Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Morddrohung gegen Hunde in der Karlsruher Südstadt-Ost: Ernstzunehmende Gefahr oder Spontanaktion eines verärgerten Anwohners?

Karlsruhe

Morddrohung gegen Hunde in der Karlsruher Südstadt-Ost: Ernstzunehmende Gefahr oder Spontanaktion eines verärgerten Anwohners?

    • |
    • |
    Nicht jeder Hundebesitzer entsorgt die Häufchen seines Haustieres ordnungsgemäß
    Nicht jeder Hundebesitzer entsorgt die Häufchen seines Haustieres ordnungsgemäß Foto: Paul Needham

    "Sehr geehrte Hundebesitzer wir haben natürlich viel Verständniss dafür das Sie eine faule Sau sind und Ihren Hund grundsätzlich hierhin scheißen lassen. Kein Verständniss haben wir aber dafür das Sie die Scheiße dann auch noch liegen lassen. Bitte ändern Sie im Interesse Ihres Hundes Ihr Verhalten sonst müssen Sie sich nicht wundern das es Menschen gibt welche zu Maßnahmen greifen welche der Gesundheit Ihres Hundes abträglich wären. Wir und Sie wollen dies natürlich nicht………Danke" - war darauf zu lesen.

    Das Droh-Poster aus der Südoststadt
    Das Droh-Poster aus der Südoststadt Foto: ka-reporter Wolfgang Bucke

    Eine Morddrohung, ein Straftatbestand? "Wohl eher nicht", meint Dieter Werner aus der Pressestelle der vom Auffinder des Plakats hinzugezogenen Karlsruher Polizei. "Allenfalls könnte man einen Aufruf zur Handlung entgegen des Tierschutzgesetzes darin sehen, oder den Aufruf zur Sachbeschädigung - Tiere werden rechtlich ja nun mal immer noch als solche betrachtet - aber das Aufhängen eines solchen Pamphlets ist erstmal kein Straftatbestand." 

    Wut auf Hundebesitzer

    "Die Beamten, die damals in die Karlsruher Südstadt-Ost gerufen wurden, haben das Plakat natürlich abgehängt, danach gab es aber auch kein neues mehr und auch Giftköder oder ähnliches konnten in dem Bereich nicht gefunden werden", so Werner im Gespräch mit ka-news weiter. Die ganze Sache sei im Karlsruher Stadtgebiet ein Einzelfall, so etwas sei der Polizei zumindest bisher nicht bekannt gewesen.

    Und obwohl er die Sorge der Hundebesitzer verstehen kann, mahnt er aber auch zur Ruhe: "Man sollte da wohl eher die Kirche im Dorf lassen. Nicht jeder, der so etwas aufhängt, weil er sich über einen Hundehaufen geärgert hat oder vielleicht hineingetreten ist, will gleich Hunde umbringen, und die Menschen, die Giftköder ausbringen, kündigen das erfahrungsgemäß eher nicht auf einem Poster an", sagt der Polizeibeamte. Da wollte wohl jemand den Hundebesitzern Angst einjagen und sie vielleicht auf diesem Wege auch dazu bringen, die Hinterlassenschaften ihrer Tiere ordnungsgemäß zu entsorgen.

    Hundebesitzer Bernd Müller aus der Südoststadt zieht pflichtbewusst einen Kotbeutel für die Hinterlassenschaften seines Hundes Ella
    Hundebesitzer Bernd Müller aus der Südoststadt zieht pflichtbewusst einen Kotbeutel für die Hinterlassenschaften seines Hundes Ella Foto: Paul Needham

    Auch ka-reporter Wolfgang Bucke, dessen Frau das Plakat entdeckt und fotografiert hat, sieht das ähnlich: "Wir wohnen ziemlich genau drei Jahre hier im Citypark, und uns ist bisher nichts Vergleichbares in der Wohnsiedlung begegnet", sagt er. Und auch er - selbst Hundebesitzer - kann den Ärger der Anwohner verstehen: "Voll und ganz. Niemand möchte in so einen Hundehaufen treten. Wir verstehen den Ärger", so Bucke.

    Aber: "Die Drohung verstehen wir nicht! Eine Nachricht 'Liebe Nachbarn und Hundehalter! Ich bin an dieser Stelle mehrfach in Hundehaufen getreten, als ich in mein Auto einsteigen wollte. Bitte nehmen Sie Rücksicht und entfernen in Zukunft zuverlässig die Hinterlassenschaften Ihres Lieblings. Vielen Dank!' - wäre auch eine Möglichkeit zu reagieren", merkt er gegenüber ka-news an.

    Kotbeutel stehen vielerorts kostenlos zur Verfügung

    Er selbst unterstützt auch die Aktion "Erhaltet die Hundebeutel", die dafür sorgt, dass im Karlsruher Stadtgebiet mehr Kotbeutelspender aufgestellt werden. "Ich will keine Klischees bedienen, doch ich sehe Jogger mit Hunden ohne Leine, die Hunde lösen sich und der Jogger läuft unbeirrt weiter. Ich sehe telefonierende junge Mütter mit Kinderwagen und Hund an der Leine, die sich ebenso wenig um den Haufen kümmern. Ich sehe junge Menschen in hipper Kleidung mit Modehunden im Wohngebiet, die keine Anstalten machen, mithilfe einer Hundetüte in die Scheiße zu greifen", berichtet der Hundehalter von seinen Erlebnissen.

    Und weiter: "Ich wünsche mir 'Wimpel' aus kleinen Holzspießen, auf der einen Seite ein Aktionslogo und auf der anderen Seite die Abbildung eines Hundehaufens. Ich möchte die 'Dinge' sichtbar machen. Wenn wir mit unserem Rudi spazieren gehen, stecke ich in jeden Haufen, den ich finde, einen Wimpel. Mal sehen, was passiert."

    Hundebesitzer in der Südoststadt
    Hundebesitzer in der Südoststadt Foto: Paul Needham

    Das Gartenbauamt der Stadt Karlsruhe, das sich um die Pflege der städtischen Grünanlagen kümmert, hält den Bereich rund um den City Park für unauffällig: Es gebe keine besonderen Auffälligkeiten, die über das regulär in der Stadt bekannte Bild hinausgehen, so das Amt gegenüber ka-news. Das Thema sei aber natürlich immer wieder aktuell, Beschwerden konkret zur Amalie-Baader-Straße liegen dem Amt jedoch nicht vor.

    Appell an Hundebesitzer und bis zu 5.000 Euro Strafe

    Man solle doch auch als Hundebesitzer eine Anlage so verlassen, wie man sie gerne vorfinden möchte, mahnt das Amt weiter. Und auch in Sachen Prävention sei man aktiv: "Die Stadt Karlsruhe verfolgt den Ansatz, an über 60 Ausgabestellen - verteilt über das gesamte Stadtgebiet - kostenlose Hundekotbeutel an die Bevölkerung auszugeben. Jeder verantwortungsbewusste Hundebesitzer hat so die Möglichkeit, kostenlose Hundekotbeutel zu erhalten. Die Beutel können - unabhängig, ob sie durch die Stadt beschafft oder privat besorgt worden sind - in den über 3.200 öffentlichen Abfallbehältern im Stadtgebiet (davon allein 2.600 in Grünanlagen) entsorgt werden", sagt Cornelia Lutz, die Leiterin des städtischen Gartenbauamtes.

    Beutelspender gibt es im ganzen Stadtgebiet, dafür sorgt unter anderem die Initiative "Erhaltet die Hundebeutel", die Sponsoren für die Beutelstationen generiert.
    Beutelspender gibt es im ganzen Stadtgebiet, dafür sorgt unter anderem die Initiative "Erhaltet die Hundebeutel", die Sponsoren für die Beutelstationen generiert. Foto: Paul Needham

    Auch das Karlsruher Bürger- und Ordnungsamt hält die Südoststadt in Sachen Hundehaufen und Hundehasser für nicht weiter auffällig: "Die Hinweise und Beschwerden aus der Bevölkerung über Verschmutzungen durch Hundekot sind in der Südstadt-Ost nicht größer als in anderen vergleichbaren Gebieten innerhalb der Stadt", erklärt Ute Donisi, die Abteilungsleiterin für Öffentliche Sicherheit, die das besagte Droh-Poster jedoch noch nicht kannte. 

    Generell sagt die Polizeiverordnung der Stadt, dass Hundekot vom Ausführenden unverzüglich zu entfernen und ordnungsgemäß zu entsorgen sei. Wer dagegen verstößt, handelt ordnungswidrig und könne mit einer Geldbuße zwischen fünf und 5.000 Euro belegt werden.

    Allein die Kontrollen gestalten sich für den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) schwierig, finde man doch meist die Hinterlassenschaften, aber selten den Hund und den Hundebesitzer dazu. Der KOD müsste eine solche Straftat schon direkt beobachten und den Hundebesitzer quasi "in flagranti" dabei ertappen, wie er den Haufen des Vierbeiners nicht entfernt.

    Hundekot-Entsorgungspflicht gilt auch auf Auslaufflächen

    Diese Regelung gilt übrigens auch für Hundeauslaufflächen, wie es im Citypark eine gibt. "Auf diesen Flächen dürfen Hunde ohne Leine rennen und springen. Die Verschmutzung durch Hundekot ist allerdings auch hier nicht gestattet", sagt die Stadt ganz klar.

    Hundebesitzer in der Südoststadt
    Hundebesitzer in der Südoststadt Foto: Paul Needham

    Alles in allem wohl eine einmalige - vielleicht sogar sehr impulsive und unüberlegte - Aktion eines Menschen, der eine unangenehme Erfahrung mit Hundehaufen gemacht hat. Verständlich, die Sorge der Hundebesitzer, liest und hört man doch aktuell fast täglich von Tieren, die Giftköder gefressen und ernsthaft erkrankt oder gar daran gestorben sind.

    Am Ende gilt: Der Ärger ist verständlich, Gewalt gegenüber Mensch oder Tier nie eine Lösung. Und als Hundebesitzer sollte man Verantwortung übernehmen, seinen Teil zu einer sauberen Stadt beitragen und immer daran denken, wie unappetitlich und nervig es ist, wenn man in einen Haufen tritt und das eigene Schuhwerk tagelang nach Hundekacke riecht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden