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Karlsruhe: "Respektloser Frevel" an Denkmal: Friedensaktion am Haydnplatz sabotiert?

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"Respektloser Frevel" an Denkmal: Friedensaktion am Haydnplatz sabotiert?

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    Am Freitagabend, 8. Mai, wurde das Denkmal am Haydnplatz verhüllt.
    Am Freitagabend, 8. Mai, wurde das Denkmal am Haydnplatz verhüllt. Foto: ErS

    Eigentlich sollte die Verhüllung bis zum 25. Mai bestehen bleiben, doch noch in der Nacht zum Samstag entfernten Unbekannte sowohl das schwarze Stofftuch als auch die aufgestellte Informationstafel am Kriegsdenkmal. Weiterhin wurden "die niedergelegten Gedenksteine mit Ortsnamen sowie für die namenlosen Opfer wahllos verstreut", heißt es in einer Pressemitteilung der Veranstaltungsinitiatoren. Sie sprechen von Schändung. Bemerkt wurde der Vorfall laut Veranstalter am späten Freitagabend von einem Mitglied des Friedensbündnis.

    "Respektloser Frevel"

    "Dies ist ein vor den Opfern der 35. Infanteriedivision respektloser Frevel", so die Friedensaktivisten, "zugleich ist er sinnlos, da mit unserer Aktion die Informationen über die Kriegsverbrechen der 35. Infanteriedivision sowie die kommunale Willfährigkeit bei der Denkmalaufstellung 1964 breit thematisiert werden konnte."

    Die Informationstafel sollte dauerhaft bestehen bleiben - sie wurde noch in der Nacht nach der Aufstellung von Unbekannten entfernt.
    Die Informationstafel sollte dauerhaft bestehen bleiben - sie wurde noch in der Nacht nach der Aufstellung von Unbekannten entfernt. Foto: ps

    Die Verhüllung war eine Aktion von Karlsruher Friedensaktivisten. Sie sollte auf die umstrittene Bedeutung des Denkmals aufmerksam machen. Aufgestellt wurde es in den 60er Jahren im Gedenken an gefallene Soldaten der 35. Infanteriedivision der Wehrmacht, die ab 1936 in Karlsruhe stationiert war. Rund 40 Jahre später ergaben Recherchen des Stadtarchivs, dass die Division zahlreiche Gräueltaten - darunter Brandstiftung, Raub, gezielte Erschießungen und Misshandlungen von Frauen und Kindern - beging.

    Rechtsextremistische Motive?

    Die Friedensaktivisten vermuten hinter den Vandalen am Denkmal "militaristische" oder "rechtsextremistische" Motive: "Neonazistische Organisationen aus der Region treffen sich seit Jahren am 8. Mai zum Gedenken an die Wehrmacht, eventuell nutzen sie ihr diesjähriges Treffen, um die Verhüllung des Kriegsdenkmals und das Andenken an die Opfer zu schänden", heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung.

    Die Polizei bestätigte am Montagvormittag gegenüber ka-news, dass sowohl Verhüllung als auch Erinnerungsschild nicht mehr am Haydnplatz vorhanden sind. Allerdings sei bislang noch keine Anzeige erstattet worden, sodass derzeit noch keine offizielle Straftat und keine Strafverfolgung vorliege. Man behalte sich eine Anzeigenerstattung vor, heißt es auf Nachfrage von ka-news bei den Friedensaktivisten. Ein Duplikat der gestohlenen Tafel soll in den kommenden Tagen aufgestellt werden.

    ka-news Hintergrund:

    Friedensaktivisten verhüllten am vergangenen Freitag, 8. Mai, das Denkmal mit einem schwarzen Stoff. Dieser wird mit bemalten Steinen am Boden befestigt. Der 8. Mai 1945 gilt als als Tag der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und damit als offizieller Tag des Ende des Zweiten Weltkrieges. Er jährte sich am vergangenen Freitag zum 70. Mal. Zur Verhüllung aufgerufen hatte ein Zusammenschluss aus der Deutschen Friedensgesellschaft, dem Friedensbündnis Karlsruhe und der Initiative für ein Friedensdenkmal in Karlsruhe. Das Denkmal steht schon länger in der Kritik. Vor mehr als einem Jahr stellte die Gemeinderatsfraktion der Linken eine Anfrage an das Gremium - Recherchen des städtischen Stadtarchivs und des Kulturamtes zeigten, wie tief die Division in die Grausamkeiten des Krieges verwickelt war. Brandstiftung, Raub, gezielte Erschießungen, schwere Misshandlungen von Frauen und Kindern - die Liste der Gräueltaten der Division ist lang. Zusammengefasst sind diese in einem sogenannten Symposium, das das Kulturamt sowie das Stadtarchiv im November 2014 anfertigte. Die Stadt Karlsruhe hatte die Aktion genehmigt - allerdings darf die Verhüllung nur bis zum 25. Mai bleiben. Danach soll der Stein wieder enthüllt werden - dann jedoch mit einem kritischen Kommentar versehen:

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