Die zukünftige Haltestellenbereich am Europaplatz wird in sogenannter "Deckelbauweise" errichtet. Hier entsteht unterirdisch eine Schachtel aus Beton, die noch mit Erde gefüllt ist. Die Schachtel wird in einer späteren Bauphase von einer Tunnelbohrmaschine durchbohrt. Die Seitenwände und der Boden der Haltestelle sind soweit fertig gestellt, so dass Gregor Fleischmann, Oberbauleiter der Arge Stadtbahntunnel, bei der Baustellenbegehung am Mittwoch von einem "Trog" spricht, der sich im Karlsruher Erdreich vor den Augen der Bürger versteckt.
Boden wird im Erdreich verankert
"Das Wesen des Spezialtiefbaus ist eben, dass man mit zunehmendem Baufortschritt, immer weniger sieht", erklärte Fleischmann den interessierten Baustellenbesuchern. Die Hülle der Haltestelle sei soweit fertig. Nur der Deckel fehle noch, damit aus dem momentanen Trog eine Schachtel werde. Für die Seiten der "Tunnel-Schachtel" wurden sogenannte Baugrubenwände aus Bohrpfählen errichtet. Mit dem Hochdruckinjektionsverfahren ("HDI-Verfahren") wurde die Dichtsohle hergestellt. Diese Sohle dient der Abdichtung der Baugrube gegen das Grundwasser. Die Dichtsohle ist sozusagen der Boden der Baugrube.
Diese Dichtsohle soll jetzt mit dem Erdreich verankert werden, um das Konstrukt gegen auftreibendes Grundwasser zu stabilisieren. Dafür werden Gewindestäbe in das Erdreich gebohrt, die die Sohle im Erdreich fixieren sollen. Doch bevor die Gewindestäbe für die Stabilität des Tunnels sorgen und in die Tiefe gebohrt werden, werden 15 Probeanker eingeführt, um die Belastbarkeit der Dichtsohle zu testen, erklärt der Oberbauleiter. Dazu müssen diese einem Druck von etwa 85 Tonnen standhalten. Im Testverfahren, bei sogenannten "Ausziehversuchen", sollen die Gewindestäbe sogar einer Belastung von 160 Tonnen ausgesetzt werden, um die Belastbarkeit der Stäbe und der Dichtsohle zu überprüfen.
Kasig: Verzögerung bei Haltestelle Lammstraße
Hält die Sohle der Qualitätsprüfung stand, so werden in den nächsten vier Wochen etwa 162 dieser Gewindestäbe in den Boden "gedübelt". Im Anschluss wird das vorhandene Grundwasser aus dem Trog gepumpt, um zu überprüfen, ob das unterirdische Konstrukt dicht ist. Sollte dies der Fall sein, wird der zwei Meter dicke Deckel - dem das Verfahren den Namen "Deckelbauweise" verdankt - auf den Trog gebaut. Dann wird die Baugrube zugeschüttet und die Straßenoberfläche wieder hergestellt. Letztlich fräst sich die Tunnelmaschine wie ein Maulwurf durch das Innere der Schachtel und höhlt diese aus.
Die Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig) geht im Moment davon aus, dass die Inbetriebnahme des Stadtbahntunnels unter der Kaiserstraße mit dem Südabzweig in die Ettlinger Straße unverändert Ende 2016 erfolgen wird. Mit der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Stadtbahntunnel steht die Kasig derzeit wegen Verzögerungen an den Baustellen, insbesondere an der Haltestelle Lammstraße, in einem intensiven und kontroversen Austausch über Fragen zum Baufortschritt und zur Optimierung der weiteren Bauabläufe. Zudem rechnet das Unternehmen damit, dass bis Ende Mai ein aktualisierter Bauzeitenplan von der Arge vorgelegt wird.