Zooführung einmal anders - das wird seit eineinhalb Jahren bei der "Earlybird" Segway-Tour durch den Karlsruher Zoo groß geschrieben. Denn: Man erkundet den Zoologischen Stadtgarten nicht nur per Elektro-Flitzer, sondern auch noch vor den offiziellen Öffnungszeiten. So sollen die Teilnehmer die frühmorgendliche Stimmung in einem Zoo erleben können. Gleichzeitig kommen sie so mit den anderen Zoobesuchern nicht - Achtung Wortspiel - ins Gehege.

Klingt toll, also habe ich beschlossen, mir die Tour mal anzuschauen - oder besser: mitzufahren. Und so finde ich mich an einem Donnerstagmorgen im Karlsruher Zoo wieder: Begrüßt werde ich zusammen mit den anderen Teilnehmern von Zoodirektor Matthias Reinschmidt, Baubürgermeister Michael Obert und Klaus Hoffmann, Geschäftsführer der Karlsruhe Tourismus GmbH. Sie werden uns auf der Tour begleiten. Nach ein paar einleitenden Worten geht es auch schon los. "Jeder bekommt einen Helm und eine kurze Einweisung", sagt Jürgen Reiss, Inhaber der Firma Cityseg Karlsruhe, die die zweistündigen "Earlybird"-Touren anbietet.

"Kopf hoch" beim Segway-Fahren - noch sind meine Knie etwas wacklig
Mithilfe der Segway-Guides erklimme ich mein Segway - die Nummer 5. "Kopf hoch!", höre ich immer wieder mahnende Stimmen - denn sobald ich auf meine wackeligen Knie hinunter sehe, fängt das zweirädrige Gefährt bedrohlich an zu kippeln.
Doch wackeln darf es ruhig, denn gesteuert wird der Segway nur durch Verlagerung des Körpergewichts. Auch wenn die Lenkung denkbar simpel ist, habe ich zuerst noch so meine Probleme damit. Aber schon nach wenigen Minuten haben ich und die anderen Teilnehmer den Bogen raus - und die Tour beginnt.

Gemächlich rollen wir durch den Stadtgarten, vorbei an träge auf dem See treibenden Booten und verschlafenen Enten, die am Ufer ihr Gefieder putzen. Unseren ersten Zwischenstopp machen wir am Rosengarten. Hier versorgt uns Zoo-Guide Stefanie Monninger mit wissenswerten Informationen zur Geschichte des Zoos. Für sie ist die Segway-Tour heute auch eine Premiere, erzählt sie.
Gibt es bald Flusspferd-Nachwuchs?
Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir das Elefantengehege. Die steile Holzbrücke davor entpuppt sich für mich und andere Segway-Neulinge als unerwartetes Hindernis: Gar nicht so einfach, beim Abwärtsrollen sein Gleichgewicht zu halten!
Doch schließlich haben es alle geschafft und werden mit einem exklusiven Blick auf Elefantendame Lina belohnt, die gerade auf das Außengehege geführt wird. Der Dickhäuter entscheidet sich sogleich für ein erfrischendes morgendliches Bad und macht uns, die unter ihren Helmen ordentlich schwitzen, ein klein wenig neidisch.

Während wir unsere Tour fortsetzen, kommen auch die letzten Zoobewohner aus ihren Gehegen und werden von ihren Pflegern versorgt. Immer wieder machen wir kurze Pausen, bei denen Zoo-Guide Monninger uns dieses oder jenes Detail zu den Tieren auf den Anlagen verrät. So erfahren wir beispielsweise, dass Flusspferddame Kathi nach dem tragischen Tod ihres Sohnes Karl Wilhelm im letzten Jahr nun endlich wieder trächtig werden könnte! "Vielleicht haben wir dann bald wieder ein Baby-Hippo im Zoo", meint Monninger.

Gegen Ende der zweistündigen Rundfahrt sind wir alle ziemlich erschöpft: Durch das dauerhafte Balancieren auf den Segways brennen unsere Füße. "Keine Sorge, das wird noch schlimmer!", lacht Cityseg-Chef Jürgen Reiss.
Elektro-Flitzer schafft 20 Stundenkilometer
Als Entlohnung für unser wortwörtliches Stehvermögen erhaschen wir zum Schluss einen Blick auf das knapp drei Wochen alte Zebrafohlen auf der Afrika-Anlage. Eifrig werden Fotos geschossen, begleitet von entzückten Ausrufen der weiblichen Teilnehmer, bevor wir mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern entlang des Seeufers wieder Richtung Ausgang brettern.

Selbst diejenigen, die - wie ich - ihren Segway vor Beginn der Tour noch argwöhnisch beäugt hatten, gleiten nun behände und mit strahlenden Gesichtern über den Asphalt. Und auch ich muss zugeben: Am Ende bin ich doch ein kleines bisschen wehmütig, dass ich meinen elektrischen Flitzer wieder abgeben muss.
Die "Earlybird" Segway-Tour findet immer donnerstags und samstags ab 6.30 Uhr (im Winter ab 7.30 Uhr) statt. Die Fahrt dauert rund zwei Stunden und kostet pro Person 59 Euro. Segway-Kenntnisse sind nicht nötig, vor der Tour gibt es eine Einweisung samt Übungsfahrt. Die Teilnahme ist auch für Erwachsene ohne Mofa- oder Autoführerschein und für Kinder ab 12 Jahren gestattet.