Einen langen Weg haben der Stadt- und Landkreis Karlsruhe sowie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hinter sich gebracht, um eine integrierte Rettungsleitstelle zu schaffen, die Feuerwehr und DRK unter einem Dach vereint. Auf den Handschlag zu Beginn des Jahres folgte Anfang Juli die Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung zwischen OB Heinz Fenrich, Landrat Christoph Schnaudigel und dem DRK-Kreisverbandsvorsitzenden Kurt Bickel.
112-Anrufe ins UG
In anderen Bundesländern sind integrierte Leitstellen bereits Gang und Gäbe. Dort gilt die 112 als alleinige Notrufnummer für alle nicht-polizeilich gefragten Notfälle. In Karlsruhe existiert die gemeinsame Leitstelle der Feuerwehren von Stadt- und Landkreis mittlerweile seit zehn Jahren im Untergeschoss des Landratsamtes. Alle 112-Notrufe aus ganz Karlsruhe gehen dort ein.
Nach der computergestützten Aufnahme der Notfalllage, werden Anrufe für medizinische Notfälle direkt nach Bruchsal in die dort ansässige Rettungsleitstelle des DRK weitergeleitet. In beiden Fällen veranlasst die jeweilige Leitstelle den sofortigen Einsatz der Rettungsfahrzeuge.
Problemlose Weiterleitung der eingehenden Notrufe
Die Bearbeitung und Weiterleitung der Notrufe funktioniere trotz räumlicher Trennung von Feuerwehr und Rettung bereits seit Jahren problemlos, versichert der Karlsruher Branddirektor Roland Goertz. Mit einer gemeinsamen Leitstelle realisiere die Fächerstadt lediglich einen einheitlichen Standard, der bundesweit üblich sei. Auch Kreisbrandmeister Thomas Hauck ist überzeugt, dass die Leitstelle durchaus für größere Gefahrenlagen gewappnet ist. Im Notfall könnten die technischen und personellen Kapazitäten hochgefahren werden.
Das DRK befürchtet allerdings, dass bei Großschadensereignissen, ähnlich der Folgen, die der Orkan Lothar 1999 in der Region hinterließ, die 112 als einzige Notrufnummer überlastet sein könnte. Deshalb setze sich das Rote Kreuz auch für eine separate Nummer ein, die ebenfalls Notrufstatus besitzt, erklärt Jörg Biermann, DRK-Geschäftsführer des Kreises Karlsruhe. Dies sei Voraussetzung, dass eine solche Nummer auch von einem Handy ohne Guthaben und ohne zusätzliche Vorwahl angerufen werden kann.
Eine der größten deutschen Leitstellen
Die 112 als allgemeine Notrufnummer basiert auf einer europäischen Regelung aus dem Jahr 2009. Allerdings sei dabei wohl übersehen worden, dass diese Nummer in Deutschland schon als Notrufnummer existiert, vermutet Biermann. Dadurch ergebe sich der Bedarf an einer Alternativnummer, die in 21 der 27 EU-Länder bereits am Netz ist.
Mit dem Zusammenschluss entstehe eine der größten deutschen Leitstellen. Diese Größenordnung richte sich nach der Anzahl von Einwohnern, die im Notfall Hilfe über die Leitstelle erhalten. Die Stadt, der Landkreis und das DRK werden gleichermaßen die Notrufzentrale betreiben. Wer für die Technik, Personal, Betriebswirtschaft und weiteres zuständig sein wird, besprechen die Verantwortlichen derzeit.
Eine Nummer für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz
Ein wichtiger Schritt zur Zusammenlegung der beiden Zentralen sei bereits nach dem Handschlag im Januar erfolgt. Dort seien Personal und Technik ausgetauscht worden, erläutert Goertz, um Arbeitsabläufe und Organisationsrichtlinien zu optimieren und höhere Effektivität im späteren Leitstellenbetrieb zu gewährleisten. Daneben diente diese Maßnahme auch dem Zwischenmenschlichen. "Das Menschliche spielt eine große Rolle. Schließlich müssen diese Leute bald auch Seite an Seite zusammenarbeiten", so Goertz.
Einen weiteren Schritt gehen Feuerwehr und DRK mit der Einrichtung dreier Telefonarbeitsplätze in der Rettungsleitstelle in Bruchsal. Ab Oktober laufen dann an diesen Arbeitsplätzen auch Anrufe über die 112 auf, die nach Feuerwehr, Rettungsdienst oder Katastrophenschutz verlangen. Bisher kann die Leitstelle nur die 19 222-Anrufe direkt annehmen.
Neubau statt Umzug
Was mit der Bruchsaler Leitstelle nach der Zusammenlegung geschieht, sei momentan noch unklar. DRK-Kreisgeschäftsführer Biermann setzt sich jedenfalls für deren weitere Unterhaltung ein, als Zentrale für die 19 222 und als Ersatzleitstelle für die gemeinsame Leitstelle in Karlsruhe, falls diese einmal komplett ausfallen sollte. Denn auch in einem solchen Fall müsse die Notfallversorgung der Bevölkerung gewährleistet sein.
2014 soll das Leitstellengebäude bezugsfertig sein. Warum Feuerwehr und Rettung nicht in ein bereits vorhandenes Gebäude einziehen, beantwortet Goertz: "Die komplette Leitstelle neu zu bauen ist einfacher und auch wirtschaftlicher als ein bestehendes Gebäude umzubauen", denn ein Umbau müsse die Zweckmäßigkeit erfüllen, besonders im Hinblick auf die technischen Anforderungen. Und das würde wohl wesentlich teurer werden.