Heftige Streitgespräche brachte der Tagesordnungspunkt "Die Fiduciastraße als Stadtboulevard?" bereits in der Juli-Sitzung des Durlacher Ortschaftsrats mit sich. Dass an der Verkehrsachse am Rande von Aue bald aus brachem Grün eine Wohnlandschaft werden könnte, verärgerte vor allem die direkten Anwohner.
Lärm, Abgas, weite Wege
Die Idee der KIT-Studenten, die sich stadtplanerisch der Verbesserung der Aufenthaltsqualität an dieser Stelle angenommen haben: Man könne sich eine Art Hofhaus-Komplex oder eine kammartige Anordnung der neuen Gebäude vorstellen, so dass diese zur Straßenseite hin geschützt seien. Auch Fuß- und Radverkehr sollen gefördert werden.
Der Tenor im Ortschaftsrat: "Wir haben doch nicht umsonst vor 30 Jahren ein Vermögen in diese Grundstücke mit Blick ins Grüne investiert, nur damit die Stadt uns nun einen Wohnblock vor die Nase setzt." Man wolle dort seine Ruhe. Diesem Stimmungsbild entsprechend fällt auch ein Antrag der SPD-Fraktion im Durlacher Ortschaftsrat aus, der nun an die Karlsruher Stadtverwaltung gestellt wird.
SPD-Fraktion gibt Kontra
"Die SPD-Fraktion steht grundsätzlich hinter dem Konzept der Flächengewinnung durch Innenentwicklung, ist aber der Auffassung, dass die Fiduciastraße hierfür ein ungeeigneter Ort ist, insbesondere für Wohnbebauung", heißt es im Antrag. Und weiter: "Eigentlich spricht nur die schnelle Verfügbarkeit des Geländes für eine Bebauung. Dagegen spricht, dass es sich bei der Fiduciastraße um eine Hauptverkehrsstraße handelt." Sie liege zudem in unmittelbarer Nähe zu gewerblicher Nutzung - die geplante Großtankstelle sei ebenfalls nicht weit entfernt. Auch sei die fußläufige Entfernung zu den Supermärkten und Versorgungseinrichtungen von Aue nicht gering. "Aufgrund der Lärm- und Abgasemissionen kann eine Wohnnutzung an diesem Standort nicht als attraktiv angesehen werden", so die SPD weiter.
Nach Meinung der Ortschaftsratmitglieder sollte deshalb nur auf diesen Standort nur im absoluten Notfall, beziehungsweise Flächen-Engpass zurückgegriffen werden. "Eine solche Situation sieht die SPD-Fraktion gegenwärtig nicht" und verweist darauf, dass im Bereich des künftigen Bebauungsplans "Unten am Grötzinger Weg" bei entsprechender Anstrengung in naher Zukunft auf einer Fläche von über 55.000 Quadratmeter "in ruhiger Durlacher Lage" neuer Wohnraum entstehen werde.
Stadtverwaltung: "Bürgerbeteiligung wichtig"
Viele Gründe, sich gegen die weitere Planverfolgung zu entscheiden. Aber ob sie auch gut genug sind, darüber entscheidet letztlich der Karlsruher Gemeinderat. In einer Stellungnahme der Stadtverwaltung wird darauf verwiesen, dass die finalen Ergebnisse der Forschungsarbeiten im Rahmen des Förderprogramms "Flächen gewinnen durch Innenentwicklung" im Frühjahr 2016 vorgestellt werden sollen. Erst danach könne eine Entscheidung -mit Berücksichtigung des Ortschaftsrats, gefällt werden. Die Bürgerbeteiligung erachte man als wichtigen Bestandteil.
"Alle [fachlichen] Belange sowie auch die Reaktionen der Bürgerschaft fließen in den Abschlussbericht ein, der sowohl dem Ministerium als auch den gemeinderätlichen Gremien der Stadt Karlsruhe vorgelegt wird", so die Verwaltung weiter. Sobald der Gemeinderat schließlich eine Entscheidung über die Bebauung in der Fiduciastraße getroffen habe, sollen die weiteren erforderlichen Verfahrensschritte eingeleitet werden. "Selbstverständlich auch nur im Falle einer positiven Entscheidung", so heißt es abschließend.
Die nächste Sitzung des Durlacher Ortschaftsrats findet am Mittwoch, 11. November statt. Dann soll erneut über den umstrittenen Plan beraten werden.