Seit Montag, den 16. November, ist der Briefwahlverkehr an einem Ort zentriert: Dem neuen Briefwahlbüro in der Kriegsstraße 100. Hier werden sämtliche Anträge zur Briefwahl angenommen und weiter bearbeitet, um dem erhöhten Bedarf an Briefwahl entgegenzuwirken. 

Geordneter Ablauf

So mancher würde da denken, dass die Mitarbeiter des neuen Briefwahlbüros im Chaos versinken. Tatsächlich scheint aber das Gegenteil der Fall zu sein: Alles erscheint geordnet und gut organisiert. Selbst in der letzten Woche bevor die Auszählungen stattfinden. Aber wie?

Briefwahlbüro Kriegsstraße
Bild: Verena Müller-Witt

Zunächst einmal wurde die Briefwahl bereits vor Wochen als gute Alternative zu den klassischen "Urnengängen" beworben. Ein Umstand, den die Mitarbeiter sehr begrüßen. So konnten rund drei Viertel aller Anträge per E-Mail an das Briefwahlbüro von Karlsruhe gesendet und weiter bearbeitet werden.

Erst jetzt, in der letzten Woche vor der Stimmenauszählung, ist ein vermehrter Anstieg im Büro selbst zu beobachten - da die Online-Antragstellung seit Dienstag wegfällt.

Zwei Drittel der Bürger stimmen per Briefwahl ab

"Das liegt daran, dass wir die rechtzeitige Lieferung der Unterlagen nicht mehr gewährleisten können", erklärt Alexander Süß, einer der Leiter des Briefwahlbüros.

"Wir haben den Menschen von vornherein empfohlen, die Unterlagen online zu beantragen. Jetzt, wo das nicht mehr geht, raten wir zu einer persönlichen Beantragung vor Ort. Dann sind die Unterlagen auch noch rechtzeitig da", so Süß weiter.

Briefwahlbüro Kriegsstraße
Alexander Süß ist einer der Leiter des Briefwahlbüros. | Bild: Verena Müller-Witt

Es gilt jedoch zu Berücksichtigen: Nur fünf Personen können ihre Briefwahlunterlagen gleichzeitig im Schalterbereich beantragen. Kein leichtes Unterfangen, wenn pro Tag zwischen 100 und 120 Personen das Büro aufsuchen wollen.

Deshalb warnt die Stadt Karlsruhe auch auf ihrer Website, dass es zu Wartezeiten vor dem Gebäude kommen kann.

Briefwahl schon vor Covid-19 sehr beliebt

"Ein absoluter Rekord", erklärt Süß. Dennoch: Dass die Tendenz zur Briefwahl immer weiter steigt, war bereits in den letzten Jahren absehbar, ohne Covid-19.

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"Vor zirka 10 Jahren haben rund 10 bis 15 Prozent das Briefwahlverfahren genutzt, bei den Bundestagswahlen 2017 oder auch bei den letzten Kommunalwahlen lag der Wert bereits bei rund 30 Prozent", so der Büroleiter im Gespräch mit ka-news.de.

Briefwahlbüro Kriegsstraße
Eine Anleitung zum richtigen Zurücksenden liegt den Briefwahlunterlagen bei | Bild: Verena Müller-Witt

Die exakte Quote, um wie viel Prozent die Briefwahl durch Corona zugenommen habe, ließe sich aber erst nach dem Wahlgang ermitteln. Süß geht aber davon aus, dass bis Donnerstag, den 3. Dezember, rund 70.000 Briefwahlanträge zusammenkommen werden. Das macht zirka zwei Drittel aller abgegebenen Stimmen aus.

Insgesamt 540 Wahlhelfer

Um den Ansturm an Personen im Griff zu haben, wurde das sonst 350-Mann starke "Briefwahl-Team" nochmal um 200 Personen aufgestockt. Zusätzliche Tricks - wie personalisierte Barcodes - tragen ebenfalls zu einem reibungslosen Ablauf bei.

Briefwahlbüro Kriegsstraße
Andreas Pallo, einer der Leiter des Briefwahlbüros in Karlsruhe | Bild: Verena Müller-Witt

"Wir haben einen sehr breiten Pool an Wahlhelfern", ergänzt Andreas Pallo, ein anderer Briefwahlbüro-Chef in der Kriegsstraße. "Zwar kamen nach dem 2. Lockdown einige Absagen rein, aber trotzdem haben wir noch genügend Wahlhelfer, um den Andrang der Anträge zu stemmen."

Das passiert nach meinem Antrag

Aber: Wie genau sind die Arbeitsabläufe in der Kriegsstraße? Nachdem der Antrag gestellt wurde, wird jeder Antragsteller mit einem Barcode versehen. Dieser wird dann auch auf die Unterlagen gedruckt, sodass nicht jede Person einzeln im System angelegt oder aufgerufen werden muss. Auch die Wahlbezirksnummer ist nun auf dem vorderen Teil des Umschlages gedruckt.

Das spart wertvolle Arbeitszeit und hilft bei der späteren Wahl-Analyse nach Stadtgebieten.

Briefwahlbüro Kriegsstraße
Die Briefwahlbezirke wurden für die Oberbürgermeisterwahl aufgestockt. Doch es gibt nur ein Briefwahlbüro, in dem die Anträge gestellt werden können. | Bild: Verena Müller-Witt

Anschließend wird das Ausgedruckte eine Sitzreihe nach hinten verlagert und von anderen Wahlhelfer-Kollegen verpackt. Anschließend kommen die Umschläge zur Post, werden von den Antragstellern ausgefüllt und danach an die jeweiligen Briefwahlbezirke geschickt. 

Und wann ist dann auch für das Briefwahlbüro Feierabend? "Bis Freitag, 18 Uhr haben wir noch geöffnet", erklärt Pallo im Gespräch mit ka-news.de. "Außer es gibt Neuwahlen. Dann haben wir nochmal zwei Wochen lang geöffnet."

 

 
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