Wer mit dem ÖPNV nach Knielingen möchte, muss aktuell am Europaplatz von der Linie 2 in einen Bus des Schienenersatzverkehrs (SEV) umsteigen. Grund dafür sind Bauarbeiten in der Rüppurrer Straße und Blücherstraße.
Ärgerlich wird es, wenn sich Bus und Bahn nicht aufeinander abstimmen.

Wenn der Bus nicht wartet...
Anfang Juni wollte die Leserin, die anonym bleiben möchte, am Europaplatz umsteigen. Doch der bereitstehende SEV-Bus fuhr ihr und anderen Fahrgästen der Linie 2 direkt vor der Nase weg. Frustrierend – hätte der Bus nicht warten können?
SEV-Betrieb im 20-Minuten-Takt
Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) erklären auf Anfrage, dass die Umsteigesituation am Europaplatz auf drei Bereichen basiert: Der oberirdischen Haltestelle in der Kaiserstraße, der unterirdischen U-Haltestelle sowie dem SEV-Steig vor der Sparkasse.

Weil zahlreiche Linien den Europaplatz passieren – etwa S12, S2, S5/S51, 1, 2, 4, 9 und 73 – verzichtet die VBK im regulären Betrieb auf feste Anschlüsse zwischen einzelnen Linien. "Der Europaplatz ist einer der größten Umsteigeknoten im Stadtgebiet", heißt es gegenüber ka-news.de.
Eine gezielte Taktung zwischen bestimmten Linien, etwa zwischen Linie 2 und Linie 12, sei außerhalb bestimmter Zeiträume nicht vorgesehen.

Im SEV-Betrieb sieht das anders aus: Während die SEV-Linie 12 im 20-Minuten-Takt und die SEV-Linie 14 im Nachtverkehr fahren, werde ein gezielter Anschluss zur Linie 2 beziehungsweise zur Nachtlinie NL2 sichergestellt.
7 oder 3 Minuten Umsteigezeit – je nach Richtung
Laut VBK berücksichtigt die elektronische Fahrplanauskunft (EFA) individuelle Bedingungen wie Standort und Laufgeschwindigkeit der Fahrgäste. Die EFA zeige nur Verbindungen an, die unter realistischen Bedingungen erreichbar seien – abhängig davon, ob man sich an der oberirdischen oder unterirdischen Haltestelle befindet.

Im 20-Minuten-Takt der SEV-Linie 12 sind beispielsweise sieben Minuten Umsteigezeit von der Tramlinie 2 zum Bus eingeplant. In Gegenrichtung – stadteinwärts – rechnet das System nur mit drei Minuten.
Warum ist der Takt am Europaplatz so eng?
Der Europaplatz ist im SEV-Betrieb stark ausgelastet. Laut VBK-Sprecher müssen dort in der Hauptverkehrszeit bis zu 15 SEV-Fahrten pro Stunde abgewickelt werden – fast viermal so viele wie im regulären Betrieb der Buslinie 73.

Da die Haltestellenlänge begrenzt ist, bleibt pro Bus nur ein kleines Zeitfenster von etwa drei Minuten. Um dennoch einen stabilen Betrieb zu gewährleisten, werden an den Endhaltestellen wie Knielingen Nord oder Haus Bethlehem großzügige Wendezeiten eingeplant. So sollen Verspätungen durch Fahrgastwechsel oder hohes Verkehrsaufkommen abgefangen werden.

Außerdem lege die VBK großen Wert auf barrierefreies Ein- und Aussteigen. Die Zeitfenster seien deshalb bewusst knapp gehalten, um Rückstaus und Fehlanfahrten an der Haltestelle zu vermeiden.
Kulanz möglich – aber nicht vorgesehen
Am 11. Juni war ka-news.de selbst vor Ort, um sich ein Bild der Umsteigesituation zu machen. Der Eindruck: Die Umsteigezeit ist tatsächlich knapp bemessen. Einige Fahrgäste müssen sich beeilen – kurze Sprints zum SEV-Bus sind keine Seltenheit.

Nichtsdestotrotz warten viele Busfahrer auf heraneilende Fahrgäste. Ein Fahrer setzt noch einmal zurück, um eine Mutter mit Kinderwagen und ein älteres Paar aufzunehmen, das es nicht rechtzeitig zur Haltestelle geschafft hatte.
Geplant ist diese Kulanz jedoch nicht: "Das Warten auf Fahrgäste ist im 10-Minuten-Takt nach Erreichen der Abfahrtszeit zur Einhaltung des Fahrplans im Regelfall nicht möglich", betonen die VBK.