Kürzlich führte eine sechste Klasse des Lessing-Gymnasiums in Karlsruhe im Rahmen eines Klassenfests ein Theaterstück auf. In dem Musical verarbeiteten die jungen Schüler ihre Sicht auf die Atomkatastrophe in Fukushima.
Die SU und JU Karlsruhe sahen darin eine zu einseitige Darstellungder Gefahren der Atomkraft. Die Schüler seien von ihrem Lehrer für "einseitige Politpropaganda missbraucht" worden, hieß es in einer Pressemitteilung. Der Lehrer habe seine Neutralitätspflicht verletzt. Daher forderte der CDU-Nachwuchs in einem offenen Brief an Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer dienstrechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen einzuleiten.
"Lobbyismus für CDU-Jugend kein Fremdwort"
Die JU gehe mit einer Härte gegen das Theaterstück von Sechstklässlern vor, die Juso-Vorsitzender Merwan Klink nicht verstehen kann. "Nur weil dort Ereignisse rekapituliert werden, die zum Atomunfall in Fukushima führten", so Klink in einer Pressemitteilung. Dies verdeutliche, dass die CDU offensichtlich nicht hinter der Abkehr von der Atomenergie stehe, wie sie es so medienträchtig verlauten lasse.
"Sicher muss politische Neutralität in den Schulen gewahrt werden", sagt der Pressereferent der Grünen Jugend Karlsruhe, Nicolas Winkler. Ihm sei daher unverständlich, warum sich die JU nicht kritisch dazu äußere, wenn der Energiekonzern EnBW Werbegeschenke in den Schulen verteile und Videowettbewerbe veranstalte. "Ganz offensichtlich ist der Lobbyismus auch für die CDU-Jugend kein Fremdwort", so Winkler.
"Wir freuen uns grundsätzlich über das Interesse der Jungen Union für die Aktivitäten der Schülerschaft, jedoch wäre es erfreulicher, wenn die Junge Union auch Schulveranstaltungen besuchen würde, über die sie urteilt", meint Winkler. Nach ka-news-Informationen hatten weder der Vorsitzende der JU noch der Vorsitzende der SU das Theaterstück selbst gesehen.
"Reine Effekthascherei"
Klink und Winkler sind sich einig: Die CDU-Jugend betreibe "reine Effekthascherei". Es sei äußerst traurig, dass sie sich auf solch "biedere Tricks" einlassen müsse, um bei den Massen "noch irgendwie Gehör zu finden", so ihre Auffassung.
Die Schulleitung des Lessing-Gymnasiums bestreitet unterdessen die Vorwürfe des CDU-Nachwuchses. "In keinster Weise wurde bei diesem Fest einseitig gegen die Kernkraft agitiert. Vielmehr wurde eine von Schülern und Eltern in deren Freizeit geschriebene Tragikomödie von der gesamten Klasse aufgeführt, in der auf kindgerechte Art und Weise der Atomunfall von Fukushima auf einer künstlerischen Ebene reflektiert wird", betonten die Verantwortlichen gegenüber ka-news. Das Kultusministerium prüft derzeit die Vorwürfe.
Atomkraft: CDU-Nachwuchs wirft Karlsruher Gymnasium Propaganda vor