von Kinderärzten, die Auswirkungen müssen noch erforscht werden", sagt die Institutsleiterin gegenüber ka-news.

Aus den Forschungsergebnissen könne man dann gegebenenfalls Handlungsanweisungen für Eltern ableiten. Denn "von Geburt an spielt die Ernährung und die Interaktion zwischen Eltern und Kindern für die Entwicklung eines gesunden Ernährungsverhaltens eine zentrale Rolle - vom Stillen über die Beikost bis hin zum gemeinsamen Essen am Familientisch", erklärt Ensenauer.

Innovation aus Karlsruhe: Neue Forschungsfelder
Forschungsfelder wie dieses gebe es viele. Welche zukünftig in Karlsruhe berücksichtigt werden, hängt auch von den Wissenschaftlern ab, die an MRI zukünftig arbeiten werden. Generell müsse man aber erst einmal versuchen, alle weltweit bereits zugänglichen Informationen zusammenzutragen, um diese auszuwerten und um daraus erste Schlüsse zu ziehen. Daraus können sich dann ebenfalls neue Forschungsansätze für das neue Karlsruher Institut entwickeln.