"Wir begrüßen die Pläne ausdrücklich. Nur durch diese einschneidende aber unabweisbare Maßnahme können wir 14 Monate Bauverzug aufholen, um eine fristgerechte Fertigstellung der Kombilösung zu gewährleisten", so die CDU-Fraktionsvorsitzende Gabriele Luczak-Schwarz in einer Pressemitteilung.
CDU und SPD begrüßen die Pläne
Der CDU seien die Belastungen für die Bürger bewusst. Doch die nun beschlossene Verkehrsverlegung sei die bestmögliche Lösung. Gleichzeitig habe die CDU-Fraktion trotz der unabdingbaren Notwendigkeit Bedingungen für die Sicherstellung des Verkehrsflusses im Stadtgebiet gestellt. Neben einer Verlagerung der Umlandlinien vom Bahnhof Durlach zum Hauptbahnhof Karlsruhe seien dies ein Umbau der Baumeisterstraße, damit dort der Verkehr fließen könne, sowie vertraglich geregelte Konventionalstrafen bei Bauverzögerungen. "Wir haben unsere Zustimmung an diese Bedingungen geknüpft. Die Stadtverwaltung sagte uns die Berücksichtigung zu", so die Fraktionsvorsitzende weiter.
Die SPD-Fraktion unterstützt die Pläne zur "Beschleunigung der Kombilösung" ebenfalls. "Auch wenn die Sperrung für die Stadt ein hartes halbes Jahr bedeutet: Unterm Strich ist es eine gute Sache. Jetzt geht es darum, dass im Vorfeld der Sperrung die Bürger umfassend über die veränderten Streckenführungen informiert werden. Außerdem werden wir gemeinsam mit der Stadtverwaltung haargenau darauf achten, dass die Firma Alpine den Plan fristgemäß umsetzt," so die SPD-Fraktionsvorsitzende, Doris Baitinger, in einer Presseinformation.
KAL lehnt die Vollsperrung "entschieden ab"
Die Karlsruher Liste (KAL) lehnt indes die Vollsperrung der Kaiserstraße zwischen Kronen- und Marktplatz "entschieden ab". Nach Ansicht der KAL drohen unbeherrschbare Verkehrszustände bis Mitte November, wenn die Straßenbahnen wieder fahren dürfen. "Die Hauptumleitungsstrecke über die Baumeisterstraße legt die wichtigen Verkehrsknoten Ettlinger Tor, Kreuzung Baumeister- und Rüppurrer Straße sowie den Mendelssohnplatz zumindest zeitweise lahm", kritisiert Lüppo Cramer, KAL-Fraktionsvorsitzender. Er habe im Aufsichtsrat der Kasig und im Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden vor dieser Entscheidung gewarnt. "Leider waren nur die Grünen auf unserer Seite, obwohl sich mehrere städtische Verkehrsexperten gegen die Vollsperrung ausgesprochen haben."
Die KAL sei davon überzeugt, dass während der Vollsperrung der Takt der Straßenbahn im gesamten Stadtgebiet nicht mehr gesichert ist. Dies gelte zumindest für die Spitzenstunden. Wegen der deutlich verlängerten Fahrstrecke und der zu erwartenden Staus an den Verkehrsknoten könne sich der Takt im Laufe eines Werktages auch kaum wieder einpendeln. "Ganz abgesehen davon, dass schon die um mehrere Minuten verlängerte Fahrzeit und die gebrochenen Anschlüsse den Zeitplan von Berufstätigen, Schülern und Citybesuchern empfindlich stören werden", so Stadtrat Eberhard Fischer, der die KAL im Aufsichtsrat der VBK vertritt. Zudem würde es überall dort, wo viel mehr Straßenbahnen den Autoverkehr kreuzen müssen, massive Konflikte geben.
Stadtrat Cramer sieht den eigentlich Schuldigen in der Baufirma: "Warum sollen wir die Kaiserstraße sperren - weil die Arge Stadtbahntunnel sagt, sie komme mit den Baufeldern nicht zurecht. Dann hätten sie den Auftrag eben nicht annehmen dürfen!" Schon seit Baubeginn habe die Arge gezeigt, dass sie nicht leistungsfähig genug sei: "Sonst hätten wir ja den Verzug um rund 18 Monate nicht." Die KAL-Fraktion bezweifelt daher auch, dass die Vollsperrung den Verzug nennenswert vermindern werde.
Grüne: Sperrung der Kaiserstraße "nicht zumutbar"
Auch die Grüne-Gemeinderatsfraktion hält eine siebenmonatige Sperrung der Kaiserstraße zwischen Marktplatz und Kronenplatz für "nicht zumutbar". Die Grünen haben deshalb laut Pressemitteilung im Aufsichtsrat der Kasig gegen das für die Zeit zwischen April und November geplante Vorhaben gestimmt.
"Natürlich ist es auch in unserem Interesse, die Bauzeit für den Kaiserstraßentunnel möglichst gering zu halten", wird Fraktionssprecherin und Kasig-Aufsichtsrätin Bettina Lisbach in der Pressemeldung zitiert. "Mit der jetzt geplanten Sperrung sind aus unserer Sicht aber nicht mehr zu verantwortende Beeinträchtigungen für die Bevölkerung sowie für den gesamten innerstädtischen Verkehr verbunden. In der Abwägung der Vor- und Nachteile sowie der mit einer Sperrung verbundenen Risiken haben wir uns deshalb gegen die Maßnahme ausgesprochen."
Johannes Honné, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion und ebenfalls Mitglied im Kasig-Aufsichtsrat: "Früher wurde uns versprochen, dass die Kaiserstraße auch während der Bauzeit befahrbar bleibt - aus gutem Grund. Denn diese Umleitung der Bahnen wird zu erheblichen Verspätungen führen, so dass der Fahrplan quasi zusammenbricht. Zudem werden zwei Linien vor der Baustelle kehrt machen. Das kann man den Fahrgästen doch nicht allen Ernstes sieben Monate lang zumuten." Die Grünen befürchten, dass der derzeit ohnehin angeschlagene Ruf der Karlsruher Straßenbahnen dadurch weiter leiden werde.
Zweifel äußert Lisbach auch daran, dass sich die Bauzeit dank der jetzt vorgesehenen Sperrung tatsächlich um 15 Monate verkürzen lässt. "Die Prognosen von Kasig und Arge haben sich in der Vergangenheit allzu oft als unzuverlässig erwiesen. Deshalb haben wir wenig Hoffnung, dass während der Zeit der Sperrung alles nach Plan verläuft." Honné bemerkt: "Wenn die Kasig die siebenmonatige Bauzeit als "sportlich" einstuft, dann darf also gar nichts dazwischen kommen, sonst wird die Bauzeit überschritten, Und dann steht zur Wahl, entweder die unfertige Baustelle zuzuschütten und später wieder aufzureißen, oder in der Adventszeit weiterzubauen."
Freie Wähler werfen Kasig "Wortbruch" vor
Lars Dragmanli, Vorsitzender der Karlsruher Freien Wähler (FW), fragt in einer Pressemitteilung: "Ist das die neue Transparenz? Wir hatten uns vom neuen Oberbürgermeister mehr Beteiligung der Bürger vor einer solch weitreichenden Entscheidung und die versprochene bessere Koordination der Baustellen zur Entlastung von Bürgerinnen und Bürgern erwartet. Die Belastungen nehmen aber ganz im Gegenteil mit der Sperrung der Kaiserstraße zu statt ab!"
FW-Stadtrat Jürgen Wenzel spricht sogar von "Wortbruch", denn laut Kasig sollten oberirdische Sperrungen lediglich auf der Stecke vom Marktplatz bis zum Ettlinger Tor geben. "Von einen Abklemmen der östlichen Kaiserstraße war nie die Rede", kritisiert Wenzel. Die Freien Wähler weisen darauf hin, dass den Bürgern vor "Baubeginn von den Verantwortlichen und der Kasig versprochen wurde, dass eine Kombination aus modernster Tunnelbohrtechnik und offener Bauweise dafür sorgt, dass die Beeinträchtigung durch Baustellen gerade in der Kaiserstraße so gering wie möglich wird".
ka-news-Umfrage: 62 Prozent finden die Sperrung gut - wenn sie hilft
Bei einer Pressekonferenz stellte OB Frank Mentrup am Mittwoch die Kernpunkte für das "Konzept zur Verkürzung der Bauzeit für die Kombilösung" vor. Demnach wird die östliche Kaiserstraße zwischen Marktplatz (Modehaus Schöpf) und Kronenplatz (Buchhandlung am Kronenplatz) von Ende April bis November 2013 sieben Monate für den Bahnverkehr komplett gesperrt - acht Wochen davon sind Schulferien. Die Straßen- und Stadtbahnen werden in dieser Zeit statt über die östliche Kaiserstraße über den "Bypass" Baumeisterstraße (Fritz-Erler-Straße, Baumeisterstraße, Ettlinger Straße) umgeleitet. Der Karlsruher Gemeinderat muss an dieser Entscheidung nicht beteiligt werden. Dennoch werde der OB am 9. April die Stadträte über die Maßnahme informieren, so Mentrup am Mittwoch. Diese Debatte habe aber "keinen Einfluss" auf die Entscheidung.
Auch ka-news hatte die Leser gefragt: Mehr Sperrungen für eine kürzere Bauzeit - was halten Sie davon? Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (62 Prozent) befürwortet die Sperrung der Kaiserstraße - "wenn es dadurch wirklich schneller geht". 36,64 Prozent findet das aber keine gute Idee. "Wir sind doch jetzt schon an der Grenze des Erträglichen", sagen sie. Keine Meinung zu dem Thema haben 1,36 Prozent.
Aktualiesierung Freitag, 15. März:
Für den Fahrgastverband Pro Bahn ist die Sperrung der Kaiserstraße ein weiterer Schlag gegen die ohnehin schon stark belasteten Fahrgäste. Das teilt Pro Bahn in einer Pressemeldung mit. Deshalb sollten die Baumaßnahmen wie geplant, Schritt für Schritt, mit jeweils der Sperrung nur einer Abfahrt Richtung Hauptbahnhof, weitergeführt werden.
Was nun gemacht werde, lasse die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs auf einen Tiefpunkt sinken. Eigentlich sollte die Kaiserstraße als wichtigste Ost-West-Verbindung immer befahrbar bleiben. Durch die geplante Umleitung würden sich nun enorme Verspätungen aufbauen, Anschlüsse könnten nicht mehr gehalten werden und die Fahrgäste müssten deshalb noch längere Fahrzeiten in Kauf nehmen, oder was noch schlimmer sein wird, ein Teil der Kunden wird dem ÖPNV den Rücken zukehren und vielleicht für immer verloren gehen, befürchtet der Verband.
Dieser Artikel wurde im Laufe des Tages mehrfach aktualisiert und erweitert.
Siehe auch:
Kombilösung: Kaiserstraße wird 7 Monate gesperrt - Mentrup will Bauzeit verkürzen
Mehrkosten, Verzögerungen und Baufortschritt: Mehr Infos rund um die Karlsruher Kombilösung gibt es in unserem Dossier. Hier klicken!
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