Am frühen Samstagmorgen, 7. Oktober, startete die islamistische Hamas einen terroristischen Anschlag auf Israel. Seitdem befinde sich das Land im Krieg. Das Problem: Bis Dienstagnachmittag, 10. Oktober, befand sich dort noch eine Schüleraustauschgruppe aus Ettlingen in Sha'ar HaNegev, einer Partnerstadt von Karlsruhe.
Die Freundschaft zwischen Karlsruhe und Israel reicht bis 1992 zurück
Seit 1992 besteht zwischen dem Landkreis Karlsruhe und der Region Sha'ar HaNegev in Israel eine außereuropäische Freundschaft. 2009 unterzeichneten der Karlsruher Landrat Christoph Schnaudigel und sein israelischer Kollegen Mayor Alon Schuster die offizielle Städtepartnerschaft.
"Die Region Sha´ar HaNegev, die im Westen durch den Gaza-Streifen begrenzt wird, zählt zu den bestentwickelten Bezirken Israels und liegt zwischen den Städten Ashkelon im Norden und Beer Sheba in der Negev-Wüste. Sie besteht aus 10 Kibbuzim, einem Moshav und einer Beduinengemeinde", heißt es dazu auf der Webseite des Landkreis Karlsruhe.
Wie das Landratsamt weiter informiert wird diese Partnerschaft im regelmäßigen Kontakt auf Verwaltungs-, aber auch kultureller und wirtschaftlicher Ebene gepflegt und weiter ausgebaut. Neben verschiedenen Projekten kam so auch der Deutsch-Israelische Jugendaustausch zustande.
Deutsch-Israelischer Jugendaustausch
Aus der Zusammenarbeit entsteht 1996 ein jährlich stattfindendes Jugendaustauschprogram - seit 2009 im Beruflichen Bildungszentrum in Ettlingen verankert und wird vom Dezernat 2, Amt für Schulen und Kultur organisiert und durchgeführt. Für jeweils eine Woche reisen Schüler aus Ettlingen nach Israel - und israelische Schüler in den Landkreis Karlsruhe.

Die Teilnehmer am Deutsch-Israelischen Jugendaustausch sind dann für jeweils eine Woche in den Familien ihrer jeweiligen Partner untergebracht. "Vor Ort lernen sie das Gemeinschaftsleben der jeweiligen Gesellschaftskultur kennen und bekommen einen deutlichen Eindruck von Alltag, Religion und Lebensgewohnheiten", so das Landratsamt Karlsruhe.
Israelischer Bürgermeister Ofir Libstein bei Anschlag getötet
Ein wichtiger Kontakt hinsichtlich der langjährigen Kooperationen zwischen Karlsruhe und Israel war Ofir Libstein, der Bürgermeister des Regional Councils von Sha‘ar HaNegev. Seit 2018 war er der Haupt-Ansprechpartner der Partnerschaft zwischen dem Landkreis Karlsruhe und der Region. Umso tiefer war da die Bestürzung aus Karlsruhe, dass auch Ofir Libstein dem Hamas-Angriff zum Opfer fiel.

In einer ersten Reaktion sprach Landrat Schnaudigel der örtlichen Regionalverwaltung und den Angehörigen das Mitgefühl des Kreistags und der Landkreisverwaltung aus - würdigte die Verdienste seines Kollegen: "Unter Ofir Libstein haben sich unsere partnerschaftlichen Beziehungen weiter vertieft. Er war den Menschen zugewandt und seine offene und unkomplizierte Art beeindruckte."
Jüngste Zusammenarbeit mit Bürgermeister Libstein
Noch im Juli besuchte Libstein den Landkreis Karlsruhe, um weitere Felder der Zusammenarbeit auf Verwaltungsebene abzustecken, erklärt Schaudigel. Der letzte Kontakt zwischen Libstein und ihm habe bei einem Treffen Anfang September in Sha’ar HaNegev stattgefunden.
"Wir wollten letzte Details eines Buchprojektes über die Partnerschaft besprechen und eine geplante Delegationsreise des Kreistags nach Israel im kommenden Jahr abzustimmen", erklärt der Landrat. Trotz der angespannten Lage in der Region Sha‘ar HaNegev sei Libstein stets offen und optimistisch gewesen.
Ob der Vorfall Auswirkungen auf das Austauschprogramm oder die Städtepartnerschaft haben wird, hat ka-news.de beim Karlsruher Landratsamt angefragt.