KVV-Chef Walter Casazza hat sein Versprechen gehalten. Er gehe davon aus, dass es bereits in einem Jahr ein Angebot für ein Anschlussticket geben könnte, sagte er fast genau vor einem Jahr. Und tatsächlich: Ab 1. Januar 2012 bietet der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) seinen Abonnenten, die beispielsweise nach Heidelberg oder Mannheim pendeln, die neue Fahrkarten-Kombination "AboPlus KVV/VRN" an. Die Benutzung von S-Bahnen über die Verbundgrenze vom KVV in den Nachbarverbund werde so einfacher und billiger, erläuterte Casazza kürzlich bei der Vorstellung des neuen Angebots.
Angebot für Vielfahrer
"Wir haben mit dem Angeobt Kundenwünsche realisiert", so Casazza. Die Anschlusskarte sei gerade für diejenigen interessant, die täglich den ÖPNV nutzen. Das Angebot sei ein Entgegenkommen an Schüler und Berufspendler. Treue Kunden werden damit belohnt.
Für Vielfahrer in der gesamten Region eignet sich beispielsweise die "KVV KombiCard" in Kombination mit dem "VRN RheinNeckar-Ticket". Beide gelten für das gesamte Netz der Verbünde und werden personenbezogen ausgestellt. Da der KVV die VRN-Anschlusskarte an ein KVV-Abonnement zu 50 Prozent bezuschusst, müssen KVV-Kunden künftig statt 141,90 Euro monatlich noch 105,45 Euro zahlen. Der Fahrgast spart damit 437, 40 Euro im Jahr. Die beiden Abonnements für KVV und VRN werden beim "AboPlus KVV/VRN" auf nur einer Fahrkarte zusammengefasst.
"VRN ist stiller Nutznießer"
Jahrenlang führten VRN, KVV und die Deutsche Bahnn (DB) Gespräche, um eine Übergangsregelung für das Grenzgebiet zu schaffen. Doch die Verhandlungen führten zu keinem Ergebnis. "Uns hat das alles zu lange gedauert", sagte Casazza. Der KVV prescht jetzt vor und bietet seinen Kunden im Alleingang die Kombikarte an. Denn der Nachbarverbund zieht nicht mit, profitiert aber dennoch von dem KVV-Angebot. "Je stärker das Angebot genutzt wird, desto mehr profitieren die beiden Verbünde KVV und VRN", so Casazza. "Der VRN ist stiller Nutznießer." Er sehe den Alleingang als Antriebsmittel für den VRN und hoffe, dass der Nachbarverbund nachziehe.
"Dieses Angebot zeigt, dass der KVV flexibel genug ist, solche intelligenten Lösungen auch alleine umzusetzen." Dass dieses Angebot vorerst nur einseitig bestehe, sei bedauerlich für alle, die vom VRN-Netz in das KVV-Gebiet fahren. Man hätte aus Sicht des KVV gerne eine einheitliche Lösung gefunden. "Diese ist aber nicht am mangelnden Willen des VRN, sondern an dessen komplexen Strukturen gescheitert", zeigt sich Landrat Christoph Schnaudigel diplomatisch.
100.000 Euro Zuschüsse
Da nach einer Änderung der Verbundfinanzierung neue Tarifüberlappungen in Baden-Württemberg nicht mehr bezuschusst werden, hat die Landkreisverwaltung zusammen mit dem KVV das Modell einer "Anschlusskartenregelung" entwickelt, das der Kreistag in seiner Sitzung vom 12. Mai einstimmig billigte. Der Landkreis bezuschusst die neue Anschlusskarte daher mit 50 Prozent. Das sind jährlich etwa 100.000 Euro, schätzt Landrat Schnaudigel. Grundidee sei laut Landratsamt, nicht mehr Tarifausfälle zu ermitteln und auszugleichen, sondern Tarifangebote von KVV und VRN zu kombinieren und die Karte des Nachbarverbundes zu bezuschussen, womit der Zuschuss dem Fahrgast direkt zu Gute komme und der Landkreis nur die tatsächlichen Nutzer finanziere.
Er habe auch das Land Baden-Württemberg um finanzielle Unterstützung gebeten, erklärte Landrat Schnaudigel. Eine finanzielle Unterstützung sei aber "deutlich abgelehnt" worden. Die Staatsekretärin im Verkehrsministerium, Gisela Splett, habe ihm mitgeteilt, dass ein solches Angebot derzeit nicht finanzierbar sei. Das Land habe dafür kein Geld. "Dennoch ist es wichtig, dass wir die Verbundgrenzen aufweichen", so Schnaudigel. Insgesamt zahlen Landkreis und Gemeinden zusammen rund acht Millionen Euro pro Jahr für den laufenden Betrieb des ÖPNV im KVV. Investitionen beispielsweise in neue Bahnen nicht mitgerechnet.
Pendler, Senioren, Schüler
Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) grenzt im Norden an die 12.000 Einwohner zählende Gemeinde Bad Schönborn. Hier beginnt das Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN). Für Besitzer eines Verbundtickets des KVV hieß es bisher auf halber Strecke zwischen Karlsruhe und Heidelberg: Endstation. Denn die Zeitkarten sind nur im jeweiligen Verbund gültig. Pendler benötigten immer zwei Tickets. Mit dem neuen Kombiticket können Berufpendler und Schüler jetzt mit einem Ticket von Karlsruhe nach Heidelberg oder Mannheim fahren.
Das Angebot gilt auch für "KVV Karte ab 60"-Inhaber. Statt 69,70 Euro zahlen sie künftig noch 52,60 Euro pro Monat. Die "KVV ScoolCard" in Verbindung mit dem "VRN MAXX- oder SuperMAXX-Ticket" bietet auch Schülern einen Rabatt auf dem Weg in den VRN. Für Studierende gibt es bereits seit längerer Zeit eine Sonderregelung mit dem VRN. Sie können für 157,10 Euro je Semester eine Anschluss-Studikarte für das KVV Netz erwerben.
ka-news-Lesern forderten Anschlusskarte
Die Bestellung der kombinierten Abonnements ist grundsätzlich nur online über das Buchungsportal www.bahn.de/aboplus-badenwuerttemberg der Deutschen Bahn möglich. Neubestellungen und Änderungen müssen dem AboCenter der DB bis zum 5. des Vormonats vorliegen. Doch Fahrgäste müssen nicht bis Januar warten, sondern können schon jetzt die neue Kombikarte beantragen, erklärte der KVV. Voraussetzung, um das neue Tarifangebot in Anspruch nehmen zu können, ist ein Wohnsitz im Geltungsbereich des KVV.
Das neue Angebot wird auch zahlreiche ka-news-Leser freuen. Denn bei einer ka-news-Umfrage im Mai dieses Jahres forderten 77,76 Prozent der Umfrageteilnehmer eine "Anschlusskarte für diese stark frequentierte Strecke". Denn die bisherige Regelung sei "eine Zumutung für Pendler". Nur rund sechs Prozent fanden damals eine Anschlusskarte überflüssig.
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