Mietschulden, Krankheit, Arbeitslosigkeit - die Gründe, weshalb Menschen ihr Dach über dem Kopf verlieren, sind vielseitig. Umso wichtiger ist es, Anlaufstellen aufzusuchen und sich helfen lassen zu können. Speziell in den Wintermonaten sind Erfrierungsschutzräume und Co. für viele Menschen überlebenswichtig.
Doch aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie und des damit verbundenen verschärften Lockdowns müssen viele Einrichtungen und Geschäfte ihre Türen geschlossen halten oder zumindest auf ein Minimum ihrer Leistung heruntergefahren werden. Betrifft das auch die Unterstützung für Obdachlose?
In Karlsruhe sind aktuell 500 Menschen als wohnsitzlos gemeldet. Rund 50 davon sind obdachlos. Laut der Diakonie variiert dieser Wert jedoch von Jahr zu Jahr.
"Es geht um Leib und Leben"
Doch Glück im Unglück: Laut der Diakonie Baden ist die Hilfe für Bedürftige weiterhin gewährleistet. Der Grund: Baden-Württemberg ist eines der wenigen Bundesländer, das Organisationen wie die Diakonie als systemrelevant eingestuft haben.
Bereits im ersten Lockdown hat die Diakonie reagiert und Hygienekonzepte erarbeitet, um die Anlaufstellen und Lokalitäten weiter betreiben zu können. Kurzum: Sämtliche Kooperationen zu anderen Trägern und Angebote bleiben auch im kalten Corona-Winter bestehen.

Lediglich die Anzahl der Plätze in den Aufenthaltsräumen - wie zum Beispiel in der Vesperkirche - mussten jeweils auf 25 Sitzplätze reduziert werden, damit die Menschen den nötigen Abstand von 1,5 Metern einhalten können.
Auch Julia Schlembach vom Referat Wohnungslosenhilfe und Schuldnerberatung der Diakonie Baden begrüßt diese Entscheidung. "Es geht schließlich um Leib und Leben, da mussten die Kommunen nachkommen. Allein schon, weil die Ausweichmöglichkeiten durch die ganzen Schließungen wegfallen und viele der Betroffenen einen strukturierten Tagesablauf benötigen."
"Niemand muss in Karlsruhe frieren"
Das heißt: Platzmangel oder Schließungen seitens der Hilfsorganisationen gibt es durch die Corona Pandemie nicht. "Wir hatten die große Befürchtung, dass die Anzahl der Kältetoten steigt", sagt Schlembach im Gespräch mit ka-news.de. "Fakt ist aber, dass einige gar keine Unterkunft in Anspruch nehmen wollen."

Das bestätigt auch Anita Beneta, Sozialarbeiterin und Abteilungsleiterin für Migration und Integration beim Diakonischen Werk Karlsruhe: "Einige wollen nicht institutionalisiert werden, die möchten dann auch draußen bleiben, weil sie mit den Regeln nicht klarkommen."

Diese Personen nutzen dann, wenn überhaupt, nur die Erfrierungsschutzräume - und davon gibt es in Karlsruhe knapp 65 Stück. "Meistens sind nicht alle Plätze besetzt, niemand muss in Karlsruhe frieren", erklärt Beneta.
Selbst das Problem mit den Bußgeldern, die den Obdachlosen wegen angeblicher Verstöße gegen Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum erhielten, sei inzwischen geklärt. "Wir hatten da ein paar Probleme", gibt Beneta auf Anfrage von ka-news.de zu. "Aber inzwischen sind die Behörden sensibilisiert und man hat individuelle Lösungen gefunden", so die Sozialarbeiterin weiter.
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