Seit Jahren ist die Situation am Werderplatz in der Südstadt Thema im Gemeinderat. Streits, Vandale, offener Drogenkonsum und Exhibitionismus führten schon lange dazu, dass sich Anwohner und Besucher auf dem Platz nicht mehr wohlfühlen.
Die Stadt versuchte der Lage Herr zu werden, indem sie im Jahr 2019 ein Alkoholverbot erließ - bis 2028 soll es verlängert werden.

Weniger Straftaten durch Alkoholverbot?
Wie aus Polizeiberichten und Beschlussvorlage der Stadtverwaltung hervorgeht, sei seit Beginn der polizeilichen Maßnahmen die Anzahl an Straftaten am Werderplatz deutlich gesunken.
Kam es im Jahr 2021 noch zu 55 alkoholbedingten Straftaten, konnten diese im Jahr 2023 auf 30 gesenkt werden. Im Jahr 2022 wurden sogar nur 22 alkoholbedingte Straftaten auf dem Werderplatz zur Anzeige gebracht. Für die Stadt ein klarer Erfolg, weshalb auch in Zukunft der Konsum und das Mitführen von alkoholischen Getränken auf dem Werderplatz verboten bleiben soll.

Zum Trinken um die Ecke?
Allerdings hatte das Alkoholverbot am Werderplatz einen Nachteil: Es war umgehbar. Nach Aussagen der Anwohner hätten sich die "Stammgäste" zum Trinken einfach in die Straßen gestellt, wo das städtische Alkoholverbot nicht greife. Dieses Schlupfloch versucht die Stadt nun zu stopfen.
Das Verbot, welches in seiner ursprünglichen Form lediglich den Werderplatz umfasst, soll nun auf die Bereiche ausgeweitet werden, die eine wahrnehmbare öffentliche Fläche am Werderplatz bilden. Hierzu gehört auch der Kreuzungsbereich der Werderstraße und der Marienstraße.
Wo soll das Alkoholverbot gelten
Die Polizeiverordnung gilt, westlich begrenzt durch die Fahrbahn der Wilhelmstraße, was den östlichen Gehwegbereich einschließt, sowie östlich begrenzt durch die Bauflucht zwischen den Anwesen Werderstraße 53 und Marienstraße 43.
Ebenso wird der Bereich der Marienstraße südlich der verlängerten Bauflucht des Anwesens Werderstraße 51 bis zum Anwesen Werderstraße 53 sowie der Vorplatz der Kirche, bis zum Anwesen Marienstraße 43 abgedeckt.
An den Verbotszeiten soll sich jedoch nichts verändern. Das bedeutet: Vom 1. April bis Ende Oktober, montags bis samstags, von 11 bis 20 Uhr, darf dort kein Alkohol getrunken.

Neuer Ansatz für Werderplatz gefordert
Doch die Freien Wählern und Für Karlsruhe sehen das Problem damit nicht gelöst. In einem Ergänzungsantrag macht die Fraktion deutlich, dass die sozialen Angebote auf dem Werderplatz gleichmäßiger auf andere Stadtteile verteilt werden sollten. Ein "soziales Plätzekonzept" müsse her, um die Lage auf dem Werderplatz zusätzlich zu entzerren.
So war bereits zur letzten Gemeinderatssitzung eine Brettener Suppenküche in den Fokus der Kritik gerückt. Sie würde zu viele Bedürftige aus der ganzen Region zum Werderplatz locken.

Die Stadt sieht das jedoch anders. In einer Stellungnahme erklärt sie, dass für die Sondernutzung des öffentlichen Raumes lediglich straßenrechtliche und straßenverkehrsrechtliche Maßstäbe ausschlaggebend seien. Die soziale Lage an einem speziellen Platz könne hier nicht berücksichtigt werden. Sie empfiehlt deshalb, den Antrag als erledigt zu betrachten.
Aktualisierung, 19. März: Neue Polizeiverordnung erhält Mehrheit der Stimmung
Das Alkoholverbot wird weitergeführt. Mit 39 Ja und 2 Nein Stimmen erhielt die neue Polizeiverordnung vom Gemeinderat grünes Licht. Die Bretterner Suppenküche wird in Zukunft nicht mehr auf dem Werderplatz, sondern auf dem Busparkplatz am Staatstheater Essen an Bedürftige ausgeben. Damit hat sich der Ergänzungsantrag von FW/FÜR erledigt.