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Karlsruhe: Neues Gewerbegebiet in Neureut: Jetzt äußert sich die Stadt zur Kritik des BUND

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Neues Gewerbegebiet in Neureut: Jetzt äußert sich die Stadt zur Kritik des BUND

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    Gewerbegebiet Gottesauer Feld
    Gewerbegebiet Gottesauer Feld Foto: Thomas Riedel

    Karlsruhe braucht neue Gewerbeflächen - und in Neureut soll sie entstehen: Auf einer etwa 23,7 Hektar großen Fläche. Das neue Gewerbegebiet "Gottesauer Feld" soll laut Stadt ressourcenoptimiert entwickelt werden.

    Für die Fläche "Gottesauer Feld" soll ein Bebauungsplan aufgestellt werden.
    Für die Fläche "Gottesauer Feld" soll ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Foto: Stadtplanungsamt

    "Ziel ist neben einer effizienten Ausnutzung der in Anspruch genommenen Fläche, die Schaffung eines Gewerbegebietes mit möglichst niedrigem Energie- und Ressourcenverbrauch und qualitätvoller Grünordnung", heißt es im Januar. Der Bebauungsplan wurde kurz danach ausgelegt. 

    BUND sieht Pläne für neues Gewerbegebiet kritisch

    Doch der Bund für Umwelt und Naturschutz (kurz BUND) äußerte im März erhebliche Bedenken hinsichtlich der Umweltverträglichkeit des Projekts. 

    Die Gründe: 

    • Die Entsiegelung von Ausgleichflächen wurde nicht geprüft.
    • In der Ökobilanz werden unrealistische Annahmen getroffen, was den Ausgleich angeht, insbesondere bei der Dachbegrünung sowie Oberbodenauftrag.
    • Die Berechnung gipfelt im Ergebnis, dass das bebaute und versiegelte Gewerbegebiet eine höhere Wertigkeit bzgl. Biotopen haben soll, als der jetzige Zustand des Gebietes.
    • Als Ausgleichsgebiet soll ein Pappelwald gerodet werden um darauf einen Erlenwald zu entwickeln, der zusätzlich Ökopunkte generiert.
    • Verlust von landwirtschaftlichen Flächen sowie die Verschlechterung bzgl. der Lokalklimas werden nicht bzw. nicht ausreichend thematisiert.
    Gewerbegebiet Gottesauer Feld
    Gewerbegebiet Gottesauer Feld Foto: Thomas Riedel

    BUND appelliert erneut an die Parteien

    Zwei Monate später wendet sich der BUND mit einem Schreiben an die Fraktionen des Karlsruher Gemeinderates, welches der ka-news.de-Redaktion vorliegt. Die Naturschützer kritisieren die fehlende Beschreibung von Mängeln im Bebauungsplan und fordern Nachbesserungen. 

    Gewerbegebiet Gottesauer Feld
    Gewerbegebiet Gottesauer Feld Foto: Thomas Riedel

    "Wir fordern Sie dringend auf, in dieser Sache tätig zu werden. Bitte fordern Sie bei der Verwaltung Nachbesserungen zu diesem Bebauungsplan ein, der die o. g. Punkte miteinbezieht. Unser Ziel ist, dass es – wenn dieses Gewerbegebiet nun unbedingt gebaut werden muss – wenigstens zu einem realistischen und angemessenen Ausgleich der negativen Umweltauswirkungen kommt. Das haben Sie in der Hand, auch wenn Sie das Gewerbegebiet nicht grundsätzlich ablehnen", so der BUND.

    Gewerbegebiet Gottesauer Feld
    Gewerbegebiet Gottesauer Feld Foto: Thomas Riedel

    FÜR und Freie Wähler fordern "transparente Informationen" von der Stadt

    Eine Kritik, die auch die Fraktionsgemeinschaft Freie Wähler/FÜR Karlsruhe dazu veranlasste, nochmal genauer nachzuhaken. In einer Pressemitteilung fordern sie die Stadtverwaltung auf, "umfassende und transparente Informationen bereitzustellen und gegebenenfalls Nachbesserungen vorzunehmen, um die ökologischen Bedenken auszuräumen und die Planung im Sinne aller Beteiligten zu optimieren".

    Die Stadt bestätigt gegenüber ka-news.de, dass eine entsprechende Stellungnahme bis Freitag, 14. Juni, sowohl für die Parteien, als auch für die Presse erfolgen solle.

    Aktualisierung, 19. Juni, 7.33 Uhr: Stadt veröffentlicht Statement

    Kritik: Die Entsiegelung von Ausgleichflächen wurde nicht geprüft.

    Die Stadt erklärt in ihrem Statement vom 18. Juni, dass im Rahmen der Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung alle verfügbaren Ausgleichsflächen geprüft wurden. Um die ökologischen Schäden der Bebauung zu kompensieren, bräuchte es etwa sechs Hektar an Flächen. Doch generell stünden im Stadtgebiet nur wenige Flächen für eine Entsiegelung zur Verfügung.

    Gewerbegebiet Gottesauer Feld
    Gewerbegebiet Gottesauer Feld Foto: Thomas Riedel

    Darum habe man für dieses Projekt Ausgleichsmaßnahmen gesucht und gefunden, um den Boden direkt vor Ort und in unmittelbarer Nähe aufzuwerten.

    Kritik: In der Ökobilanz werden unrealistische Annahmen getroffen, was den Ausgleich angeht.

    Um den Ausgleich zu prüfen, werde eine Ökobilanz vor und nach dem Eingriff berechnet. Hierzu werden den aktuellen Biotopen, die Lebensräume nach der Errichtung des Gewerbe- und Wohngebiets sowie der öffentlichen Grünflächen gegenübergestellt.

    • Die Ökobilanz vor der Bebauung: 244.980 Ökopunkte.
    • Die Ökobilanz nach der Bebauung: 1.468.946 Ökopunkte
    • Fazit der Stadt: Mit 223.966 Ökopunkten soll die Fläche sogar aufgewertet werden. Der bauliche Eingriff könne vollständig ausgeglichen werden.
    Gewerbegebiet Gottesauer Feld
    Gewerbegebiet Gottesauer Feld Foto: Thomas Riedel

    Aktuell befinden sich auf den Flächen:

    • landwirtschaftliche Nutzflächen
    • Feldhecken und Feldgehölze
    • wenigen Streuobstbäume
    • zwei Gartenparzellen
    • verbrachtes Grünland mit Feldhecken
    • eine Wohnbebauung
    • Gewerbegebietsflächen

    Die Bedeutung dieser Flächen für die Natur reiche dabei von sehr geringwertig, hin zu sehr hochwertig. Das Bebauungsgebiet erstrecke sich jedoch nicht über das gesamte Areal. Und die nicht bebauten Flächen sollen als öffentliche Grünflächen erhalten werden. Auch habe man darauf geachtet, für die Bebauung überwiegend die geringwertigen Flächen zu nutzen, wie verbrauchte Äcker. An hochwertigen Flächen, seien ausschließlich einige Feldhecken betroffen, die aber als gesetzlich geschützte Biotope gelten.

    Ausgleichsmaßnahmen:

    • Zum Ausgleich der Hecken: In der westlichen und nördlichen Randzone sollen neue Hecken angelegt werden.
    • Südlich davon, soll ein arten- und blütenreicher Krautsaum entstehen.
    • Die außerhalb der Bebauungsflächen liegenden Bereiche sollen durch regelmäßige Mahd zu einer artenreichen Magerwiese entwickelt werden.
    • Das Feldgehölz soll in einen Bestand mit gebietsheimischen Laubbaumarten umgewandelt werden.

    Fazit: Der bauliche Eingriff könne vollständig ausgeglichen werden. Darüber hinaus seien "externe Kompensationsmaßnahmen zur natur- und bodenschutzfachlichen Aufwertung vorgesehen".

    Gewerbegebiet Gottesauer Feld
    Gewerbegebiet Gottesauer Feld Foto: Thomas Riedel

    Kritik: Als Ausgleichsgebiet soll ein Pappelwald gerodet werden, um darauf einen Erlenwald zu entwickeln, der zusätzlich Ökopunkte generiert.

    Diese Maßnahme soll laut Stadt vorgesehen sein, da Erlenbruchwälder als gefährdet gelten und in ihrer Ökobilanz (33 Ökopunkte /m²) deutlich besser abschneiden als der Pappel-Bestand (14 Ökopunkte/m²). Außerdem eigne sich diese Fläche gut für die Entwicklung solch eines Waldes.

    Nichtsdestotrotz sollen einige Alt-Pappelbäume erhalten bleiben, und weitere in zirka 5 m Höhe gekappt und als stehende Totholzbäume Spechten und Fledermäusen Besiedlungsmöglichkeiten bieten.

    Kritik: Verlust von landwirtschaftlichen Flächen sowie die Verschlechterung bezüglich des Lokalklimas werden nicht bzw. nicht ausreichend thematisiert.

    Laut Stellungnahme der Stadt, komme der Umweltbericht nach qualitativer Analyse für das Schutzgut Klima zu folgendem Ergebnis: "Zusammenfassend ist festzuhalten, dass eine erhebliche Beeinträchtigung des Schutzguts Klima und Luft nicht eintritt."

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