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Karlsruhe: Mehr Sicherheit in Karlsruher Bahnen: VBK und AVG rüsten nach

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Mehr Sicherheit in Karlsruher Bahnen: VBK und AVG rüsten nach

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    Die Niederflurbahn vom Typ "Citylink NET 2012" wurde im Fahrgastraum verbessert.
    Die Niederflurbahn vom Typ "Citylink NET 2012" wurde im Fahrgastraum verbessert. Foto: Eric Dewald

    Bereits Anfang 2017 wurde das Bahnfahren in Bezug auf die Sicherheit unter die Lupe genommen. Die damalige Idee: Um im Notfall die Polizei auf dem schnellsten Wege zu informieren, sollten Fahrkartenautomaten mit Notruf-Knöpfen ausgestattet werden. Die Stadt Karlsruhe sprach sich damals aber klar und deutlich gegen die Umsetzung der zusätzlichen Notrufmaßnahmen.

    Die VBK und AVG versprachen ihrerseits eine Verbesserung - und diese kommt jetzt: Wie Ascan Egerer, technischer Geschäftsführer von VBK und AVG, Thorsten Erlenkötter, Projektleiter für die Fahrzeuge "ET2010" und "NET2012" der VBK und AVG und Charlotte Kämpf, die Sprecherin des KVV-Fahrgastbeirats am Montag in einem Pressegespräch ankündigen, fahren in den kommenden Wochen Prototypen umgerüsteter Zweisystem-Mittelflur- und Citylink-Bahnen durch das Karlsruher Bahnnetz.

    Das Besondere: Die versprochenen Sicherheitsmaßnahmen wurden im Zuge des Umbaus der Zweisystem-Mittelflurfahrzeuge durch eine sogenannte Fahrgastnotsprechstelle umgesetzt. In Gefahrensituationen können Passagiere damit in direktem Wege Kontakt mit dem Fahrer aufnehmen. Die Sprechstellen sind laut Egerer direkt an den vier Türbereichen angebracht.

    Genutzt werden können sie allerdings noch nicht: Erst wenn die gesamte Fahrzeugflotte mit diesen Sprechstellen ausgestattet sind, gehen sie in Betrieb. Damit sei nach aktuellem Stand im Jahr 2019 zu rechnen.

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    Foto: Eric Dewald

    Modernisierung der Fahrzeugflotte der VBK und AVG

    Doch nicht nur in Sachen Sicherheit wollen die VBK und die AVG etwas tun: Auch in Bezug auf den Komfort der Fahrgäste wurden Prototypen bereits modernisiert und saniert. So sollen neben der kontinuierlichen Neubeschaffung moderner Tram- und Stadtbahnen auch technische Umrüstungen bei den Bestandsfahrzeugen auch den Komfort der Fahrgäste erhöhen.

    "Mit der Modernisierung unserer Bahnen möchten wir die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs in der Region für unsere Kunden erhalten beziehungsweise steigern," so Egerer bei der Präsentation der beiden Prototypen. Außerdem sollen die Bahnen mit besonderem Blick auf bevorstehende Fahrten durch den Tunnel der Kombilösung brandschutztechnisch angepasst werden.

    Verbesserung der Niederflurbahn "Citylink NET2012"

    Im Zuge dessen wurde beispielsweise bei der Niederflurbahn vom Typ "Citylink NET2012" der Fahrgastraum verbessert. Neben 30 gelben Halteschlaufen erhalten die Bahnen weitere vertikale und horizontale Edelstahl-Haltestangen, erklären Egerer und Erlenkötter am Montag. Daran anschließend sollen zusätzliche Griffe an den Sitzen dem Fahrgast mehr Möglichkeiten bieten, sich festzuhalten.

    Außerdem wurden nach Aussagen der AVG und VBK auch seitliche Sitzabstände im Hochflurbereich sowie die Beleuchtung innerhalb der Bahnen angepasst: "Um die von vielen Fahrgästen als zu grell und optisch kalt empfundenen Beleuchtung angenehmer zu gestalten, haben wir die Beleuchtungsstärke reduziert," berichtet Erlenkötter. Zudem werden Armlehnen bei Doppelsitzen im Bereich für mobilitätseingeschränkte Personen vorgesehen.

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    Foto: Eric Dewald

    Rund 6.000 Euro pro Bahn

    In Sachen Bequemlichkeit der Sitze wurde allerdings bisher nichts getan. Da die Meinungen der Fahrgäste diesbezüglich besonders auseinander gehen würden, habe man sich nach Angaben Egerers bei der Herstellung der Sitze auf einen "Durchschnittsfahrgast" eingestellt. Seitens der AVG und VBK habe man die Kritik allerdings im Blick und würde weiterhin an diesem Thema arbeiten.

    Für den gesamten Umbau des Fahrgastraumes im Citylink-Prototyp sollen laut des technischen Geschäftsführers rund 6.000 Euro investiert werden. Die erwähnten Änderungen werden demnach bei bereits ausgelieferten Fahrzeugen nachträglich vorgenommen - bei Neufahrzeugen werden die Maßnahmen teilweise bereits bei der Produktion berücksichtigt. Insgesamt hätten nach Auslieferung der Fahrzeuge für beide Unternehmen - sowohl für die VBK als auch für die AVG - 75 Fahrzeuge diese Innenausstattung.

    Anpassung im Zweisystem-Mittelflurfahrzeug

    Aber auch ältere Bahnen aus den Anfängen der 1990er Jahren sollen in Zukunft umgerüstet und dem Erscheinungsbild der neueren Bahnen angepasst werden. Dabei soll der Schwerpunkt bei der Planung des Prototyps aufgrund des neuen Stadtbahntunnels ebenfalls auf sicherheitstechnischen Verbesserungen gelegen haben: "Aus Brandschutzgründen mussten Materialien im Fahrgastraum ausgetauscht werden," so Egerer am Montag. In den insgesamt 86 Zweisystem-Mittelflurfahrzeugen werden deswegen neben den Sprechstellen unter anderem auch Brandmeldeanlagen und Sitze, die der europäischen Brandschutznorm entsprechen, installiert.

    Eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme: Die Notbremsüberbrückung (NBÜ). Sie hilft vor allem bei unterirdischen Fahrten. Wenn die Notbremse im Tunnel betätigt wird, verhindert sie ein sofortige Zwangsbremsung. Der Fahrer kann in diesem Moment entscheiden, ob eine Weiterfahrt bis zur nächsten Evakuierungsstelle sinnvoller ist als stehenzubleiben. Für die Änderungen der Zweisystem-Mittelflurfahrzeuge investiert die AVG demnach rund 140.000 Euro pro Fahrzeug.

     Zweisystem-Hochflurfahrzeuge werden nicht mehr umgerüstet - dabei handelt es sich insgesamt um 35 Fahrzeuge. Sie werden im Laufe der nächsten Jahre nach und nach durch neue Bahnen ersetzt.

    Fahrgastbeirat: "Forderungen zu 100 Prozent umgesetzt"

    Doch eine Frage bleibt: Lohnt sich die kostenintensive Umrüstung? Mit den neuen Anpassungen habe man laut der Sprecherin des KVV-Fahrgastbeirats alle Forderungen der Fahrgäste zu 100 Prozent umgesetzt. "Jetzt liegt der Ball in den Händen der Fahrgäste", so Kämpf am Montag.

    Sie weist darauf hin, dass sich vor allem während dem Probebetrieb in den kommenden Wochen die Fahrgäste per Mail unter fahrgastbeirat@kvv.karlsruhe.de zurückmelden sollen. Das hat einen besonderen Grund: "Wenn sich die Optimierungsmaßnahmen bei "NET2012" unter realen Bedingungen bewähren, werden wir die gesamte Flotte entsprechend ausrüsten," führt der technische Geschäftsführer abschließend aus.

    Der Artikel wurde nachträglich verändert.

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