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Kommentar: Nein, Frau Bundeskanzler - mit diesem Vorwurf irren Sie sich!

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Kommentar: Nein, Frau Bundeskanzler - mit diesem Vorwurf irren Sie sich!

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    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit gefalteten Händen.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit gefalteten Händen. Foto: dpa

    Nach dem Motto: "Angriff ist die beste Verteidigung", ging Angela Merkel nach einem turbulenten Tag in Berlin in die Offensive.

    Verdutzte Kanzlerin erhält Rücktritts-SMS

    Die entscheidenden Momente eines in der Geschichte der Bundesrepublik kaum vergleichbaren Politiker-Rücktritts erlebte Angela Merkel zuvor auf der Computermesse "Cebit" in Hannover. Agenturen verbreiteten vielsagende Fotoaufnahmen der Regierungschefin, als sie verdutzt eine SMS - ganz offensichtlich von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg - erhielt, diese wenig später Bildungsministerin Annette Schavan zeigte, um anschließend den Rundgang auf der "Cebit" zu unterbrechen und längere Telefonate zu führen.

    Es war in der Tat ungewöhnlich, mit welcher Wucht die Kritik an dem inzwischen von seinem Amt zurück getretenen Verteidigungsminister bei der aktuellen Stunde im Bundestag in der vergangenen Woche kulminierte. Mit welch harschen Vorwürfen sich Politiker hier gegenseitig wenig Schönes an den Kopf warfen. Die Diskussion um Karl-Theodor zu Guttenberg war damit noch nicht beendet. Nicht nur die Medien schossen sich weiter auf den vermeintlichen Doktor der Jurisprudenz ein. Der Betroffene, seit jeher Meister der Selbstinszenierung, wirkte das erste Mal wirklich authentisch als er bei der Formulierung des Rücktritts von seinen "erschöpften Kräften" sprach.

    Zwischenzeitlich hatte sich auch die Akademikerschaft formiert, einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin verfasst - der online - sprich: digital, offenbar mehr als 50.000 mal unterzeichnet wurde. Am vergangenen Montag hatte sich zudem der einstige Doktorvater von dem jetzigen Ex-Verteidigungsminister losgesagt. Das war vermutlich der aktuell heftigste Querschläger für den Baron von und zu Guttenberg. Nicht zu vergessen, die online-Recherchen der Netzgemeinde, vorneweg: die im Internet stehende Plagiats-Vergleichsseite "Guttenplag", bei der - Stand Dienstag - auf 324 von 393 Doktor-Arbeits-Seiten plagiierte Stellen gefunden wurden.

    Von bürgerlichen Grundwerten...

    Da ist es müßig und da braucht auch nicht länger drüber nachgedacht zu werden, ob die Opposition - bei Wahrnehmung einer ihrer vornehmsten parlamentarisch-demokratischen Wächteraufgaben - nun der Heuchelei bezichtigt werden müsste. Dieser Ministerrücktritt war letztlich "alternativlos", wie Frau Merkel so schön sagt, und wenn man so will, zudem "eine Abstimmung im Netz". Bundeskanzlerin Angela Merkel scheint viel politisches Gespür abhanden gekommen zu sein und sie hat mit der ihr eigenen Nibelungentreue und dem Festhalten-Wollen an Karl-Theodor zu Guttenberg selbst an allererster Stelle wichtige bürgerliche Grundwerte in Frage gestellt. 

    Bürgerliche Grundwerte, nach denen sich ein ertappter Dieb - auch bei Rückgabe des Diebesgutes - den notwendigen strafrechtlichen - zumindest aber politisch-rechtlichen - Konsequenzen stellen muss. Ein Schelm der bei der Formulierung von "Soviel Scheinheiligkeit und Verlogenheit war selten in Deutschland" da vielleicht zunächst an die Urheberin dieser Sätze denken mag? Na ja, es ist halt Wahlkampf... Es ist davon auszugehen, dass der Flurschaden - verheerend war auch Angela Merkels Satz, sie habe "doch keinen wissenschaftlichen Assistenten eingestellt" - bei der Landtagswahl am 27. März nicht ohne Auswirkungen bleiben wird.

    WOLFGANG SCHÄUBLE: Der heutige Bundesfinanzminister stürzte im Jahr 2000 wegen der CDU-Spendenaffäre um den Waffen-Lobbyisten Karl-Heinz Schreiber. Er gab seine Ämter als CDU-Vorsitzender und CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender auf und zog sich in die zweite Reihe zurück. 2005 wurde er Bundesinnenminister, seit 2009 steht er an der Spitze des Finanzministeriums.
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    Der Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) war auch ausländischen Medien schnelle Schlagzeilen wert. Öfter wurde Guttenbergs Schritt als herber Schlag für Kanzlerin Angela Merkel gewertet. Eine Auswahl:
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