"Die Zahl der Wohnungslosen Menschen in Karlsruhe hat in den vergangenen Jahren zugenommen", sagte Uwe Enderle im August 2013 im Rahmen eines Grillfests für jene Karlsruher, die es im Leben nicht so gut getroffen hat. Heute, gut ein Jahr später, muss Enderle im Gespräch mit ka-news feststellen: "Ihre Zahl ist weiter angestiegen." Als Verantwortlicher der Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werks habe er diese Entwicklung genau im Blick.
"Viele Wohnungslose kommen von außerhalb"
Tatsächlich belegen die Zahlen für Karlsruhe Enderles Einschätzung. Eine Sprecherin der Stadt erklärt auf Nachfrage von ka-news: "Ende 2012 hatte die Stadt noch 256 Wohnungslose in Notunterkünften untergebracht, am 15. September diesen Jahres waren es schon 407." Dabei ist die Anzahl der Notunterkünfte für Karlsruher Obdachlose nicht genau zu beziffern. Die Sprecherin der Stadt versichert jedoch: "Es wird jedem geholfen, der Hilfe sucht."
Besonders die Zahl der wohnungslosen Familien erlebt 2014 ihren traurigen Höhepunkt: So waren in diesem Jahr erstmals mehr als ein Viertel aller untergebrachten Obdachlosen Familien.
Doch warum gibt es immer mehr Wohnungslose? Enderle kennt die Gründe: "Ein der Hauptgründe ist mit Sicherheit, dass Karlsruhe als Großstadt eine Art Sogwirkung hat." Viele Neu-Wohnungslose kämen von außerhalb in die Fächerstadt. Enderle sagt: "Hier erhoffen sie sich einfach bessere Bedingungen - und das ist auch meist der Fall. Gerade in einigen kleineren Gemeinden im Umland ist die Situation für viele Wohnungslose besonders schwierig."
"Solange wird ihre Lage schwierig bleiben"
Zudem beobachtet Enderle auch in diesem Jahr einen verstärkten Zustrom aus Osteuropa: "Insbesondere aus Rumänien und Bulgarien kommen relativ viele Menschen zu uns." Doch der Hauptgrund für die angespannte Situation liegt für Enderle innerhalb der Stadtgrenzen: "Bekanntlich wird es immer schwerer, in Karlsruhe eine geeignete Wohnung zu finden. Darunter leiden die Wohnungslosen sehr." Die Stadt müsse dabei ihre Notunterkünfte oft an Studenten vergeben - somit bleiben die Obdachlosen auf der Strecke.
Dabei ist es nicht unmöglich, Obdachlosen eine dauerhafte Bleibe zu vermitteln. Mit dem Blick auf die Zahlen erklärt die Sprecherin der Stadt: "Im August diesen Jahres mussten zwar 76 Menschen neu untergebracht werden, doch gleichzeitig konnten auch 75 Personen ihre Notunterbringung verlassen." Und auch Enderle erzählt von zahlreichen Hilfsangeboten - von kostenlosen Arztsprechstunden, Beratungsstellen und sogar Wohnheimen für Obdachlose.
Doch er sagt auch: "Solange eine solche Wohnungsnot in Karlsruhe herrscht, wird die Lage der Wohnungslosen schwierig bleiben." Und an diesem Mangel, da ist Enderle sicher, wird sich so schnell nichts ändern.
Veranstaltungshinweis: In der Woche vom 13. bis zum 19. Oktober veranstaltet die Liga der Freien Wohlfahrt Aktionstage für Obdachlose. Unter dem Motto "Wohnst du noch?" wird es am Freitag, den 17. Oktober auch auf dem Kirchplatz St. Stephan in der Karlsruher Erbprinzenstraße von 11 bis 17.30 Uhr einige Aktionen zum Thema Wohnungslosigkeit geben.
Wohnungsnot macht wohnungslos: Immer mehr Obdachlose in Karlsruhe
Wohnungsnot: Karlsruhe investiert sechs Millionen in Sozialen Wohnungsbau