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Karlsruhe: Neuer Vorstoß im Gemeinderat: Wann wird der Karlsruher ÖPNV ticketfrei?

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Neuer Vorstoß im Gemeinderat: Wann wird der Karlsruher ÖPNV ticketfrei?

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    Neuer Vorstoß im Gemeinderat: Wann wird der Karlsruher ÖPNV ticketfrei?
    Neuer Vorstoß im Gemeinderat: Wann wird der Karlsruher ÖPNV ticketfrei? Foto: Needham|Mohawkvisuals

    Die gelben Straßenbahnen sind eine Konstante, die das Karlsruher Stadtbild zieren. Mit Sicherheit hat jeder Karlsruher die Bahn einmal benutzt - und wenn nicht die Bahn, verbindet auch ein weitverzweigtes Busnetzwerk die Stadt. 

    Doch hundertprozentig zufrieden sind die meisten Kunden nicht. Der Grund: In den letzten Jahren wurde der Ticketpreis stetig erhöht - der Betreiber, die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), begründet die jährlichen Preissteigerungen durch das wachsende Liniennetzwerk und den steigenden Komfort in den Bahnen.

    Dennoch wurden in den vergangenen Jahren Forderungen nach einem kostenlosen ÖPNV von verschiedenen Stellen immer wieder laut. Jüngst hat auch der Karlsruher Gemeinderat in seiner Juni-Sitzung wieder über eine solche Möglichkeit diskutiert. Die Fraktionen der Linken, der Karlsruher Liste/Die Partei und der Grünen sind hier die stärksten Verfechter.

    Aljoscha Löffler, Stadtrat der Grünen-Fraktion Karlsruhe.
    Aljoscha Löffler, Stadtrat der Grünen-Fraktion Karlsruhe. Foto: Grüne Karlsruhe

    Stadtrat Aljoscha Löffler (Grüne) sagt: "Die Kosten des ÖPNV dürfen nicht nur von den Nutzern getragen werden. Die Gesellschaft profitiert hier", erklärt er.  Stadtrat Karl-Heinz Jooß von der FDP ist allerdings skeptischer, dass die Abschaffung oder zumindest Reform der Ticketpreise viel bringen würde. "Pünktlichkeit und Komfort sind hier wichtiger."

    Manche Städte sind schon ticketfrei

    Die Idee des kostenfreien Massentransits ist dabei nichts Neues. Im Jahr 2019 haben die VBK schon einmal das Konzept getestet - an allen Adventssamstagen war der Nahverkehr gratis. Diese vier Tage hatten den VBK um die 570.000 Euro gekostet - aber in der Bevölkerung gab es eine positive Resonanz.

    Auch wäre Karlsruhe nicht die erste Stadt, die ein solches Angebot machen würde. In Luxembourg-Stadt ist der öffentliche Personennahverkehr seit Februar 2020 komplett gratis - eine Änderung, die die Luxembourger mehrheitlich befürworten.

    Der Öffentliche Personennahverkehr ist in Luxemburg ab sofort kostenlos.
    Der Öffentliche Personennahverkehr ist in Luxemburg ab sofort kostenlos. Foto: Harald Tittel/dpa

    Seit dem 1. Juli 1997 ist auch der öffentliche Transit in der belgischen Stadt Hasselt gratis. Laut dem belgischen Verkehrsminister Eddy Baldewijns haben sich daraufhin die Fahrgastzahlen von 360.000 Passagieren innerhalb von neun Jahren auf das 13-fache erhöht. Aus finanziellen Gründen wurde dieses Programm allerdings 2013 wieder eingestellt - jetzt dürfen nur noch Personen unter 19 Jahren gratis mitfahren.

    Zu viele Anträge - die Stadt lässt prüfen

    Weil es in der Fächerstadt in der Vergangenheit bereits zahlreiche Forderungen der Parteien und Fraktionen zum Thema kostenfreier ÖPNV gegeben hat, will die Stadt die Anträge nun von einer Beratungsfirma auf ihre Umsetzbarkeit prüfen lassen. Das geht aus der Vorlage der Verwaltung zur Gemeinderatssitzung hervor.  

    Der Gemeinderat in der Gartenhalle.
    Der Gemeinderat in der Gartenhalle. Foto: Stadt Karlsruhe

    Speziell im Jahr 2019 wurden insgesamt sechs Anträge von der Linkspartei, den Grünen und der Karlsruher Liste/Die Partei gestellt, in denen die Fraktionen darum bitten, das Tarifkonzept - eventuell auch zugunsten von Schülern - zu überdenken.

    AfD-Fraktion ist nicht begeistert von kostenfreiem ÖPNV

    Lüppo Cramer von der Fraktion Karlsruher Liste/Die Partei sieht eine Reform als wichtig an. Eine Tarifänderung sei wichtig, und wenn das nicht geschehen kann, dann wenigstens soziale Hilfe: Gratis Bahnfahren für Personen mit dem Karlsruher Pass und ähnliche Angebote, so seine Ansicht. In der Theorie ähnlich zu dem Modell, das die Stadt Hasselt heute noch verwendet. 

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    Foto: Oliver Schnell

    Weniger begeistert zeigt sich die AfD-Fraktion von den Ideen der Stadtratskollegen. "Das ist doch alles nur billiger Populismus", sagt Stadtrat Oliver Schnell in der Sitzung im Juni. Der Gemeinderat hat die Anträge sowie die städtische Vorlage nun erst einmal zur Kenntnis genommen, entschieden ist noch nichts.

    Kein grünes Licht für 365 Euro-Ticket

    Kein grünes Licht gab es jedoch schon einmal für eine 365-Euro-Karte, die - wie der Name schon sagt - das gesamte Netz des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) für ein Jahr zum Preis von 365 Euro zugänglich machen soll.

    Ob und wann eine Entscheidung für oder gegen einen ticketfreien ÖPNV fällt, ist hingegen weiter offen. Wie die Karlsruher Liste/Die Partei in ihrem Antrag festgestellt hat, würde ein komplett ticketfreier Personennahverkehr die Stadt mehr als 87 Millionen Euro pro Jahr kosten.

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    Foto: Needham|Mohawkvisuals

    Zu viel, meint auch die FDP. Daher soll das Thema bei der Haushaltsberatung 2021 im Herbst noch einmal aufgerollt werden. Die endgültige Entscheidung über eine Tarifanpassung fällt selbst dann aber nicht der Gemeinderat, sondern der Aufsichtsrat der KVV.

    Mit KVV-Jahreskarte kostenlos durch ganz Baden-Württemberg

    Ein Lichtblick für Bahnfahrer gibt es aber schon jetzt: Der KVV beteiligt sich an der landesweiten Aktion "bwAboSommer", mit der Jahreskartenbesitzer im Schienennahverkehr sowie in Bussen in den Sommerferien kostenlos durch ganz Baden-Württemberg fahren können. Das gibt der KVV in einer Pressemeldung bekannt.

    Gültig hierfür sind die ScoolCard, die Anschluss-Studikarte, die Jahreskarte, die KombiCard, die Firmenkarte, das AboPlus KVV/VRN, die Studikarte, die Karte ab 65, das AboFix, die KombiCard Partner und die Jobtickets BW.

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