Das Karlsruher Jahrhunderprojekt, die Kombilösung, wird teurer. Das ist eine der zentralen Aussagen, welche im aktuellen Sachstandbericht der Stadt zum Bauprojekt deutlich werden. Mittlerweile wird mit bis zu 1,2 Milliarden Euro gerechnet. Als man am 21. Januar 2010 den Spatenstich am Europaplatz durchgeführt hat, hat man noch mit Kosten in Höhe von 588 Millionen Euro gerechnet.
Und noch eine zweite Zahl hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert: Während der erste Teil, die Untertunnelung der Kaiserstraße, ursprünglich Ende 2015 beendet sein sollte, wird mittlerweile das Jahresende 2020 angepeilt. Der Autotunnel hat hingegen weniger Verzögerung: Statt 2019 steht mittlerweile 2021 im Terminplan der Bauherrin, der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig).
Oben weit fortgeschritten, unten noch in Arbeit
Der 26-seitige Sachstandbericht (siehe unten), der diese Informationen beinhaltet, soll vom Karlsruher Gemeinderat am Dienstag nur zur Kenntnis genommen werden - quasi als Information zum aktuellen Bauzustand. Denn neben den ernüchternden Zahlen zu den Kosten, hat die Kasig auch positives zu berichten. Nach Jahren der baustellenbedingten Behinderungen für Autofahrer, Fußgänger und die Bahnen, kehrt oberirdisch langsam wieder so etwas wie Normalität ein.
Der Bereich um die Tunnelrampe am Mühlburger Tor ist nahe am Endzustand - nur die Grünflächen und die Pflasterung rund um das Kaiserdenkmal fehlen noch. Am anderen Ende der Röhre sieht es hingegen noch etwas ungeordneter aus: Hier fahren die Bahnen noch bis zum Sommer 2018 ihren Bogen um das Durlacher Tor, ehe es wieder gerade aus der Durlacher Allee in die Kaiserstraße geht. Dieser Bereich war lange von den Bauarbeitern in Beschlag genommen wurden: Von hier wurde das Material in den Tunnel gebracht. Und auch in der Ettlinger Straße verschwinden mehr und mehr die Bauzäune - eine Ende ist laut Kasig auch hier in Sicht.
"Zufriedenstellender" Baustand
Unter der Erde gehen die Arbeiten nun von den Roh- in den Innenausbau über. "Der Fortschritt bei der Umsetzung der Kombilösung ist zum bevorstehenden Abschluss der Rohbauarbeiten hin zufriedenstellend", heißt es im Bericht.
Etwas weiter vom Ziel entfernt ist man naturgemäß noch beim Umbau der Kriegsstraße. Hier erfolgt der Spatenstich erst am 21. April 2017 - statt mit Spaten bewegte Oberbürgermeister die ersten Erdmassen mit einem Bagger.
Mittlerweile folgte noch viel mehr Erde - in der Mitte der Kriegsstraße ist vielerorts ein breiter Graben zu sehen. "Mit der abschnittsweisen Herstellung der Tunnelsohle wurde begonnen", heißt es im Bericht weiter. Nach dem späteren Boden folgen dann die Seitenwände und die Decke. Anders als der Straßenbahntunnel, der im Vortrieb mit einem Tunnelbohrer gebaut wurde, entsteht hier der Tunnel in offener Bauweise.
Über 12 Millionen Euro an Entschädigungen ausgezahlt
Diese und viele weiteren Bauarbeiten waren nicht ohne Einschränkungen für den Verkehr - und zum Teil auch mit Einbußen für die Anwohner. "Bisher wurden 641 Entschädigungsanträge gestellt", so die Auskunft des Sachstandberichts. "Hiervon sind 221 Anträge von Gewerbetreibenden wegen Gewinneinbußen und 42 Anträge von Grundstückseigentümern wegen Mietausfällen sowie 378 Anträge von Anliegern wegen Lärmbelästigung in Bezug auf verschiedene Zeiträume gestellt worden."
In den meisten Fällen wurde eine Entschädigung gezahlt, nur 102 Anträge wurden abgelehnt. 75 davon "mangels objektiver Betroffenheit", weitere 27 sind vor dem Verwaltungsgerichtshof gescheitert. Sieben Antragssteller hätten ihre Anträge zurückgezogen. Insgesamt seien bislang Entschädigungen in Höhe von rund 12,6 Millionen Euro ausgezahlt worden.