An den rund 930 öffentlichen Schulen im Regierungsbezirk Karlsruhe beginnt am Montag für etwa 330.000 Schüler und rund 29.000 Lehrer wieder der Alltag. Während an den Gymnasien und Beruflichen Schulen die Digitalisierung weiter vorangetrieben wird, Tablets und das Fach Informatik endgültig Einzug halten, kämpft das staatliche Schulamt Karlsruhe - verantwortlich für Grund-, Haupt-, Real und Gemeinschaftsschulen - mit ganz anderen Problemen.
"Auf Kante genäht", so beschreibt die leitende Schulamtsdirektorin Elisabeth Groß die Unterrichtsversorgung und Besetzung der Lehrerstellen im Einzugsgebiet ihres Amtes. Trotz 106 neuer Lehrer, 19 davon im Bereich Sonderpädagogik, und nur leicht gestiegenen Schülerzahlen sowohl im Stadt- als auch im Landkreis kommt sie bei einer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag nicht über ein "zufriedenstellend" im Bezug auf die Unterrichtsversorgung hinaus.
Lehrermangel erfordert Kreativität
Auch wenn zu Beginn des Schuljahres der Direkt- und Ergänzungsbereich komplett abgedeckt werden können und auch die Vertretungsreserve als Instrument der Unterrichtsabsicherung weiter zur Verfügung steht, sieht sie schon Probleme am Horizont: Krankheitsphasen, schwangere Lehrerinnen und mehr.
All das kann das wackelige Gebilde der Unterrichtsplanung in der Region zum Schwanken bringen. Schon jetzt sind pensionierte Lehrer und erstmals auch Lehrkräfte aus Gymnasien im Einsatz an den Grund-, Werkreal- und Realschulen der Region. "Wir müssen kreativ sein", sagte Elisabeth Groß im Bezug auf die Verteilung der Lehrerstellen. Denn Fakt ist: Es fehlen Kräfte und das Land hätte auch mehr Lehrer eingestellt, hätte der Arbeitsmarkt das hergegeben.
Gymnasiallehrer springen in Grundschulen in die Bresche
Dennoch beruhigt sie die Eltern und mahnt zur Besonnenheit: Ein Maßnahmenpaket der Landesregierung soll auch im Ernstfall für Entzerrung sorgen. Neueinstellungen werden das ganze Jahr über möglich sein, auch an eine frühere Einstellung und die Einstellung von "Ein-Fach-Lehrern" sind geplant.
"Auf unserem Stellenmarkt im Internet kann man sich jederzeit noch bewerben, wir beraten gerne und suchen immer", erklärt die Amtsdirektorin, die auch Quereinsteiger als ein adäquates Mittel sieht, um den Lehrernotstand gerade an den Grundschulen zu bekämpfen. So treten im neuen Schuljahr 28 Gymnasiallehrer ihren Dienst an Grundschulen an, vier davon in der Region. Vor allem in den Geisteswissenschaften und im Fach Deutsch gebe es nämlich an den Gymnasien einen Lehrerüberhang, der nun an den Grundschulen in die Bresche springen soll.
Integration, Inklusion und Förderung im Vordergrund
Individuelle Förderung, Inklusion, Integration und die Förderung der "Bildungssprache Deutsch im sprachsensiblen Unterrichts in allen Fächern" stehen im Fokus und sollen in diesem Schuljahr schwerpunktmäßig angegangen werden, wenn in den nächsten Tagen 5.866 Kinder in ihre Schulkarriere starten.
Insgesamt werden an den 199 Einrichtungen des Staatlichen Schulamtes Karlsruhe - den Grund-, Werkreal-, Real-, Haupt- und Gemeinschaftsschulen sowie sonderpädagogischen Einrichtungen - im Schuljahr 20017/18 46.006 Schüler unterrichtet - von insgesamt 5.315 Lehrern. Sie alle werden auch im neuen Schuljahr mit strukturellen Problemen zu kämpfen haben, die letztlich die Politik lösen müsse, wie Groß betont. Dennoch gehen sie und ihre Kollegen positiv ins neue Schuljahr, mit der Motivation, allen Schülern beste Chancen für die Entwicklung ihrer Talente zu bieten.