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Karlsruhe: Nach tödlichem Unfall in Mühlburg: "6 Sekunden Grün - das schafft niemand"

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Nach tödlichem Unfall in Mühlburg: "6 Sekunden Grün - das schafft niemand"

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    Der abbiegende Autoverkehr hat Grün. Die Fußgängerampel steht schon auf Rot, während das Gelblicht noch blinkt.
    Der abbiegende Autoverkehr hat Grün. Die Fußgängerampel steht schon auf Rot, während das Gelblicht noch blinkt. Foto: vri
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    Die Kreuzung Hardtstraße/Lameystraße ist auch Matt Thomas schon lange ein Dorn im Auge. "Das grundlegende Problem ist die kurze Grünphase", sagt Thomas im Gespräch mit ka-news. "Nur sechs Sekunden haben Fußgänger Zeit, um die dreigliedrige Furt zu überqueren. Das schafft niemand."

    "Die Verkehrssituation ist der blanke Wahnsinn"

    Zudem seien die Fußgängerinseln zwischen der Straße und den Gleisen viel zu schmal, als dass dort viele Menschen gleichzeitig stehen bleiben könnten. Da sei es kein Wunder, wenn aus diesem Grund auch Schüler dort oft bei Rot über die Ampel gingen.

    Die Verkehrssituation ist für Thomas nicht neu. Bis vor kurzem hatte er 150 Meter von der Kreuzung entfernt sein Büro. So habe er beobachten können, wie sich die Hardtstraße in den letzten Jahren immer mehr zur Durchfahrtsstraße für den Schwerlastverkehr entwickelt habe. "Die Lkw benutzen die Hardtstraße als Ausweichmöglichkeit zur parallel laufenden Neureuter Straße", vermutet er.

    Generell sei die Verkehrsbelastung der Hardtstraße seiner Meinung nach zu hoch. Die Straße sei dafür zu eng und unübersichtlich. "Die verkehrstechnische Situation ist der blanke Wahnsinn", findet Matt Thomas. "Eigentlich müsste die Straße einspurig sein, ohne Gegenverkehr und einen Fahrradstreifen haben." In den vergangenen Jahren hätten bereits die Leiter der umliegenden Schulen und Kindergärten gefordert, dass sich die Stadt der Problematik intensiver annehme. Doch diese habe auf die Forderungen kaum reagiert, habe Thomas aus Gesprächen erfahren.

    Das sieht die Stadt Karlsruhe ganz anders. "Wir hatten bereits mehrfach Ortstermine und haben in Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein verschiedene Maßnahmen zur Verkehrssicherheit umgesetzt", erklärte Bürgermeister Wolfram Jäger bereits in einem ka-news-Gespräch vor knapp zwei Wochen. Dazu zählten ein Gelblicht, eine dreisekündige Vorlaufzeit bei der Grünphase für die Fußgänger und leicht veränderte Ampelpositionen.

    "Ein Restrisiko ist bei Geradeaus- und Abbiegeverkehr immer da"

    Während Matt Thomas und andere von den Verantwortlichen fordern, weiter tätig zu werden, sehen die Verkehrsexperten beim Polizeipräsidium Karlsruhe keinen sofortigen Handlungsbedarf. Deren Untersuchungen hätten ergeben, dass die Ampelschaltung, so wie sie derzeit geregelt ist, keine erhöhte Gefahr speziell für Fußgänger darstelle, erläutert Joachim Zwirner, Leiter des Referats Verkehr beim Polizeipräsidium - unter der Voraussetzung, dass sich alle Verkehrsteilnehmer entsprechend der Straßenverkehrsordnung verhalten.

    "Die rechtliche Vorgabe sieht vor, dass der Fußgänger mehr als die Hälfte der Fahrbahn überquert haben muss, bevor seine Ampel wieder auf Rot schalten darf", bemerkt Zwirner. Dies erfülle die Ampel über die Lameystraße. Sechs Sekunden seien dafür nicht zu knapp. Der Fußgänger könne in dieser Zeit bequem über die Fahrbahn bis zur Wartefläche vor dem Gleis gelangen, zumal er drei Sekunden früher als der abbiegende Autoverkehr grüne Welle habe. Dort müsse der Fußgänger dann nach Bedarf auf eine zweite Grünphase warten, um die Gegenfahrbahn zu überqueren. "Ein Restrisiko ist bei Geradeaus- und Abbiegeverkehr aber immer da", gibt der Experte zu bedenken.

    Zahl der Schulweg-Unglücke relativ gering

    Auch in Sachen Schulweg sehen die Experten keinen Grund, an der derzeitigen Schulwegplanung unmittelbar etwas zu ändern. "In den Schulwegplänen der Stadt Karlsruhe sind die Wege dargestellt und dort wird auf bestehende Gefahren hingewiesen", betont Zwirner und gibt zu bedenken: "Fast jeder Gehweg im Stadtgebiet ist ein Schulweg." Diese zusätzlich mit Schildern zu markieren, hält er für überflüssig. "Achtung Kinder"-Schilder stünden mittlerweile flächendeckend im Stadtgebiet, denn fast jede Schule und jeder Kindergarten hätten eines. Zu viele Schilder übersehe man aber leicht.

    Joachim Zwirner würde sich deshalb wünschen, dass Schilder nur aufgestellt werden, um auf besondere Gefahren hinzuweisen. Stadt und Polizei müssten sich dann über diese Gefahrenstellen Gedanken machen, ob und wie man diese entschärfen könne. Insgesamt verunglückten auf Karlsruher Schulwegen relativ wenige Kinder. Voraussetzung dafür, dass die Zahl weiterhin niedrig bleibe, sei, dass jeder Verkehrsteilnehmer darauf achte, dass Schulwege für Kinder zugänglich sind und nicht zugeparkt werden. "Schulwegsicherheit fängt bei jedem selbst an", so der Verkehrsexperte.

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