Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Mordfall Aune Hartmann: Film über tote Karlsruher Stadträtin kommt ins Kino

Karlsruhe

Mordfall Aune Hartmann: Film über tote Karlsruher Stadträtin kommt ins Kino

    • |
    • |
    La Gringa Still#2
    La Gringa Still#2 Foto: Pazos TV LLC

    Die Anwältin für Menschen- und Asylrechte und Mitglied der Grünen ist Opfer eines juristischen Wirrwarrs, an dem drei Länder beteiligt sind.

    undefined
    Foto: ka-news

    Jetzt hat der Peruaner Roberto Pazos, der mit ihr gut befreundet war, einen Dokumentarfilm über Aune und die Ereignisse rund um ihren Tod gedreht. Der Film wird an diesem Wochenende in der Karlsruher Kinemathek gezeigt.

    ka-news.de Mitarbeiterin Katherine Quinlan-Flatter hat sich vorab mit den Filmemachern über "la Gringa y el Musico" unterhalten.

    Die Geschichte von Aune Hartmann

    Der Journalist und Regisseur Roberto Pazos und die Politikerin Aune Hartmann lernen sich 1996 auf der südamerikanischen Messe in Karlsruhe kennen. Sie werden Freunde und Aune besucht Roberto und seine Familie öfter in Peru. Sie sehen sich zum letzten Mal im November 2001.

    Roberto Pazos, Direktor
    Roberto Pazos, Direktor Foto: Pazos TV LLC

    Roberto Pazos erhält im Januar 2009 von Aunes Sohn die Nachricht, dass seine Mutter verschwunden ist. Er weiß, dass sich die Karlsruherin sehr für die Rechte und die Versorgung armer Menschen in Südamerika einsetzt und sich häufig dort aufhält.

    Bereits im Dezember 2008 wurde am Strand des Titicacasees eine Frauenleiche entdeckt. Durch die Nachforschungen ihrer Freunde und die Bemühungen der deutschen Behörden kommt ans Licht, dass es sich um Aune Hartmann handelt. Es gibt auch einen Verdächtigen, ihren damaliger Partner, einen Musiker aus Peru. Aber Beweise gibt es keine.

    Aune wird ursprünglich in einem Massengrab in Bolivien begraben, aber nach dem Einsatz der deutschen Behörden 2011 wird ihre Leiche exhumiert und nach Heidelberg überführt.

    "Es gab keine Festnahme, keine Prozesse, keine Akte"

    Der Titicacasee, wo Aune ermordet wird, befindet sich sowohl in Peru als auch in Bolivien. Sie findet in Bolivien den Tod. Doch dort, so erzählt Pazos, findet man keine Beweise, dass Aune jemals da war.

    "Es gab keine Festnahme, keine Prozesse, keine einzige Akte über den Fall. Es ist, als ob sie nicht existiert hatte", sagt Pazos. "Es ist aber unfassbar, dass ein solches Verbrechen stattfindet und es nirgendwo registriert wird". Selbst, nachdem Aunes Leiche gefunden und vom örtlichen Hostel als Deutsche identifiziert wird, sei das nicht geschehen.

    La Gringa Still #3
    La Gringa Still #3 Foto: Pazos TV LLC

    Auf Aunes Bankkonto gibt es jedoch eine Menge Geld, vermutlich hat sie sehr viel gesammelt, um den örtlichen Gemeinden zu helfen. Der Großteil des Geldes stammt von Menschen aus Deutschland, die ebenfalls helfen wollen. Die Stadträtin plante, eine Pumpe für die Trinkwasserversorgung für die Berggemeinden zu installieren. Nach Aunes Tod werden plötzlich große Geldmengen von ihrem Konto abgehoben.

    "Niemand fühlte sich verantwortlich, weil sie dort keine Familie hatte. Die einzige Person, mit der sie sich dort aufgehalten hatte, war der Musiker, ihr Partner", erklärt Steve Hunsicker, der den Dokumentarfilm produziert hat. "Sie war einfach eine "gringa" (Ausländerin) und endete in einem Massengrab".

    "Keiner kann die Gesamtverantwortung übernehmen"

    2012 erreicht Roberto Pazos die Information, dass der Verdächtige hinter Gittern sitzt. Dann entscheidet sich der Journalist, den Musiker zu interviewen. Nachdem er die Behörden kontaktiert hatte, erfährt er jedoch, dass der Mann nie im Gefängnis war. Der Grund: er wurde nie in Bolivien angeklagt.

    Stattdessen muss er bis zur Gerichtsverhandlung einmal im Monat Dokumente bei den Behörden unterschreiben. "Er hat dann zweimal unterschrieben und ist dann wieder verschwunden", erzählt Pazos.

    Steve Hunsicker, Produzent
    Steve Hunsicker, Produzent Foto: Pazos TV LLC

    Steve Hunsicker, der Produzent des Films, erklärt: "Der komplizierende Faktor hierbei ist, dass der Mord in Bolivien passiert ist, der Verdächtige Peruaner ist und das Opfer eine Deutsche war. So gibt es drei Gerichtsbarkeiten und keine von ihnen kann wirklich die Gesamtverantwortung übernehmen".

    Ermittlungen sollen wieder aufgenommen werden

    Bis heute bleibt der Mord ungeklärt, der Verdächtige ist untergetaucht. "Nachdem unser Dokumentarfilm in Peru gezeigt wurde hat die Polizei die Suche wieder aufgenommen", erklärt Hunsicker. "Auch Aunes Sohn hat jetzt einen Privatdetektiv eingesetzt, um den Mann zu finden".

    Pazos, Hunsicker und Luzia Müller, eine Freundin des Opfers.
    Pazos, Hunsicker und Luzia Müller, eine Freundin des Opfers.

    "Aune hat den Menschen zu sehr vertraut und die Mentalität nicht in der Tiefe verstanden, was zu dem Problem beigetragen hat", ergänzt Pazos. "Die Gemeinden dort sind sehr konservativ, nicht jeder unterstützt das Konzept, dass sich eine Ausländerin in diesem Ausmaß unter die Einheimischen mischt".

    Ihr Herz war am rechten Fleck, sagen die Filmemacher. Doch eine der Schlüsselbotschaften des Films sei, dass diese Frau zwar mit guten Absichten nach Südamerika ging, aber die Kultur nicht verstand. "Aufgrund von Inkompetenz und Korruption wurde sie ermordet. Dies sollte nicht unbestraft bleiben, und das ist im Prinzip der Grund, warum wir den Film gedreht haben", so Hunsicker.

    Film läuft in der Kinemathek

    Der 67-minutige Film ist in erster Linie ein Dokumentarfilm, enthält aber einige Szenen mit Dramatisierungen. Eine Französin spielt Aune und ein Peruaner den Musiker. 

    Der Film "The Gringa and the Musician" wird am Freitagabend, 16. Mai, um 19 Uhr, und am Sonntag, 18. Mai, um 15 Uhr, in der Kinemathek gezeigt.

    Film-Postkarte "la Gringa y el musico"
    Film-Postkarte "la Gringa y el musico" Foto: Pazos TV LLC

    "Wir wollten den Film unbedingt hier in Karlsruhe zeigen, so hat es also perfekt geklappt", sagt Steve Hunsicker. "Es ist auch das erste Mal, dass er in Europa gezeigt wird. Bis jetzt ist er ausschließlich auf Filmfestivals gelaufen".

    Abgesehen von Südamerika wurde "etwa ein Drittel des Films" in Karlsruhe gedreht. "Ich habe noch nie jemanden wie sie kennengelernt", sagt Pazos. "Sie hat immer gelächelt, hat alle geliebt, hat jeden gleich behandelt."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden