2018 schlossen sich die drei Rüppurrer Sportvereine zusammen. Gemeinsam soll es fortan in die Zukunft gehen. Dem neuentstandenen SG-Rüppurr wurde anschließend von der Stadt Karlsruhe eine neue Heimat in Aussicht gestellt: Das Grundstück auf dem Brunnenstückweg 2 in Rüppurr.
Hier sollten künftig neue Fußballfelder, Tennisplätze und ein Boule-Platz entstehen. Doch ein Teil des Grundstücks ist an das Bio-Hofgut Schleinkofer verpachtet. Diese nutzen ihre circa 2,5 Hektar des Bauplatzes als Ackerfläche. Sollte der SG-Rüppurr nun bauen, würde diese Anbaufläche dem Hofgut komplett verloren gehen. Damit sei nach eigenen Angaben die Existenz des Hofguts bedroht.
Dieser Konflikt dauert nun schon seit über 4 Jahren an und das Projekt des Sportvereins liegt seitdem auf Eis.
Im Interview sprechen wir mit den Vorsitzenden des SG-Rüppurr, Hartmut Jäger und Frank Mitschke:
Wann soll nun gebaut werden?
Jäger: "Das können wir noch nicht abschätzen. Wir haben zwar begonnen die Rasenflächen auf den beiden bestehenden Feldern auszutauschen, das sind jedoch ganz normale Sanierungsmaßnahmen und hat mit dem eigentlich geplanten Bauvorhaben nichts zu tun. Wann wir mit dem Bau beginnen können, ist noch völlig unklar. "
Mitschke: "Der gesamte Prozess hängt derzeit im Bebauungsplanverfahren, also solange der Bebauungsplan nicht aufgestellt ist und damit rechtsverbindlich ist, können wir nicht weiter planen."
Auf Anfrage von ka-news bestätigt die Stadt, dass ein zügiger Baubeginn noch nicht abzusehen ist. Es müsse noch ein Gutachten abgewartet werden. Erst wenn das vorliege, könne der Bebauungsplan erneut für die Beteiligung der Öffentlichkeit vorgelegt werden. "Der nächst größere Meilenstein", so ein Sprecher der Stadt, "könne in diesem Verfahren frühestens 2025 erreicht werden."
Sie sprachen Ende Oktober 2023 über zusätzliche Kosten, aufgrund dem Weiterbetrieb der „alten“ Sportanlagen. Lässt sich das in konkreten Zahlen ausdrücken?
Jäger: "Hierbei handelt es sich um einen fünfstelligen Betrag, der dadurch entsteht, dass wir derzeit noch 2 Sportstätten betreiben müssen. Ganz aktuell haben wir auch einen Wasserschaden, den wir am alten Standort beheben müssen und das ist eigentlich Geld, das wir aus dem Fenster werfen. Und dennoch aufgrund der derzeitigen Situation ausgeben müssen."
Hat die Vereinsführung noch Verständnis für die Bedenken des Bio-Hofguts Schleinkofer?
Jäger: "Nein. Wir haben bereits einem Kompromissvorschlag zugestimmt, durch den fast 2,5 Hektar Ackerfläche erhalten bleiben. Auch die Bedenken des Bio-Hofes, dass auf den neuen Fußballfeldern Kunstrasen verlegt werden soll, können wir nicht verstehen. Zu keinem Zeitpunkt war das geplant, lediglich auf einem der bereits bestehenden Fußballfeldern wird gerade Kunstrasen verlegt. Die nebenstehenden Felder sollen ganz normal eingesät werden."
Mitschke: "Uns wurde von Seiten der Stadt auch mitgeteilt, dass dem Bio-Hofgut Ausgleichsflächen angeboten wurden, die den Verlust von 2,5 Hektar übersteigen. Von dem her haben wir da langsam kein Verständnis mehr."
Auf eine Anfrage von ka-news bestätigte die Stadt, dass der Betreiberin des Bio-Hofgutes Schleinkofer Ausgleichsflächen angeboten wurden, die im direkten Einzugsbereich des Hofes lägen.

Ist der SG-Rüppurr bereit einen Kompromiss einzugehen, um mit dem Bauvorhaben voranzukommen?
Jäger: "Wir waren schon immer kompromissbereit. Im ersten Entwurf der Pläne waren die einzelnen Plätze noch deutlich weiter auseinander. Hier wurde häufig behauptet, dass wir fünf Hektar Land brauchen würden, das stimmt nicht. Selbst in dem sehr großzügig bemessenen ersten Entwurf waren nur 3,5 Hektar Land für unser Vorhaben eingeplant. Im aktuellen Entwurf haben wir die Plätze näher zusammengeschoben, so würden nur 2,4 Hektar Land benötigt. Wir sind als Verein dem Bio-Hof schon ordentlich entgegengekommen."

Das Bio-Hofgut Schleinkofer erhält viel Zuspruch. Es gibt Proteste und eine Petition, die ihre Unterstützer finden. Wie nehmen Sie das Stimmungsbild in der Öffentlichkeit war?
Jäger: "Nein, davon merken wir nichts. Es scheint mir sogar so, dass die lautesten Unterstützer des Bio-Hofguts gar nicht aus Rüppurr kommen, das sah man auch an den Leserbriefen. Da geisterten häufig völlig fehlinformierte Meinungen durchs Netz. Aber um das nochmal klarzustellen, wir haben persönlich kein Problem mit dem Bio-Hofgut, uns liegt weiterhin sehr viel an einer guten Nachbarschaft."

Sie sprachen davon, sich von der Stadt im Stich gelassen zu fühlen. Was würden Sie sich als Verein zukünftig von der Stadt wünschen?
Mitschke: "Eins müssen wir festhalten, die Stadt unterstützt uns gerade bei der Sanierung der bestehenden Spielfelder enorm. Das geschieht sicher nicht nur aus schlechtem Gewissen, da können wir uns nicht beschweren."
Jäger: "Grundlegend erwarten wir von der Stadt, dass der Verwaltungsakt jetzt endlich abgeschlossen wird und wir dann mit dem Bau beginnen können."
Braucht es eine gemeinsame Vereinsstätte um zu einem Verein zusammenzuwachsen?
Jäger: "Dass der verzögerte Bau verhindert, dass wir als Verein zusammenwachsen, kann man so nicht sagen. Wir sind ein Verein und das leben wir auch, auch wenn wir derzeit auf unterschiedlichen Plätzen trainieren.
Mitschke: "In den Köpfen sind wir ein Verein, nur in den Sportstätten sind wir noch zwei."

Wie kam es überhaupt zu der Zusammenlegung der drei Vereine?
Jäger: "So eine Fusion war vor zwei Generationen noch undenkbar. Es bestanden schon Rivalitäten zwischen den einzelnen Vereinen, die es zu überwinden galt. Doch wir wollten uns für die Zukunft gut aufstellen und das ging am besten durch eine Fusion. Außerdem war dies auch von der Stadt so der Wunsch."
Mitschke: "Von allen Seiten wurde uns zurückgemeldet: "Das ist toll, was ihr da macht." Die Zusammenführung von kleineren Vereinen in den Ortsteilen wird ja von der Stadt fokussiert. Das kann man auch im Sportentwicklungsplan nachlesen. Der SG-Rüppurr war hier sogar sowas wie ein Vorzeigeprojekt."
Wie lange warten die Mitglieder jetzt schon auf die Umsetzung des Bauvorhabens?
Jäger: "Wir sind 2018 fusioniert und seit dem Warten unsere 660 Mitglieder auf den Baubeginn."
Mitschke: "Das Erste Gespräch mit den zuständigen Stellen der Stadt war sogar schon im Jahr 2015. Dort haben wir schon deutlich gemacht, dass eine Fusion nur in Frage kommt, wenn uns eine dementsprechende Fläche zur Verfügung gestellt wird."

Wie ist die Stimmung bei Ihren Vereinsmitgliedern?
Jäger: "An sich ist die Stimmung gut. Natürlich fragen ab und an die Mitglieder, was jetzt der aktuelle Stand ist. Aber wir lassen uns davon nicht entmutigen."
Das Bio-Hofgut Schleinkofer wurde von ka-news zum selben Zeitpunkt, wie auch der Verein, SG-Rüppurr angeschrieben, um zur aktuellen Situation ihre Stellung zu beziehen. Das Bio-Hofgut wollte sich jedoch bis heute nicht äußern.