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Karlsruhe: Relikt aus alten Zeiten: Kofferkulis haben am Karlsruher Bahnhof ausgedient

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Relikt aus alten Zeiten: Kofferkulis haben am Karlsruher Bahnhof ausgedient

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    Moderne Reisende brauchen keine Kofferkulis. sie sind laut Erhebungen der Bahn mit Rollkoffern unterwegs.
    Moderne Reisende brauchen keine Kofferkulis. sie sind laut Erhebungen der Bahn mit Rollkoffern unterwegs. Foto: Archiv

    In letzter Zeit haben sie eigentlich nur noch das Interesse von Altmetalldieben geweckt: Gepäckwagen, die bis vor kurzem noch überall zur Verfügung standen, wenn Menschen mit großem Gepäck verreist sind. Ein neuer Wagen koste je nach Einsatzort und Ausstattung zwischen 450 und 1.000 Euro, sagt die DB und durch Diebstahl und Vandalismus entstünde dem Unternehmen so jährlich ein Schaden von rund zehn Millionen Euro.

    Bislang gab es die Gepäckwagen bundesweit an 200 Bahnhöfen. An immer mehr Standorten sollen sie nun verschwinden und auch Karlsruhe musste Ende des vergangenen Jahres von den Kofferkulis Abschied nehmen. In Kassel, Berlin und Frankfurt müssen Reisende schon länger auf diesen Luxus verzichten. Vermissen, so die Bahn, würden Reisende die Kofferkulis kaum, auch Beschwerden gebe es eher nicht.

    Empörung bei der Karlsruher SPD, Kritik vom Behindertenbeirat

    Anders in Karlsruhe, hier geht mit der SPD sogar eine der Volksparteien auf die Barrikaden. In einem Schreiben an die Bahn bittet sie darum, wenigstens ein kleines Kontingent der Gepäckwagen am Hauptbahnhof zu belassen.Und auch bei ka-news haben sich einige Leser über das Verschwinden der Kofferkulis in einer "Nacht und Nebel-Aktion" beschwert.

    Auch der Karlsruher Beirat für Menschen mit Behinderungen sieht den Wegfall eher kritisch: "Wir als Behindertenbeirat sind von der Frage 'Kofferkulis am Karlsruher Hauptbahnhof' insofern betroffen, als behinderte Menschen, die nicht im Rollstuhl sitzen müssen solche Kulis nutzen konnten. Die Abschaffung dieser Kulis wird deshalb von uns ebenfalls kritisch gesehen, da die Bahn damit ihre Serviceleistungen zu Lasten ihrer Kunden eingeschränkt hat", erklärt Manfred Weber, der stellvertretende Vorsitzende des Beirats auf Nachfrage von ka-news. Dennoch hebt der Beirat auch ausdrücklich die Fortschritte in Sachen Barrierefreiheit am Karlsruher Hauptbahnhof hervor.

    Barrierefreiheit am Karlsruher Hauptbahnhof

    Denn auch ohne die Kofferkulis tue die Bahn einiges in Sachen Behindertenfreundlichkeit und Barrierefreiheit an ihren Bahnhöfen.Wie der Behindertenbeirat der Stadt Karlsruhe auf Anfrage von ka-news mitteilte, werden die drei im Bau befindlichen Fahrstühle zu den Bahnsteigen 101/102, 11/12 und 13/14 im Februar fertig gestelltund somit diese Bahnsteige barrierefrei zugänglich gemacht.

    Damit wären die Vorstellungen des Behindertenbeirats nach fast sechs Jahren erfüllt. Der Beirat hatte dieses Anliegen im September 2006 erstmals gegenüber dem damaligen Bahnchef Mehdorn, der Stadt Karlsruhe und dem Land Baden-Württemberg vorgetragen.

    Zusätzlich prüfe die Bahn derzeit die Installation eines barrierefreien Zugangs an der rechten Tür des Haupteingangs auf der Nordseite, so der Behindertenbeirat weiter. Auch dies ist ein schon lange Zeit vorgebrachtes Anliegen des Behindertenbeirats. Begrüßt wird vom Beirat auch der Plan der Bahn AG am Eingang des Reisezentrums eine Informationssäule für Gehbehinderte, Sehgeschädigte, blinde Behinderte und für schwerhörige oder gehörlose Menschen zu errichten. An dieser speziellen Stele sind für die unterschiedlichen Behinderungsgruppen ergänzende Informationen abrufbar.

    Beispielsweise in Brailleschrift und Prismenschrift. Außerdem gibt es spezielle Anforderungstaster für blinde und sehbehinderte Menschen, für hörgeschädigte und körperbehinderte Menschen; höhenverstellbare Schalter für Kleinwüchsige und Rollstuhlfahrer und eine induktive Höranlage für Hörgeräteträger sind ebenfalls vorgesehen. Eine Leitlinie für Blinde soll das Auffinden dieser Informationssäule erleichtern. Dieses barrierefreie Aufrufsystem sei für 32 Bahnhöfe, darunter auch Karlsruhe, vorgesehen.

    Service der Bahn - kein Bedarf für Gepäckwagen

    Und so will die Bahn ihr Serviceangebot weiter den Ansprüchen eines "modernen Reisenden" anpassen. Kundenbefragungen hätten ergeben, so eine Sprecherin der Bahn auf ka-news-Nachfrage, dass unter den Reisenden ein geringer bis gar kein Bedarf mehr an den Kofferkulis besteht. Man reise heute vermehrt mit Rollkoffern und schließlich habe man an Flughäfen und großen Bahnhöfen, wo öfter Menschen mit viel Gepäck reisen, die Gepäckwagen beibehalten. Überall sonst sollen sie sukzessive abgebaut werden, so die Bahnsprecherin weiter.

    Geringe Resonanz auf Abschaffung der Kofferkulis

    Nur drei bis vier Beschwerden habe man erhalten auf die Abschaffung der Gepäckwagen am Karlsruher Hauptbahnhof Anfang November. Daher sieht die Deutsche Bahn auch in dem Brief der Gemeinderatsfraktion der SPD an das Karlsruher Bahnhofsmanagement keinen direkten Handlungsbedarf.

    Fakt ist, die Kofferkulis werden nach und nach aus allen Bahnhöfen verschwinden. Zum einen sei eben die Nachfrage zu gering, zum anderen habe es, gerade mit steigenden Altmetallpreisen, einen stetig wachsenden Schwund gegeben, auch in Karlsruhe. Kofferkulis wurden gestohlen oder einfach "wild" in der Stadt stehen gelassen, bestätigt die Bahnsprecherin. Nun lohne sich die Investition von einigen hundert Euro in die Neubeschaffung eines Wagens einfach nicht mehr.

    Man kann stattdessen Gepäck vor einer Reise aufgeben, an einigen Bahnhöfen gibt es auch Gepäckträger, die per Vorbestellung und gegen ein geringes Entgelt helfen, wenn die Last zu schwer wird. Ansonsten setzt die Bahn weiter auf bedarfsgerechte und moderne Service-Leistungen: So gibt es an zahlreichen deutschen Bahnhöfen mittlerweile WLan, auch einen Betreuungsservice für alleinreisende Kinder beinhaltet das Angebot der Bahn.

    Bestrebungen, die Kofferkulis in welcher Form auch immer, zurück an die Bahnhöfe zu bringen, gibt es laut Auskünften der Bahn nicht. Sie sind ein Relikt aus alten "Reise"-Tagen, das wohl endgültig ausgedient hat. Selbst wenn sie laut Internetseite der Deutschen Bahn in Karlsruhe noch existieren.

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