(mda)

Herr, Mentrup, die Gesamtkosten für die Kombilösung liegen nach den aktuellen Berechnungen bei 868 Millionen Euro - ursprünglich war man von 495 Millionen ausgegangen. Wird die Kombilösung letztlich doch über eine Milliarde Euro kosten?

Das glaube ich nicht. Wir haben jetzt in unsere Prognose Preissteigerungen, eventuelle Risiken und auch alle möglichen Nebenkosten schon eingepreist. Was die Kriegsstraße letztlich kostet, das weiß ich natürlich noch nicht, weil wir ja noch keine Ausschreibung haben und vor allem nicht die entsprechenden Angebote der Firmen.

Wenn sich mein Vorgänger sehr stark darauf konzentriert, immer die Kosten zu verkünden, die nach aktuellem Stand gesichert waren, verfolge ich jetzt eine andere Strategie: Wir preisen 2,5 Prozent Preissteigerung sowie 3,5 Prozent für Unvorhergesehenes pro Jahr mit ein. Das ist übrigens der Wert, den wir aus den ersten Jahren im Nachhinein ermittelt haben. Dadurch kommen wir jetzt auf diese 868 Millionen Euro. Da wird sicher noch das ein oder andere Zusätzliche kommen, aber ich rechne nicht damit, dass wir am Ende deutlich über einer Milliarde liegen.

Nicht deutlich? Aber die Kosten könnten schon darüber liegen?

Ja, es könnte möglicherweise an die Milliarde rankommen. Aber das ist jetzt wirklich Kaffeesatzleserei. Wir haben jetzt einige Sicherheiten eingebaut, von daher fühle ich mich ganz wohl.

Die Kombilösung ist ein Projekt, das mit Sicherheit auch lange mit Ihnen in Verbindung gebracht werden wird.

Ja, das ist ja logisch. Wenn 2019 das Projekt an den Start geht - Teile der unterirdischen Führung schon 2018 - dann wird man natürlich sagen: Das ist eines der dominierenden Projekte meiner Amtszeit. Aber ich glaube, die Bürgerinnen und Bürger wissen auch, dass es von Bürgerentscheiden und politischen Entscheidungen aus den Vorjahrzehnten herrührt. Aber klar ist, dass ich sicherlich daran gemessen werde, wie ich die Umsetzung und auch die Fertigstellung dieses Projektes manage, soweit ich das managen kann - und auch kommuniziere und damit umgehe. Es hat sich als sehr gut erwiesen, dass ich mit sehr viel Aufwand in die Kommunikation eingestiegen bin, und dass wir die Sache sehr transparent angehen. Zwischen der Arge, der Arbeitsgemeinschaft der Firmen, der Kasig, als eigentliche Bauherrin, und den verschiedenen städtischen Ämtern sowie den Verkehrsgesellschaften haben wir in wöchentlichen Treffen zu einem wirklich guten Miteinander gefunden. Wir sind fast so etwas wie eine große Baufamilie geworden, die jetzt die Kombilösung voranbringt.

Gibt es auch Überlegungen das Wildparkstadion an den öffentlichen Nahverkehr anzuschließen?

Die Überlegung gibt’s ja schon immer. Aber wenn Sie mal überlegen, wie viele Personen in sehr kurzer Zeit - beispielsweise nach Ende eines Spiels - abfahren, dann ist eine Straßenbahnanbindung massiv überfordert. Wir profitieren bei der guten ÖPNV-Anbindung des Wildparks im Moment davon, dass sie sich auf mehrere Haltestellen verteilt. Hätte ich direkt davor eine Straßenbahnhaltestelle, dann müsste ich da 10, 20 Wagen hinstellen. Abgesehen davon, dass man die dort gar nicht aufstellen kann, müsste man sie ins normale Straßenbahnnetz wieder einfädeln. Das geht bei der Taktfülle, die wir im Moment haben, überhaupt nicht. Das ist das eine Argument, dass man mit Anbindung an den ÖPNV zum Teil auch Erwartungen verbindet, die organisatorisch wahrscheinlich gar nicht umsetzbar sind. Und das zweite und entscheidende ist, dass so eine Straßenbahnlinie nicht wirtschaftlich sein kann, weil es ja nur bei den Spielen zu einer so hohen Nachfrage kommt, Was wir im Moment überlegen ist, ob wir nicht die Bus-Shuttles zum Stadion hin zu einem ferneren Zeitpunkt durch Bus-Shuttles vom Stadion zurück ergänzen. Da haben wir zwar auch das Kapazitäts-Problem, aber wir können durch unterschiedliche Abfahrten die Sache flexibler handhaben.

Fragen: Moritz Damm (ka-news) und Patrick Sommer (die neue welle)

Das Stadion bleibt im Wildpark. Aber bevor die Stadträte im Spätsommer 2014 eine endgültigen Entscheidung über die konkreten Baupläne fällen, muss die Stadt mit dem Karlsruhe SC über die künftige Nutzung und Finanzierung des Stadions verhandeln. Oberbürgermeister Frank Mentrup erwartet "harte Verhandlungen". Warum, erklärt er im ersten Teil des ka-news-Interviews.
 
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