"Zuhören. Verbinden. Gestalten." - so lautete Frank Mentrups Motto im OB-Wahlkampf. Mit dem ersten Punkt seines Mottos - "Zuhören." - hat das neue Stadtoberhaupt nicht lange gewartet. Seinen ersten "richtigen Arbeitstag" nutzte Mentrup für zwei Themen, die für Karlsruhe von großer Wichtigkeit sind: der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) und die Situation der Kindertagesstätten (Kita).
Kombilösung: "Wir müssen die Herausforderung gemeinsam angehen."
Erst am Freitag wurde Mentrup offiziell in das höchste Amt der Fächerstadt gehoben, am Montagmorgen stand er dann schon bei den Verkehrsbetrieben in der Tullastraße für einen Antrittsbesuch auf der Matte. "Ich habe heute meinen ersten richtigen Arbeitstag als Oberbürgermeister und bin gleich zu den Verkehrsbetrieben gekommen", so Mentrup. "Ich möchte damit unterstreichen, wie wichtig der ÖPNV in Karlsruhe ist." Nicht nur innerhalb Karlsruhes sei er das, sondern auch als "bekanntes Aushängeschild" auch in der Außenwirkung. "Der ÖPNV ist wichtig für die Stadt, den Wirtschaftsraum, die Mobilität und für die Menschen", so Mentrup in der Kantine der VBK.
Zuvor hatte sich der neue Oberbürgermeister in Gesprächen mit dem Betriebsrat und mit Straßenbahnfahrern über die Kombilösung, Baustellen und sich dadurch ändernde Betriebsabläufe informiert. "Damit wollte ich auch die Seite der Fahrer und Mitarbeiter kennen lernen. Der Kunde sieht nur die Baustellen, aber nicht die Betriebsabläufe dahinter und welche Belastungen das für die Mitarbeiter bedeutet." Deshalb will Mentrup nun für mehr Transparenz in der Informationspolitik und im Baustellenmanagement sorgen. "Wir müssen diese Herausforderung, die für Karlsruhe positiv enden wird, gemeinsam angehen", bekannte sich der neue Oberbürgermeister zur Kombilösung.
Neue Bahnen ab Ende April?
Da für die Menschen Verlässlichkeit besonders wichtig sei, müsste man eventuell in Betracht ziehen, die Fahrtzeiten länger zu machen und genügend Puffer einzubauen, dass diese auch realistisch umsetzbar seien. Zudem müssten in diesem Zuge auch die dynamischen Anzeigen an den Haltestellen verbessert werden. Baustellen, Umleitungen und Co.: Geht es nach Mentrup, müsse das alles nach außen noch besser erklärt werden. "Aber dann, müssen sich die Kunden auch darauf verlassen können." Nun will Mentrup eine neue Transparenzkampagne vorbereiten: "Die Informationen sind da, wir müssen jetzt aber systematischer nach außen treten. Für Fragen könnte ich mir eine Telefonnummer im Rathaus vorstellen", erklärte der Oberbürgermeister.
Sowohl bei VBK-Geschäftsführer Walter Casazza als auch bei der Belegschaft kam der schnelle Besuch von Mentrup gut an. "Der Besuch ist ein deutliches Signal an die Belegschaft, dass der ÖPNV einen hohen Stellenwert beim Oberbürgermeister besitzt", so Casazza, der weiter mitteilte, dass im Jahr 2012 die Fahrgastzahlen gestiegen seien und seit dem Fahrplanwechsel die Zuverlässigkeit des "Sorgenkinds S5" um fünf Prozentpunkte auf 96 Prozent erhöht werden konnte. Zudem hofft Casazza bis Ende April die neuen Zweisystem-Fahrzeuge in Karlsruhe in Betrieb nehmen zu können. Anfang April soll die zuständige Abnahmebehörde erneut prüfen, ob die Bahnen das TÜV-Siegel erhalten. Mitte Dezember waren die neuen Bahnen der Firma Bombardier durch eben jenen TÜV gefallen.
Antrittsbesuch mit Geschenk: Mentrup auf Augenhöhe in der Kita
Aus Sicht der VBK-Betriebsratsvorsitzenden, Silke Gleitz, unterstrich der hohe Besuch die Wichtigkeit des ÖPNV und der VBK: "Es ist sehr lobenswert, dass der neue Oberbürgermeister so schnell zu uns gekommen ist", so Gleitz im Gespräch mit ka-news. Zusammen mit ihrem Betriebsratskollegen von der AVG, Joachim Sahner, erhofft sie sich nun eine bessere Informationspolitik und mehr Informationen für die Öffentlichkeit, was die Mitarbeiter und Fahrer leisten. "Wir erhoffen uns eine gute Zusammenarbeit und ein offenes Ohr. Mit den Betriebsräten hat Herr Mentrup schon einen internen Austausch angekündigt", ergänzte Sahner. Bevor es für Mentrup gleich zum nächsten Termin ging, warf er zudem einen Blick in die "Herzkammer des ÖPNV": die Leitstelle der VBK und AVG in der Tullastraße.
Musikalisch und eher unpolitisch wurde Frank Mentrup dann bei seinem zweiten Termin begrüßt. In der städtischen Kita in der Karlsruher Oststadt, genauer in der Frühlingsstraße, wollte sich der Fenrich-Nachfolger auf Augenhöhe auch einigen der kleinsten Karlsruher Bürgern vorstellen. Dabei wusste Mentrup umgehend zu überzeugen, denn mit einem großen bunten Geschenk (Magnetbausteine) betrat er die Kita. "Ich bin hergekommen um zu schauen, ob es euch gut geht", erklärte er den zahlreichen Kindern. Das Thema Kindertagesstätten sei so wichtig, weil rund 600 Kinder in Karlsruhe auch einen der beliebten Kita-Plätze wollen, so Mentrup. "Außerdem wollen wir, dass ihr Kinder stark seid; stark im Basteln, Sprechen und weiteren Sachen, damit ihr euer Leben dann in eure Hände nehmen könnt."
Mentrup: "Erzieher länger im Beruf halten."
Im Gespräch mit einigen Erziehern und der Kita-Leiterin Christine Derr unterstrich Mentrup die Wichtigkeit dieses Themas, vor allem im Hinblick auf den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab Sommer 2013. "Ich bin gespannt auf den Sommer, bisher ist das noch eine Rechnung mit vielen Unbekannten", erklärte er. Nun müssten Konzepte her, wie man den Bedarf an Plätzen schnell decken könne. Für Kita-Leiterin Derr ist dabei die Bezahlung ein wichtiges Thema, um den Beruf attraktiver zu machen. Mentrup verwies auf eine stadtinterne Diskussion die er plane, ob die Besoldung von städtischer Seite aus erhöht werden könnte.
Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken müsse man es zudem schaffen, die Erzieher länger im Beruf zu halten. "Die Träger der Kitas müssen sich deshalb auch stärker dem Thema ältere Arbeitnehmer widmen", so Mentrup. Am Beispiel der Kita in der Frühlingsstraße konnte Mentrup das Problem deutlich gemacht werden: "Wir haben eine sehr lange Warteliste mit 200 Kindern. Pro Jahr können wir aber nur rund zehn Plätze verteilen", so Derr. Derzeit betreuen die 18 Erzieher 60 Kinder imn Alter von neun Wochen und sechs Jahren. Für die Zukunft will Mentrup den Einstieg von Pädagogen ohne Erfahrung in der Kindererziehung in den Beruf vereinfachen, wenn die Voraussetzungen für eine Stelle in einer Kita erfüllt würden.
Nun muss sich Oberbürgermeister Mentrup nach dem "Zuhören." auch dem "Verbinden." und "Gestalten." stellen, um die Herausforderungen der Stadt Karlsruhe zu meistern. In den kommenden Haushaltsdebatten zum Doppelhaushalt 2013/14 kann sich Mentrup am 19. und 20. März dann auch erstmals vor dem Gemeinderat beweisen. Doch was erwarten die Karlsruher eigentlich von ihrem neuen Oberbürgermeister? ka-news hat bei einer Straßenumfrage nachgefragt.
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