Im Jahr 2025 bleiben weiterhin viele Haushalte auf ihren Abfällen sitzen. Besonders in der verwinkelten Südweststadt können Mülltonnen meist nur in schwer zugänglichen Hinterhöfen, Kellern oder Hausfluren abgestellt werden. Es mangelt an Platz.

Darum gilt die Abholung an solchen Standorten als aufwendig, bis hin zu nicht gesetzmäßig. Sicherheitsanforderungen können nicht eingehalten werden. Die Konsequenz: Der Müll bleibt und kann nicht abgeholt werden. Bereits 2024 hatte das Entsorgungsunternehmen K+G den "Vollservice" eingestellt. Nun hat das Team sauberes Karlsruhe (TSK) ebenfalls angekündigt, keine schwer zugänglichen Müllbehälter abzuholen.

Städtische Müllabholung wird in 50 Häusern auf den 13. Januar eingestellt
Ab dem 13. Januar 2025 wird die Abholung von Restmüll-, Biomüll- und Papierbehältern an 50 Adressen im Bereich der Hirschbrücke in Karlsruhe nur noch erfolgen, wenn die Abfallbehälter den Vorgaben der Abfallentsorgungssatzung entsprechen. Das gab die Stadt in einer Pressemitteilung vom 9. Januar bekannt.

Grund für die Änderung sind gesundheitliche Belastungen für die Mitarbeitenden bei der Sammlung, da viele Haushalte nur über steile Treppen oder lange Wege erreichbar sind. Betroffene Hauseigentümer wurden bereits informiert und können weiterhin Beratungsangebote des Teams Sauberes Karlsruhe (TSK) in Anspruch nehmen.
Kann Arbeitssicherheit zum Problem der Anwohner werden?
Die Stadt argumentiert, dass die Abholung der Mülltonnen von den bisherigen Standorten nicht mit den Vorgaben des Arbeitsschutzes vereinbar sei – ein Argument, das viele Anwohner nicht nachvollziehen können. "Der Schutz der Arbeitnehmer ist die Aufgabe des Unternehmens, nicht der Kunden", erklärt Vlado Bulic, Vorsitzender des Bürgervereins Südweststadt, gegenüber ka-news.

Sollte das TSK seinen Aufgaben andernfalls nicht nachkommen können, müsse es mehr Personal zu fairen Löhnen einstellen, so Bulic weiter. In der Südweststadt habe man den Eindruck, dass die Stadt versuche, die Verantwortung für ihre eigenen Fehler auf die Bürger abzuwälzen – dafür zeigten die Anwohner kein Verständnis.
Anwohner sind genervt, fühlen sich bestraft "für Fehler der Verwaltung"
Am Dienstagmittag, dem 7. Januar, trafen sich Anwohner der Südweststadt und Vertreter der Gemeinde und des TSK zu einem Meinungsaustausch. Das Ergebnis war eindeutig: Die Geduld der Bürger ist erschöpft: "Es kann nicht sein, dass Anwohner für Fehler der Verwaltung bestraft werden", so Bulic.

Stadt sei überfordert und wolle die Verantwortung auf den Bürger abwälzen
Doch kurzfristige Lösungen haben von den städtischen Vertretern nicht angeboten werden können. "Gerade zentrale Punkte unserer Bedenken blieben unbeantwortet", sagt Bulic. Er habe den Eindruck, "als wäre die Stadt überfordert und wolle die Verantwortung auf den Bürger abwälzen".
Neuer Lösungsansatz: Dezentrale Sammelstellen
Eine mögliche Lösung, die auch den Gemeinderat beschäftigt, sind "dezentrale Sammelstellen". Ein entsprechender Antrag der SPD wurde bei der Stadt eingereicht. Mittels einem Modellversuch soll geprüft werden, ob solche Sammelstellen im Bereich der Hirschbrücke eingerichtet werden können.

Die neuen Sammelstellen könnten gleich zwei Probleme auf einmal lösen: Sowohl der von K+G betreute Wertstoffabfall als auch die Restmüll-, Biomüll- und Papierbehälter, die vom TSK geleert werden, könnten zentral an diesen Standorten gesammelt werden. Anwohner müssten ihre Abfälle dorthin bringen, während die Entsorgungsunternehmen die bereitgestellten Container abholen und entleeren könnten.
Sammelstellen treffen auf Zustimmung, werden aber noch auf sich warten lassen
Viele Anwohner würden diese Lösung begrüßen, viele haben eine solche Lösung selbst vorgeschlagen, obwohl sich die Wege zur nächsten Sammelstelle für sie verlängern würden. Andere befürchten laut Bulic, dass für die Sammelstellen Parkplätze, in der ohnehin schon parkplatzarmen Südweststadt, geopfert werden müssten.
Und was allen sauer aufzustoßen scheint: Die Zeit. Die Stadt muss geeignete Plätze finden, was wohl nicht auf die Schnelle passieren könne. Am 14. Februar soll im Fachausschuss der Stadt über den Antrag beraten werden.