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Karlsruhe: Online-Hass und Existenz-Angst: Karlsruhes queeres Zentrum steht unter Druck

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Online-Hass und Existenz-Angst: Karlsruhes queeres Zentrum steht unter Druck

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    Alexandria Dritschtler, Vereinsvorsitzende, vor dem Eingang des queeren Zentrums.
    Alexandria Dritschtler, Vereinsvorsitzende, vor dem Eingang des queeren Zentrums. Foto: Thomas Riedel

    Vor etwa einem halben Jahr eröffnete der Verein "queerKAstle" ein queeres Zentrum in Karlsruhe (ka-news.de berichtete). In der Liebigstraße in der Weststadt entstand ein "Safer Space" für Menschen, die sich der LGBTQIA+-Community zugehörig fühlen und Diskriminierung sowie Vorurteilen entgegentreten. Doch wie geht es dem Verein wie läuft es im Zentrum heute?

    QueerKastle hat nun wortwörtlich ein Dach über dem Kopf. Das queere Zentrum feierte am 10. Oktober Eröffnung.
    QueerKastle hat nun wortwörtlich ein Dach über dem Kopf. Das queere Zentrum feierte am 10. Oktober Eröffnung. Foto: Thomas Riedel

    Was ist neu - was hat sich im Zentrum getan?

    Seit der Eröffnung im Oktober 2024 läuft der reguläre Betrieb des Zentrums. Neben den regelmäßigen Öffnungszeiten freitags und samstags organisiert das "queerKAstle" zahlreiche Veranstaltungen. Entweder in Kooperation mit anderen Vereinen oder in Eigenregie. 

    QueerKastle hat nun wortwörtlich ein Dach über dem Kopf. Das queere Zentrum feierte am 10. Oktober Eröffnung.
    QueerKastle hat nun wortwörtlich ein Dach über dem Kopf. Das queere Zentrum feierte am 10. Oktober Eröffnung. Foto: Thomas Riedel

    Alexandria Dritschler, Vorsitzende des Vereins queerKAstle, berichtet stolz: "Neben dem regulären Betrieb konnten wir unsere Fläche erweitern." Ein neuer Raum namens 'Alan Turing' stehe nun als Besprechungsraum mit Beamer zur Verfügung. Der britische Logiker und Mathematiker Alan Turing wurde als Namensgeber gewählt, da er, trotz seiner Leistungen, aufgrund seiner Homosexualität verfolgt und verurteilt wurde. Zudem wurden Lagerräume geschaffen, die queere Vereine für Events nutzen können.

    Mangelnde Unterstützung und Anfeindungen

    Trotz der vielen Erfolge, die das "queerKAstle" bereits feiern konnte, gibt es auch zahlreiche Herausforderungen. Um die Bedürfnisse der queeren Community wirklich zu decken, sei "eigentlich eher mehr Förderung" erforderlich, anstatt nur die bereits bestehende Unterstützung aufrechtzuerhalten, sagt Dritschler.

    Besonders im Bereich der Beratungsangebote bestünden große Lücken, die nicht durch Ehrenamtliche gefüllt werden könnten.

    Alxandria Dritschtler, Vereinsvorsitzende von queerKAstle
    Alxandria Dritschtler, Vereinsvorsitzende von queerKAstle Foto: privat

    Auch queere Kulturangebote wie die Pride Pictures oder der alljährliche CSD würden oft als selbstverständlich angesehen. Aus Sicht von Alexandria Dritschler müsste die Stadt mehr tun, um diese Angebote langfristig zu sichern. Zudem spüre man den deutschlandweiten Rechtsruck - auch in Karlsruhe.

    "Seit unserer Vereinsgründung haben wir, wie auch jetzt noch, meist online mit Anfeindungen zu kämpfen." Größere Sachbeschädigungen seien bislang, abgesehen von Vandalismus durch Sticker, "zum Glück" ausgeblieben. 

    Verunsicherungen und Sorgen

    Generell wird in der queeren Community eine große Angst wahrgenommen, dass queere Rechte durch eine zunehmend konservative Mehrheit im Bundestag eingeschränkt werden könnten. Als Verein "queerKAstle", der mit vielen queeren Gruppen vernetzt ist, wird mit Besorgnis auf die nächste Haushaltsdebatte geblickt.

    QueerKastle hat nun wortwörtlich ein Dach über dem Kopf. Das queere Zentrum feierte am 10. Oktober Eröffnung.
    QueerKastle hat nun wortwörtlich ein Dach über dem Kopf. Das queere Zentrum feierte am 10. Oktober Eröffnung. Foto: Thomas Riedel

    Viele Projekte seien auf Förderungen angewiesen, die aufgrund der angespannten Haushaltslage nur schwer realisierbar sind. Auch das "queerKAstle" stehe vor einer Reduzierung der Haushaltsförderungen, was das Zentrum vor große finanzielle Herausforderungen stellen würde.

    "Wir sind daher durch den queerKAstle-Beirat im permanenten Austausch mit anderen queeren Gruppen und Vereinen, um geschlossen gegenüber der Stadt Karlsruhe und dem Gemeinderat auftreten zu können", sagt Dritschler.

    Das "queerKAstle" lässt sich nicht unterkriegen und sucht Verstärkung

    Das Team von "queerKAstle" lässt sich jedoch nicht abschrecken und hat bereits weitere Veranstaltungen und Projekte geplant, die über die Website und die Social-Media-Kanäle des Zentrums einsehbar sind.

    In der Osterzeit ist eine größere Renovierung der Toiletten vorgesehen, um die Barrierefreiheit im Zentrum zu verbessern. Auch beim bevorstehenden Christopher Street Day (CSD) in Karlsruhe, der am 7. Juni stattfinden wird, wird das "queerKAstle" mit einer Laufgruppe und einem Stand vertreten sein.

    Die CSD-Demonstration zieht durch die Karlsruher Innenstadt.
    Die CSD-Demonstration zieht durch die Karlsruher Innenstadt. Foto: Corina Bohner

    Für die Organisation besteht ein enger Austausch mit dem CSD-Verein. Die Nachfrage nach dem "queerKAstle" ist groß: "Die Räumlichkeiten sind oft im Voraus ausgebucht, und täglich erreichen uns Anfragen per E-Mail." Für neue ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gebe es immer viel zu tun.

    Deshalb ist für April erneut der 'Queereinstieg' geplant, bei dem ein neues Mitmach-Konzept in Form eines Plenums entwickelt werden soll. "Alle, die sich einbringen möchten, sind herzlich willkommen."

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