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Karlsruhe/Waghäusel: Landtagswahl: Allein zu zweit - rot-grüner Schulterschluss

Karlsruhe/Waghäusel

Landtagswahl: Allein zu zweit - rot-grüner Schulterschluss

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    Kämpfen zusammen, aber doch gegeneinander: Der Grünen-Kandidat Winfried Kretschmann (l.) und SPD-Kandidat Nils Schmid.
    Kämpfen zusammen, aber doch gegeneinander: Der Grünen-Kandidat Winfried Kretschmann (l.) und SPD-Kandidat Nils Schmid. Foto: mda

    Der SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid trifft zuerst im Solarpark Bruhrain in Waghäusel ein. "Da haben wir Winfried Kretschmann wohl überholt", schmunzelt der Sozialdemokrat. Schmid meint zwar auf der Autobahn, doch möglicherweise schwingt in diesen Worten auch die Hoffnung mit, die Grünen am Wahlsonntag in der Wählergunst zu übertreffen. Erst im November sagte Schmid im ka-news-Gespräch: "Die Grünen werden ihren Vorsprung als Ein-Themen-Partei nicht halten können. Zur Wahl werden wir wieder vor den Grünen sein."

    Die Umfragewerte sprechen derzeit eine andere Sprache: Sowohl bei der jüngsten Emnid-Umfrage als auch bei der Forschungsgruppe Wahlen kommen die Grünen auf 25 Prozent und liegen damit drei Prozentpunkte vor der SPD, die laut Emnid auf 22 Prozent kommt. Das reicht um die schwarz-gelbe Regierung abzulösen. Auch der erste Grünen-Ministerpräsident in Deutschland scheint möglich. Doch am Montagnachmittag wollen die beiden Oppositionsparteien bei strahlendem Sonnenschein Geschlossenheit demonstrieren.

    Schmid: Ich werde Ministerpräsident

    "Mein Wunschpartner sind die Grünen. Wir setzen alles daran eine gemeinsame eigenständige Mehrheit zu bekommen. Wir kämpfen für Rot-Grün", sagt Schmid vor zahlreichen Medienvertretern im Solarpark. Keinen Zweifel lässt Schmid bei der Frage, welche Partei den Ministerpräsidenten stellen wird. "Die Menschen in diesem Land wollen mich als Ministerpräsidenten", antwortet Schmid. Die SPD stehe in Baden-Württemberg schließlich für eine "Politik der wirtschaftlichen Vernunft und des sozialen Ausgleichs".

    Grünen-Spitzenkandidat Winfried Kretschmann bekräftig nach seiner Ankunft im Solarpark: "Wir wollen mit der SPD koalieren, damit wir einen Politikwechsel in Baden-Württemberg erreichen." Was ist mit der Linken? Ist eine grün-rot-rote-Koalition eine Option? Im Fall von "unklaren Verhältnissen" werde man auch mit den anderen Parteien sprechen, antwortet Kretschmann. Allerdings könne sich der Grünen-Politiker eine Jamaika- oder grün-rot-rote-Koalitionen nur "ganz schwer vorstellen". "Ich hoffe, dass die Wähler nicht für unklare Verhältnisse sorgen", so Kretschmann. Die beiden Kandidaten gingen jetzt zusammen auf Wahlkampftermine, da ein Politikwechsel eben "ungewöhnliche Wege" erfordere. Kretschmann spricht daher von einer "partnerschaftlichen Konkurrenz".

    Allein zu zweit: Schulterschluss im Solarpark

    Gemeinsam stehen die beiden Spitzenkandidaten von SPD und Grünen im Solarpark von Kameras umringt, von Reportern umkreist. Der eine könnte erster Grünen-Ministerpräsident der Bundesrepublik werden, der andere möchte ab Sonntag gerne der erste SPD-Ministerpräsident Baden-Württembergs sein. Sie versuchen den öffentlichen Schulterschluss. "Chef wird derjenige, der am Wahlsonntag vorne liegt", beschwichtigt Schmid. Auch Kretschmann zeigt sich versöhnlich: "Wer Ministerpräsident wird, das entscheiden die Wähler."

    Ein symbolträchtigerer Ort hätte für das Treffen der beiden Spitzenkandidaten kaum gewählt werden können. In strahlendem Sonnenschein erstreckt sich auf zwölf Hektar der Solarpark Bruhrain. Ein Vorzeigeprojekt in Sachen Solartechnik. Hier testet und entwickelt die Firma Wirsol Solaranlagen. Der Solarparks befindet sich inmitten eines Naturschutzgebiets. In Sichtweite erheben sich in etwa sechs Kilometern Entfernung die Kühltürme des Atomkraftwerks Philippsburg.

    Kretschmann: Grüne machen schon immer Politik mit Weitsicht

    "Der Solarpark ist ein hervorragendes Beispiel für Know-How im Bereich der Erneuerbaren Energien", lobt Schmid. Mit Blick auf Philippsburg sagt der SPD-Politiker: "Es ist realistisch die deutschen Atomkraftwerke, wie im Atomkonses vereinbart, abzuschalten." Ab 2020 könne man vollständig ohne Atomstrom auskommen. Im Jahr 2050 könnte die Energie zu 100 Prozent aus Erneurbaren Energien gewonnen werden, prognostiziert Schmid. "Ich werde die Job-Maschinerie der Erneuerbaren Energien wieder anwerfen", verspricht der SPD-Spitzenkandidat. Ministerpräsident Stefan Mappus habe durch seine Atompolitik seine Glaubwürdigkeit verloren.

    Und die Grünen? Profitieren die Grünen von der Atomkatastrophe in Japan? Winfried Kretschmann weist ab: "Wir profitieren von keiner Katastrophe, wir machen schon immer Politik mit Weitsicht."

    Fast zur Nebensache geriet, dass die Firma Wirsol in Waghäusel mit rund 270 Angestellten und einem Umsatz von 180 Millionen Euro im Jahr 2010 Marktführer bei kleinen und mittleren Solaranlagen in Deutschland ist. Wirsol entwickelt und montiert Solaranlagen. Alleine mit der im Solartestpark Bruhrain gewonnenen Energie könne laut Unternehmen ein Elektroauto jährlich rund 25 Millionen Kilometer emmissionsfrei zurücklegen.

    Noch unentschlossen, wen man wählen soll? Eine Entscheidungshilfe bietet vielleicht unser Landtagswahl-Dossier. In den vergangenen beiden Woche haben wir außerdem täglich einen Kandidaten aus den beiden Karlsruher Wahlkreisen vorgestellt. Die bisher unter dem Titel "Auf ein Bier mit ..." vorgestellten Kandidaten gibt es hier.

    Am Wahlsonntag berichtet ka-news live über die Landtagswahl. Lesen Sie alle Ergebnisse und aktuelle Reaktionen aus Karlsruhe und der Region am Wahlsonntag live bei ka-news.

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