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Karlsruhe: Letzte Station Tierheim: Viele Listenhunde finden in Karlsruhe nie ein Zuhause

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Letzte Station Tierheim: Viele Listenhunde finden in Karlsruhe nie ein Zuhause

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    "Thor" ist seit 2016 im Tierheim Karlsruhe
    "Thor" ist seit 2016 im Tierheim Karlsruhe Foto: Thomas Riedel

    Der Staffordshire-Terrier "Thor" wurde bereits 2016 im Tierheim Karlsruhe abgegeben. Tierpfleger Joshua Koffler vermutet, dass er damals ausgesetzt wurde. Er ist ein sogenannter Listenhund – oft auch als Kampfhund bekannt. "Zu Beginn war er noch verhaltensauffälliger, aber mit der Zeit ist er ruhiger geworden, der Umgang mit anderen Menschen ist kein Thema mehr."

    Etwa 13 Listenhunde in Karlsruhes Tierheim

    Momentan sind 13 Listenhunde im Tierheim untergebracht, die Anzahl sei laut Joshua immer ganz unterschiedlich, genau wie die Ursachen, warum sie ins Tierheim kommen, "das können Beißvorfälle sein, sie wurden ausgesetzt, oder die Zuverlässigkeit der Halter konnte nicht gewährleistet werden."

    Dieses Jahr wurde noch kein Listenhund vermittelt. "Natürlich haben es diese Arten von Hunden schwerer - die meisten Leute, die zu uns kommen, suchen etwas anderes, typische 'Familienhunde' eben", meint Joshua.

    Aktuell leben 13 Listenhunde im Tierheim Karlsruhe.
    Aktuell leben 13 Listenhunde im Tierheim Karlsruhe. Foto: Thomas Riedel

    Kampfhund ist nicht gleich Kampfhund

    Thor gehört bei den Listenhunden zur Kategorie Eins. Die Einordnung ist in Deutschland nicht bundesweit einheitlich und wird je nach Kommune individuell festgelegt - in Karlsruhe gehören dazu Pitbulls, Bullterrier, American Stafford-Terrier und Kreuzungen dieser Rassen. Ihnen werden kampfhundartige Eigenschaften zugeschrieben."

    Im Gegensatz zur Kategorie Zwei – zu der in Karlsruhe der American Bulldog oder der Dogo Argentino gehören – müssen Halter von Hunden aus Kategorie Eins einen Verhaltenstest machen. Nur, wenn der Hund den Test besteht, darf er an die Person abgegeben werden. Außerdem prüft das Ordnungsamt, ob die zukünftigen Halter eine Vorstrafe haben.

    Listenhunde haben es schwerer vermittelt zu werden als andere Hunde.
    Listenhunde haben es schwerer vermittelt zu werden als andere Hunde. Foto: Thomas Riedel

    Ein Verhaltenstest prüft das Aggressionspotenzial des Hundes

    "Den Test kann man natürlich auch privat machen", erklärt Joshua, "allerdings ist der gängigste und auch legalste Weg, sich diese Art von Hunden anzuschaffen, über das Tierheim." Andere Optionen, zum Beispiel über Züchter, seien häufig unseriös oder sogar kriminell. Die meisten Hunde im Tierheim kämen aus illegaler oder nicht angemeldeter Haltung.

    Tierpfleger Joshua Koffler im Gespräch mit ka-news.de.
    Tierpfleger Joshua Koffler im Gespräch mit ka-news.de. Foto: Thomas Riedel

    Im Verhaltenstest werden alltägliche Situationen simuliert, um zu sehen, wie der Hund mit Stress umgeht. Dabei wird er zunächst alleine angebunden, woraufhin meist ein Mitglied der Hundestaffel der Polizei frontal auf das Tier zuläuft und mit Hilfsmitteln wie Stöcken, Regenschirmen oder langen Mänteln eine Bedrohung simuliert. Daraufhin kommt der Hundehalter dazu – zum Beispiel in einer dichten Menschengruppe oder einem Jogger, der vorbeiläuft. Dabei wird beobachtet, ob dadurch gesteigerte Aggressionsformen bei dem Tier ausgelöst werden, aber auch, wie das Herrchen sich in der Situation verhält.

    Manche Hunde kommen nicht mehr aus dem Tierheim raus

    Wird der Test nicht bestanden, bleibt der Hund vorerst im Tierheim - ob er noch einmal eine zweite Chance bekommt, ist ganz individuell vom Wesen des Hundes abhängig. Es gibt auch Vierbeiner, die das Tierheim nicht mehr verlassen dürfen - wie der achtjährige American Bulldog "Dicker" zum Beispiel, der seit 2021 im Tierheim Karlsruhe lebt. "Er hatte schon mehrere Beißvorfälle, bevor er zu uns gekommen ist", so Joshua. Nachdem es danach eine weitere Attacke mit einem Freiwilligen beim Gassigehen gegeben hatte, stand fest: "Dicker" darf nicht mehr vermittelt werden.

    "Dicker" muss leider für immer im Tierheim bleiben.
    "Dicker" muss leider für immer im Tierheim bleiben. Foto: Thomas Riedel

    "Vorerfahrung sollte man mitbringen"

    "Die meisten unserer Listenhunde kommen vom Ordnungsamt oder Veterinäramt zu uns und sind auch verhaltensauffällig oder krank", merkt der Tierpfleger an. "Und viele Menschen sind einfach mit bestimmten Grundgedanken und Vorurteilen belastet."

    Wenn jemand an einem Listenhund Interesse hat, wird bei mehreren Probetreffen genau hingeschaut, wie es so passt. "Listenhunde sind für einen ersten Hund eher ungeeignet, Ausnahmen bestätigen hier zwar die Regel, aber eine gewisse Vorerfahrung sollte man schon mitbringen", meint Joshua.

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    Foto: Thomas Riedel

    Er erklärt: "Diese Hundetypen haben zwar eine Veranlagung zu Beutefangverhalten, was zum Beispiel bei kleinen Hunden, Kleintieren oder Kleinkindern zum Problem werden kann. Doch trotzdem darf man da nicht alle über einen Kamm scheren, viele andere Herausforderungen treten auch bei anderen Hundearten auf und sind nicht rassenspezifisch."

    Tierpfleger Joshua Koffler im Gespräch mit ka-news.de.
    Tierpfleger Joshua Koffler im Gespräch mit ka-news.de. Foto: Thomas Riedel

    Es braucht Geduld und Aufklärung

    Joshua ist es wichtig, die Leute im Vorfeld besonders gut zu sensibilisieren. "Listenhunde können liebevolle Haustiere sein, aber man muss wissen, welche Verantwortung man trägt, sich dahinterklemmen und Lust darauf haben." Wer sich einfach nur schnell einen Hund anschaffen wolle, riskiere, dass etwas passiert. "Dann kann es gut sein, dass das Tier für immer im Tierheim bleibt und nie wieder die Chance auf ein schönes neues Zuhause bekommt", fügt er hinzu.

    Der Tierpfleger würde sich wünschen, dass allgemein offener an das Thema herangegangen wird. "Wenn jemand im Nachhinein merkt, dass es nicht seins ist, ist das auch in Ordnung, aber es ist wichtig, am Anfang unvoreingenommen auf die Tiere zuzugehen. Wir unterstützen die Leute dabei natürlich und haben einen feinfühligen Blick darauf."

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