Im Gegenteil, ein moderner Betriebs-Knigge sei wichtiger denn je, um sich angemessen im Berufsleben zu verhalten. "Dabei geht es nicht darum, seine Persönlichkeit zu verleugnen, sondern vielmehr darum, Regeln und Konventionen zu respektieren, um ein gutes Arbeitsklima zu schaffen, meint die Expertin.
Persönlichkeit nicht verleugnen und Regeln respektieren
Durch das Respektieren von Verhaltensregeln wie dem Outfit, der Haltung und der Mimik, zeige man, dass man die Konventionen verstehe und Regeln respektiere. "Allerdings sollte man nicht vergessen, dass der Wunsch nach Einzigartigkeit, Persönlichkeit und Verrücktheit auch seine Berechtigung hat. Kreativität ist ein wichtiger Aspekt für Unternehmen und kann für neue Ideen und Innovationen sorgen", so Barbot.
Es gehe also nicht nur darum, die Knigge-Regeln zu respektieren, sondern auch die eigene Persönlichkeit zur Geltung zu bringen und den eigenen Selbstwert zu erkennen. "Darin liegt die große Kunst", meint die Beraterin. Sie selbst habe sich in ihrer Karriere ein gewisses Renommee durch ihr Auftreten und Erscheinungsbild aufgebaut.

"Meine bunten Haare, Jeans und T-Shirt, obwohl ich als Expertin zwischen Anzugträgern stehe, können irritierend wirken – was allerdings gewollt ist“, erklärt Barbot. Leichte Irritation erzeugt Aufmerksamkeit und zeigt das Alleinstellungsmerkmal einer Person. Dadurch könne Sie als Supervisor andere motivieren, sich selbst zu zeigen und zu imitieren - das Erlernen von Verhaltensweisen am Modell.
"Man darf es nur nicht übertreiben", mahnt sie. "Es ist wichtig zu signalisieren, dass man Teil des Unternehmens sein möchte und dass man das Unternehmen respektiert. Eine angemessene Kleidung, eine positive Ausstrahlung und ein selbstbewusstes Auftreten sind hier von Vorteil. Es ist auch wichtig, sich über das Unternehmen und die Stelle, auf die man sich bewirbt, zu informieren und gute Fragen zu stellen."
Wie viel Individualität ist zu viel?
Doch wie viel Individualität und Feuerwerk ist zu viel? Um diese Frage zu beantworten, dienen die betrieblichen Konventionen und Verhaltensregeln. Aber: "Um ein Betriebs-Knigge erfolgreich zu etablieren, sollten die Verhaltensregeln im Unternehmen gemeinsam festgelegt und aktualisiert werden. Es gibt viele Betriebskulturen, Arbeitskulturen, ethnische Kulturen und soziale Kulturen. Sie sind beweglich und in Wechselwirkung miteinander", erklärt Barbot.
Wandel sei unvermeidbar, aber eine respektvolle Haltung, Betriebskultur und Knigge können dabei helfen, diesen Wandel gemeinsam im Team zu meistern. Dabei spiele Kommunikation die entscheidende Rolle. Hierbei sei die Balance zwischen Professionalität und Kollegialität von großer Bedeutung, meint die Expertin. "Es ist wichtig, dass man sich respektvoll und höflich gegenüber seinen Kolleg*innen verhält und gleichzeitig eine offene und transparente Kommunikation pflegt."

Aber auch Teamleiter, Geschäftsführer und Co. haben ihren Teil zu Leisten. "Als Chef*in oder Vorgesetzte sollte man darauf achten, dass man klare Anweisungen gibt und gleichzeitig ein offenes Ohr für Fragen und Anregungen hat. Eine respektvolle und wertschätzende Kommunikation fördert das Vertrauen und die Motivation der Mitarbeiter*innen", erklärt Barbot.
"In jedem Unternehmen gibt es jedoch auch Konfliktsituationen, sei es mit dem Chef oder mit Kolleg*innen. Auch hier ist es wichtig, angemessen zu reagieren und einen kühlen Kopf zu bewahren. Konflikte sollten im direkten Gespräch geklärt werden und nicht über Dritte ausgetragen werden."
Beruf und privat
Ein weiterer zentraler Punkt, der das moderne Verhalten in der Berufswelt präge, sei die zunehmende Überschneidung zwischen "beruflich" und "privat", sagt die Prozessbegleiterin für Unternehmen. Es ginge hier nicht länger darum, Beruf und Privatleben zu trennen, sondern vielmehr darum, sie voneinander zu unterscheiden.

"Um privat und beruflich auseinanderzuhalten, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, welche Rolle man gerade hat und welche Erwartungen an einen gestellt werden", so Barbot. Allerdings sei man bei all dem immer noch ein Mensch. "Viele Menschen haben Schwierigkeiten, Berufliches und Privates zusammenzubringen. Tatsache ist jedoch: Emotionen dürfen gezeigt werden, und es ist bereichernd, etwas von der eigenen Persönlichkeit preiszugeben."
Schließlich sei eine Mutter, die ihre Kinder nicht mit zur Arbeit nimmt, auch auf der Arbeit immer noch eine Mutter – und von diesen Qualitäten könne profitiert werden. „
Mutig sein!“
Diese Erkenntnis werde in den Unternehmenskulturen immer prominenter, meint die Expertin. Ein respektvoller und offener Umgang miteinander fördere nicht nur die Arbeitsatmosphäre, sondern auch den Erfolg des Unternehmens. "Für alle beteiligte ist deshalb das moderne Mantra: Mutig sein!", meint die Supervisorin. Um das notwendige Stück Privates, Individualität oder Persönlichkeit mit in den Berufsalltag zu nehmen, empfiehlt Barbot das Spiel mit der Kleidung.
"Klamotten helfen beim Auftreten, sowohl was Professionalität als auch Anpassungsfähigkeit anbelangt. Dennoch spiegeln sie auch häufig unser Inneres wieder – und da setzen wir an." Der Anzug dürfe dabei ruhig weiter getragen werden, schließlich wolle man die Komfortzone und Konventionen nicht gänzlich hinter sich lassen.
Hinzu käme lediglich ein "Augenzwinkern" mit sich selbst, meint die Expertin. Sei es ein bunter Schal, grelle Socken, eine auffällige Arbeitstasche – oder auffällige Unterwäsche. All diese kleinen Ausgefallenheiten veränderten nachhaltig die Ausstrahlung. Vor allem in den Berufsfeldern der Technik-, Medien-, oder Innovativbranche, nehme die Offenheit für Alleinstellungsmerkmale zu, meint Barbot.
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