Benannt wird das Stadion nach dem zweimaligen olympischen Silbermedaillengewinner über 400 Meter, einzelnen und in der Staffel, sowie mehrfachem deutschen Meister über 100 und 200 Meter, Carl Kaufmann. Er verstarb 2008 im Alter von 72 Jahren.
Umbenennung seit 2010 Thema
Es war der dritte Vorstoß das Leichtathletik-Stadion umzubenennen: Bereits 2013 stand eine Namensänderung im Karlsruher Gemeinderat zur Debatte. Damals gab es laut stadtinterner Sicht keine Bedenken, jedoch sollten noch die betroffenen Bürger- und Sportvereine gehört werden. Der erste Vorstoß erfolgte auf Inititaive der CDU-Fraktion im Jahr 2010: Er war seinerzeit auf Eis gelegt worden, weil aufgrund einer stadtinternen Regelung kommunale Gebäude oder Straßen frühestens fünf Jahre nach dem Tod einer Karlsruher Persönlichkeit nach dieser benannt werden.
Nachdem die betroffenen Bürger und Vereine gehört worden waren, fand das Thema zwei Jahre später zurück auf die Tagesordnung der Stadträte: Im April 2015 wurde nach nicht-öffentlichen Vorberatungen im Hauptausschuss, die Umbenennung mit einer "überwältigenden Zustimmung" wie es Oberbürgermeister Frank Mentrup bezeichnete, endgültig beschlossen.

Carl Kaufmann wurde 1936 in New York geboren. Er war Mitbegründer des SSC sowie Gründer des Theaters "Die Käuze" in der Waldstadt. 2008 verstarb der erfolgreiche Leichtathlet in Karlsruhe. (Foto: Schlesiger, Stadtarchiv Karlsruhe)
Für die Benennung des Beiertheimer Stadions nach Carl Kaufmann gab es einen gemeinsamen Antrag der CDU, SPD und KAL sowie des Stadtrats Wenzel und des ehemaligen Stadtrats Mossuto. Große Zustimmung fand der Vorschlag laut Antragstext bei dem Bürgerverein der Südweststadt und der Leichtathletikgemeinschaft Region Karlsruhe.
Einweihung am Sonntag
Der Bürgerverein Beiertheim, der aus historischen Gründen - ein Großteil des Beiertheimer Feldes lag früher auf Beiertheimer Gemarkung - in den Benennungsprozess einbezogen wurde, wünschte sich die Bezeichnung "Carl-Kaufmann-Stadion, Beiertheim". Auch der SVK Beiertheim sprach sich gegen die Umbenennung aus: "Beiertheimer Stadion" sei für die Sportinteressierten zu einem festen Begriff geworden. Stattdessen sollte eine Ehrung von Sportlern durch das Aufstellen einer Erinnerungstafel im Eingangsbereich des Stadions erfolgen.
Im Gemeinderat entschied man sich im April für "Carl-Kaufmann-Stadion". Am Sonntag, 4. Oktober, wird Erster Bürgermeister Wolfram Jäger die Namensplakette im Eingangsbereich des Stadions enthüllen. Auch Mitglieder der Familie Caufmann sowie Sportler der Leichtathletik Region Karlsruhe werden anwesend sein.
ka-news Hintergrund:
Carl ("Charly") Kaufmann wurde am 25. März 1936 in New York, wo sein Vater arbeitete, geboren. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hielt sich seine Familie in Deutschland auf. Als die Rückkehr in die USA unmöglich wurde, ließen sie sich in Karlsruhe nieder. Nach dem Schulbesuch in Karlsruhe am Bismarck-Gymnasium und einem Abschluss an der Musikhochschule Karlsruhe als ausgebildeter Tenor absolvierte er eine Ausbildung als Lehrer für Technik, Religion und Sport. Kaufmanns Sportlerkarriere begann damit, dass sein Sportlehrer und späterer Trainer Emil Welschinger sah, dass Kaufmann beim Fußballspielen sehr schnell war. Er nahm ihn deshalb zu einem Leichtathletikwettkampf mit, und damit begann sein Aufstieg. Kaufmann trat zunächst dem Karlsruher TV bei, wechselte aber später zum Karlsruher SC. 1955 gewann er seine erste deutsche Meisterschaft über 200 Meter. Später folgten mehrere deutsche Meistertitel über 100 und 200 Meter und ein Europameistertitel. Er besiegte den damals in Deutschland führenden Sprinter, den "weißen Blitz" Heinz Füt-terer im 200-Meter-Lauf. Immer wiederkehrende Verletzungen, die auch der Grund da-für waren, dass er 1956 nicht an den Olympischen Spielen in Melbourne teilnehmen konnte, zwangen ihn dazu, seine Laufstrecke auf die 400 Meter umzustellen. Ein Entschluss, der genau richtig war. So lief der "Bel ami" der Aschenbahn am 6. September 1960 bei den Olympischen Spielen im 400-Meter-Finale zusammen mit dem Amerikaner Otis Davis auf regennasser Aschenbahn Weltrekord. Es waren die ersten beiden Menschen, die die Stadionrunde unter 45 Sekunden bewältigten. Kaufmann warf sich ins Ziel, verfehlte um eine Handbreite die Goldmedaille und gewann die Silbermedaille. Damals wurde die heute standardisierte elektronische Zeitmessung eingeführt. Davis lief 44,91 Sekunden und Kaufmann 44,93 Sekunden. Mit der 4-mal-400-Meter-Staffel holte er ebenfalls Silber. Carl Kaufmann hat dadurch den Ruf Karlsruhes als Laufsportstadt mitbegründet. Mit 28 Jahren verabschiedete er sich jedoch von seiner Laufkarriere. 1961 heiratete er Monica Ullmann; aus dieser Ehe gingen drei Söhne hervor. Carl Kaufmann war 1967 Mitbegründer des SSC Karlsruhe und leistete in den ersten Jahren mit seiner damaligen Frau die Knochenarbeit der Verwaltung in den eigenen vier Wänden. Neben seinen Leistungen als Sportler hat sich Kaufmann auch für das Allgemeinwohl eingesetzt. Die Verbindung von Sport und Kultur lag ihm besonders am Herzen. 1967 gründete er das Theater "Die Käuze", mit dem er vielbeachtete Akzente setzte. Er brachte es auf 131 Inszenierungen. 1981 heiratete er Sabine Kowallik. Bis zu seinem Tod trainierte er seine aus dieser Ehe hervorgegangene Tochter Larissa in Leichtathletik. Am 1. September 2008 verstarb Carl Kaufmann in Karlsruhe. Er ist Inhaber der Goldenen Plakette der Stadt Karlsruhe, des Silbernen Lorbeerblatts und des Bundesverdienstkreuzes am Bande.