Der Abtransport des Atommülls vom Betriebsgelände der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) erfolgt laut Unternehmensangaben auch über Schienen, die normalerweise für den Personenverkehr genutzt werden. Die fünf Behälter mit verglastem hochradioaktivem Abfall aus der Betriebszeit der WAK werden den ersten Teil der Strecke auf den Stadtbahnschienen der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) zurücklegen, diese habe die gleiche Spurweite wie die Schienen der Deutschen Bahn, teilte ein Sprecher der AVG gegenüber ka-news mit. Der Atomzug nutzt demnach auf der Strecke von Eggenstein über Neureut in die Nordweststadt die Schienen, auf denen normalerweise die Stadtbahnlinien S1 und S11 verkehren.
56 Tonnen Atommüll auf S-Bahn-Gleisen
Nach etwa 6,5 Kilometern wird der Castor-Transport dann das Gebiet der AVG verlassen, so der AVG-Sprecher. In der Nordweststadt wechselt der Atommülltransport schließlich von den Schienen des AVG auf ein Industrie-Gleis und wird seine Reise im Zuständigkeitsbereich der Deutschen Bahn fortsetzen. Sollte es während des Transports auf dem Streckenabschnitt innerhalb des Bereichs der AVG über einen längeren Zeitraum zu Behinderungen oder Verzögerungen kommen, werde für Kunden der AVG ein Bus-Schienenersatzverkehr eingerichtet, so der Sprecher.
Bereits im vergangenen Jahr wurde der Rest der 60.000 Liter radioaktiver Substanz, die im Zuge der ehemaligen Wiederaufbereitung angefallen war, zur weiteren Lagerung in Glasform gegossen und zum Abtransport bereit gemacht. Im radioaktiven Betrieb der Anlage wurden von September 2009 bis November 2010 insgesamt 140 Gussformen und somit 56 Tonnen Abfallglas produziert. Durch die Verglasung wurde der flüssige Abfall in eine feste, sicher transport- und endlagerfähige Form überführt, so die WAK. Die Radioaktivität der Betriebsabfälle sei damit nicht abschließend beseitigt, jedoch äußerst stabil in eine Glasstruktur eingebunden.
WAK: Keine Gefahr für die Bevölkerung
Mit Blick auf den bevorstehenden Abtransport der fünf WAK-Castorbehälter über den Schienenweg warnte der BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß bereits im November 2010 vor einer möglichen Gefährdung der Bürger. "Die Castoren werden bereits auf den ersten Kilometern fast durch die Wohnzimmer der Bürger rollen. Auf Stadtbahngleisen soll der Atommülltransport die Wohngemeinde Eggenstein-Leopoldshafen und die westlichen Stadtteile von Karlsruhe durchqueren", so Frieß. Eine unmittelbare Gefährdung der Bevölkerung könne daher nicht ausgeschlossen werden. Die WAK betont, dass die für den Transport von radioaktiven Stoffen zulässigen Grenzwerte deutlich unterschritten würden und zu keiner nennenswerten zusätzlichen Strahlenbelastung der Bevölkerung führen werden.
Die südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen planen für den voraussichtlichen Transporttermin Nachttanzblockaden und Mahnwachen entlang der Transportstrecke. Sie fordern eine sofortige Abschaltung aller kerntechnischen Anlagen und einen sofortigen Transportstopp für alle radioaktiven Stoffe, solange kein geeignetes Endlager betriebsbereit sei. Ein Sprecher der Polizei Karlsruhe teilte mit, dass die Polizei mit mehreren hundert Beamten im Stadtgebiet im Einsatz sein wird.