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Karlsruhe/Germersheim: Linie S51 nach Karlsruhe: Kein Anschluss in Germersheim?

Karlsruhe/Germersheim

Linie S51 nach Karlsruhe: Kein Anschluss in Germersheim?

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    Die S51 kann zwei Minuten länger auf die S-Bahn warten.
    Die S51 kann zwei Minuten länger auf die S-Bahn warten. Foto: ERS

    Im Dezember 2010 hat die Stadtbahnlinie 51 zwischen Germersheim und Karlsruhe den Betrieb aufgenommen. Bei der Eröffnung sagte der Germersheimer Landrat Fritz Brechtel: "Pendler können das Auto jetzt stehen lassen und umweltfreundlich und ohne Stau mit der Stadtbahn im Halbstunden-Takt zu ihrem Arbeitsplatz gelangen". Der Landrat sah sogar "den Beginn eines neuen Mobilitätszeitalters".

    "Weiterfahrt nicht gewährleistet"

    Ein ka-news-Leser sieht das allerdings nicht so. Er fährt täglich mit der S-Bahn Rhein-Neckar von Speyer kommend nach Germersheim. Hier steigt er in die S51, um so an seinen Arbeitsplatz in Karlsruhe zu gelangen - so die Theorie. Doch die Linie S4 hat seinen Angaben zur Folge häufig eine Verspätung von mehreren Minuten, der Anschluss werde nicht erreicht. Die S51 sei bereits weg, wenn er in Germersheim ankomme. Er und andere Fahrgäste müssten dann 30 Minuten auf die nächste Bahn warten. Der Leser ist deshalb sauer und wandte sich an ka-news.

    "Weder die DB noch die AVG gewährleisten Anschlussreisenden die Weiterfahrt am Umsteigepunkt in Germersheim", beschwert er sich in einer E-Mail. Die beiden konkurrierenden Unternehmen würden zum Ärger der Fahrgäste keine Rücksicht darauf nehmen, wenn eine Bahn etwas verspätet sei. Die S-Bahn wird von der Deutschen Bahn (DB), die S51 von der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) betrieben.

    Zwei Minuten Wartezeit

    Doch zwischen DB und AVG gibt es Absprachen für den Verspätungsfall. "In Germersheim besteht eine sogenannte Wartezeitregelung von zwei Minuten", teilt die AVG auf ka-news-Anfrage mit. Das heißt wenn die Linie S3/S4 verspätet in Germersheim eintrifft, muss die Linie S51 zwei Minuten länger als planmäßige Abfahrt warten. "Spätestens dann muss sie abfahren, um den weiteren Fahrplan nicht zu gefährden", erklärt Reinhard Rothfuß, AVG-Betriebsleiter, gegenüber ka-news.

    Zudem sei im Fahrplan bereits ein Puffer von sechs Minuten eingeplant. Wenn die S-Bahn noch später in Germersheim ankomme, so liege das Problem bei der S-Bahn Rhein-Neckar. Denn die S51 könne nicht ewig warten. "Wir nehmen sonst die Verspätung mit durch das ganze Netz", erklärt Rothfuß. Das wiederum würde die anderen Fahrgäste beeinträchtigen. "Die anderen Kunden wollen auch pünktlich loskommen", sagt Rothfuß. So würden es die Fahrgäste auch nicht verstehen, wenn zwei Haltestellen nach Beginn der Fahrt in Germersheim die Bahn schon sechs Minuten Verspätung hätte. Eine längere Wartezeitregelung sei daher nicht möglich, so der AVG-Betriebsleiter.

    AVG: "Wir müssen das Gesamtnetz sehen"

    Auch bemerkt Rothfuß, dass die Fahrgäste nicht zehn Minuten auf die nächste Bahn warten wollen, wenn der Betrieb reibungslos funktioniere - was ja der Normalfall sein soll. "Warum habe ich so lange Aufenthalt", würden die Fahrgäste sich dann wohl fragen. "Sicherlich ist es nachteilig für den Fahrgast, wenn er den Anschluss verpasst", so Rothfuß. Aber man müsse immer das Gesamtnetz sehen. Und da seien längere Wartezeitregelungen nicht drin. Auch dass die Bahnen künftig am gleichen Bahnsteig ankommen, um den Fahrgästen den Weg zu verkürzen, sei nicht immer möglich. Denn gerade in den Morgenstunden seien die Gleise häufig ausgelastet. Dennoch werde Rothfuß das Probelm an die Planer weiterleiten, sagt er. Vielleicht könne doch noch etwas im Ablauf optimiert werden.

    Der Fahrgast behauptet indes, die besagte Wartezeitregelung würde gar nicht erst eingehalten. Weil die beiden Unternehmen nicht richtig miteinander kommunizieren würden, werde alles auf dem Rücken des Fahrgastes ausgetragen, so der Leser weiter. Laut AVG müsse die DB die Fahrdienstleitung in Germersheim über Verspätungen der S-Bahn informieren. Diese müsse dann abwägen und über das Abfahrtssignal für die S51 entscheiden.

    Bei der Deutschen Bahn gilt  Germersheim nicht als typischer Verspätungsfall. "Uns sind an dieser Stelle bisher keine besonderen Auffälligkeiten bekannt", sagte ein Bahnsprecher auf ka-news-Nachfrage. So habe es in den vergangenen Tagen dort keine Probleme gegeben. Es könne zwar immer mal wieder zu Störungen kommen, dies seien bisher aber wohl nur Einzelfälle, so der Sprecher weiter.

    Stadtbahn kostete 50 Millionen Euro

    Als "Krönung des Irrsinns" bezeichnet der Fahrgast in seiner E-Mail, dass die letzte S51 im 30-Minuten-Takt um 7.56 Uhr abfahre. Die nächste komme erst eine Stunde später. Der umsteigender Fahrgast müsse - wenn er die Bahn verpasst habe - eine "geschlagene Stunde in Germersheim ausharren". Die Strecke sei noch relativ neu, der genaue Bedarf und die Nutzung müsse noch ermittelt werden. Eine Erweiterung der 30-Minuten-Taktung sei daher nicht ausgeschlossen, erklärt Betriebsleiter Rothfuß dazu.

    Die Stadtbahn S51 fährt seit Dezember von Germersheim zum Karlsruher Westbahnhof, dann zum Vorplatz vor dem Hauptbahnhof und von dort als S52 weiter zum Karlsruher Marktplatz und zurück nach Germersheim. Rund 50 Millionen Euro kostete das Verkehrsprojekt inklusive der Fahrzeuge. Von den förderfähigen Baukosten in Höhe von 35 Millionen Euro hat der Bund 60 Prozent, das Land Rheinland-Pfalz 25 Prozent übernommen. Den Restbetrag von rund 25 Millionen tragen der Kreis Germersheim und die Kommunen.

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