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Durlach-Aue: Durlach-Aue: Wird aus der Fiduciastraße ein neuer Stadtboulevard?

Durlach-Aue

Durlach-Aue: Wird aus der Fiduciastraße ein neuer Stadtboulevard?

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    Wohnraum schaffen auf dem Grünstreifen an der Fiduciastraße in Durlach Aue. Eine Vision der Architektur-Fakultät am KIT, die bei den Auer Bürgern nur auf Ablehnung stößt.
    Wohnraum schaffen auf dem Grünstreifen an der Fiduciastraße in Durlach Aue. Eine Vision der Architektur-Fakultät am KIT, die bei den Auer Bürgern nur auf Ablehnung stößt. Foto: hhs

    Wo es um städtebauliche Visionen und planerische Ideen hätte gehen sollen, entbrannten am Mittwoch in dem zum Bersten gefüllten Saal schnell aggressive, laute und angsterfüllte Streitgespräche, in denen sich die Anwohner vehement gegen eine Veränderung der bestehenden Situation wehrten.

    Straßenausbau vom Tisch

    Dabei scheint die Idee für Außenstehende durchaus plausibel und intelligent: Links und rechts neben der Fiduciastraße gibt es einen relativ großen Grünstreifen, zu dem auch ein Lärmschutzwall gehört, der bisher ungenutzt brach liegt. Ursprünglich hatte man dieses Land für einen möglichen vierspurigen Ausbau der Straße "reserviert" - der wird nun definitiv nicht mehr kommen, der Grund kann folglich anderweitig genutzt werden.

    Da der Lärmschutzwall ohnehin nicht effektiv ist, da zu weit von der Straße entfernt, haben die Planer diesen gleich mit in ihre Ideen integriert, die Kleingärten und Privatgrundstücke sind davon jedoch nicht tangiert. Auch den Wald auf der gegenüberliegenden Straßenseite wolle man unangetastet lassen und zukünftig noch mehr als Naherholungsgebiet nutzen.

    Idee kommt von KIT-Studenten

    Der Bürgerworkshop vom Mittwoch ist Teil des KIT-Projekts "Stadtstraßen: Impulse für eine Neuausrichtung", für das die Stadt Karlsruhe im Rahmen des Landesförderprogramms "Flächen gewinnen durch Innenentwicklung" 35.000 Euro erhält.

    Die Idee ist, ausgehend von der Erkenntnis, dass viele Stadtstraßen in Vororten als Relikt der "autogerechten Stadt" überdimensioniert und einseitig auf den Autoverkehr ausgerichtet und daher funktional und gestalterisch nicht mehr zeitgemäß sind, im Rahmen dieses Projekts nun auszuloten, ob es für "Restflächen" bessere Lösungen gibt. Nachdem unter anderem die der Gustav-Heinemann-Allee in Hagsfeld, die Daxlander Straße und die Pulverhausstraße innerhalb einer Machbarkeitsstudie aus dem Projekt herausgefallen sind, hat man sich für eine nähere Betrachtung der Umstände an der Fiduciastraße entschieden.

    Studenten des KIT haben sich überlegt, wie eine Nutzung des Grünstreifens aussehen könnte, wie man die dort zu schaffenden Wohnungen vor dem Verkehrslärm schützen und die neuen Gebäude gleichzeitig als Schallschutz für Aue nutzen kann. Prof. Dipl.-Ing. Kerstin Gothe von der Fakultät für Architektur stellte gemeinsam mit ihren Studenten das Projekt und die Ideen dahinter vor: Man könne sich eine Art Hofhaus-Komplex oder eine kammartige Anordnung der neuen Gebäude vorstellen, so dass diese zur Straßenseite hin geschützt seien.

    "Wir wollen unsere Ruhe"

    Und auch wenn die Ideen, die bisher tatsächlich nicht mehr als Visionen sind, durchaus sinnvoll klingen und man sich auch gut vorstellen kann, dass die - auf den ersten Blick nicht sehr attraktive - Wohnlage an der Fiduciastraße in Zeiten wachsender Wohnungsnot durchaus gut angenommen werden wird, die Auer Anwohner stellen sich quer. "Wir haben doch nicht umsonst vor 30 Jahren ein Vermögen in diese Grundstücke mit Blick ins Grüne investiert, nur damit die Stadt uns nun einen Wohnblock vor die Nase setzt" - so die Grundhaltung der anwesenden Bürger, dass diese mitunter aggressiv und feindselig geäußert wurde, mag darauf zurückzuführen sein, dass die Auer der Stadtverwaltung offensichtlich nicht trauen und fürchten, dass die Wohnansiedlung schon längst beschlossene Sache ist.

    Wie sollen die neuen Bewohner dahin fahren, wo werden sie parken, wer soll da überhaupt hinziehen, warum werden die Bäume gefällt, was passiert mit dem Radweg und "wir wollen überhaupt keine Aufwertung der Fiduciastraße", "wir wollen unsere Ruhe", "der Grünstreifen ist gar nicht breit genug für Wohnhäuser", "wir lassen uns von der Stadt nicht über den Tisch ziehen" - waren Einwürfe, die am Mittwochabend oft zu hören waren und diesem Bürgerworkshop einen unangenehmen Beigeschmack gaben.

    Denn wenn eine so frühe Bürgerbeteiligung dazu führt, dass die Bürger den tatsächlichen Planungsstand derartig anzweifeln und sowohl der Stadtverwaltung als auch der KIT-Projektgruppe bewusste Lügen unterstellen, darf man sich natürlich auch nicht über Stimmen wundern, die den Prozess der Bürgerbeteiligung generell anzweifeln. 

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