Gesucht, aber nicht gefunden: Auch in diesem Jahr blieben einige Ausbildungsplätze im Südwesten wieder unbesetzt. 6.131 Stellen, so meldete Baden-Württembergs Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur Ende Oktober, seien in diesem Jahr frei geblieben- und damit ganze 3,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Vor allem die Gastronomie scheint bei den jungen Leuten nicht sonderlich hoch im Kurs zu stehen: Neben dem Einzelhandel und dem Lebensmittelhandwerk blieben in der Gastronomie die meisten Stellen offen.
Bewerber für die Gastronomie nur noch "tröpfelnd"
Das bleibt für die Gastronomen nicht ohne Folgen. "Grundsätzlich profitiert die Gastronomie von der guten Gesamtsituation. Die Umsätze steigen, die Übernachtungszahlen steigen. Aber wir haben einen Mitarbeitermangel", bestätigt Daniel Ohl, Sprecher für das Land Baden-Württemberg beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), im Gespräch mit ka-news, "die Tendenz der Bewerbungen ist fallend." Diese Entwicklung beobachten auch Karlsruher Gastronomen.
"Man könnte die Bewerbungen auf Ausbildungsstellen durchaus als 'tröpfelnd' bezeichnen", meint Gerhard Lang, Inhaber des Restaurants Kesselhaus.Vor allem die Begeisterung für den Beruf des Kochs sei nicht mehr so groß, wie man es sich im Kesselhaus wünsche. Sofern der Personalbedarf nicht aus dem persönlichen Netzwerk der Service- und Küchenteams bedient werden kann, ist eine Besetzung aus dem Arbeitsmarkt extrem schwierig", meint Lang. Die Folge: "Wir müssen längere Zeiträume einplanen für die Suche nach dem Nachwuchs." Aktuell gebe es im Kesselhaus sechs Auszubildende, eine Stelle blieb unbesetzt.
Eine ähnliche Situation verzeichnet das Hotel "Der Blaue Reiter" in Durlach: "Auch bei uns im macht sich der Fachkräftemangel langsam bemerkbar", so Marketingleiterin Jessica Maggio. In diesem Jahre habe man hier noch alle offenen Stellen besetzen können, derzeit seien im Hotel sechs Auszubildende beschäftigt. "Wir hoffen, dass das so bleibt."
Wenn Stellen nicht mehr besetzt werden können, belastet das schnell den gesamten Betrieb. "Die Mitarbeiter, die da sind, sowie die Unternehmer müssen mehr Arbeit übernehmen", erklärt Dehoga-Sprecher Ohl. Schnell werde das zur persönlichen Belastung- vor allem für kleine Betriebe. In der Vergangenheit hätten Gastronomen in Baden-Württemberg zudem Aufträge ablehnen müssen, da das notwendige Personal nicht verfügbar war. "Und Outsourcen können wir die Arbeit nicht."
Studium, Arbeitszeiten und Bezahlung als Ausschluss-Kriterium?
Aber woran liegt es denn, dass der Nachwuchs in der Gastronomie ausbleibt? Für Dehoga-Sprecher Ohl steht fest: Mitarbeitermangel ist kein Problem, das allein die Gastronomie oder Hotellerie betreffe. Vielmehr sei dies eine Folge des demografischen Wandels. "Die hervorragende Lage auf dem Ausbildungsmarkt führt dazu, dass die Auszubildenden ihre Wunschberufe bekommen." Gastronomie sei oftmals aber der "Zweitwunsch". Und auch der Trend zum Studium sei ungebrochen, was zur Folge habe, dass sich immer weniger junge Menschen für einen Ausbildungsberuf entscheiden würden.
Ein weiterer wichtiger Faktor sei aber sicher die Bezahlung, vermutet Blaue-Reiter-Pressesprecherin Maggio. "Es ist kein großes Geheimnis, dass das Gehalt in unserer Branche mit dem der meisten anderen Branchen nicht zu vergleichen ist." Die Verdienstmarge schrecke viele bereits von Anfang an ab.
Aber auch Zeit spielt eine Rolle. "Genau wie in anderen Ausbildungen ist die Grundausbildung in Küche wie Servicebereichen kein Zuckerschlecken, sondern ein Beruf, bei dem die jungen Menschen im Ganzen gefordert sind", so Kesselhaus-Inhaber Lang. Arbeit an Weihnachten, Silvester oder Sonntagen gehöre dazu- und mit diesen Arbeitszeiten hätten viele Abbrecher ein Problem.
Liebe Community, ka-news ruft jede Woche zwei Mal zur Themen-Diskussion auf: Montags und donnerstags veröffentlichen wir ein spezielles Debatten-Thema inklusive Umfrage - wir möchten Sie dazu ermuntern, mit anderen Usern sachlich und themenbezogen zu diskutieren. Kontroverse Diskussionen sind durchaus erwünscht, aber bitte bleiben Sie dabei stets sachlich und beachten Sie unsere Netiquette. Unser Ziel ist es, einen qualitativ hochwertigen und sachlichen Meinungsaustausch zu einem bestimmten Thema zu fördern und unter einem Artikel zu bündeln.
Wer essen geht, zahlt für den Service mit. Wie wichtig ist Ihnen guter Service, wenn Sie auswärts essen? Und sind Sie bereit, für guten Service mehr zu bezahlen oder betrachten Sie das als Selbstverständlichkeit? Diskutieren Sie mit!