Wo vor einem halben Jahr noch Straßenbahnen fuhren, ist von Schienen keine Spur mehr. Stattdessen scheint es, als hätte dort eine riesige Schlammschlacht stattgefunden. Obwohl die Arbeiten schon mehrere Monate andauern, ist außer diversen Baggern, Baustellenmaschinen und eben jeder Menge Dreck nicht viel zu sehen. Die Arbeiten finden in der Tiefe statt. "Diese Baustelle unterscheidet sich im Grunde nicht von den anderen am Europaplatz oder an der Lammstraße", erklärte Marko Schimmelpfennig, Projektleiter Tunnelbau von der Arge.
Tunnelbohrung für 2013 geplant
Auch hier werde zunächst eine Schachtel gebaut, die anschließend mit einem Deckel geschlossen wird. "Der Unterschied ist nur der, dass der Deckel hier zwei große Löcher haben wird, durch die beide Teile der Tunnelbohrmachinen in den Untergrund abgesenkt werden", erklärte der Ingenieur. Diese sollen dann in der unterirdischen Haltestelle zusammengebaut werden, um sich ihren Weg unter der Kaiserstraße durch den Karlsruher Untergrund zu fressen. Bis dahin wird aber noch mindestens ein Jahr vergehen. Die Bohrung ist für 2013 geplant.
Vorher müssen die Arbeiter die Schachtel zusammenbauen, die zu tragenden Außenwänden der späteren Haltestelle wird. Dazu bringen sie derzeit so genannte Schlitzwände in den Boden ein. Anders als die Bohrpfähle, die die Arge-Mitarbeiter in den Boden des Europaplatz gebohrt haben, werden die Wände in Stücken von maximal 2,8 Metern Länge und rund 1,2 Metern Tiefe in den Boden eingebracht. Auf einer Länge von rund 500 Metern wird die Wand, deren Einzelheiten ähnlich wie Klicklaminat zusammen gesteckt werden, die Baugrube umschließen.
Während die Schlitzwände in den Boden eingebracht werden, findet in einem anderen Teil des Baufelds die Kampfmittelsondierung statt. "Die ist unbedingt erforderlich und braucht viel Zeit", räumte Schimmelpfennig ein. Schließlich soll verhindert werden, dass Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg überraschend auftauchen, wie dies der Fall bei einer Splitterbombe war, die Anfang Oktober in einer Recyclinganlage im Karlsruher Rheinhafen explodiert ist.
Schimmelpfennig: Kombilösung ist "Prestigeprojekt"
Die Baustelle am Durlacher Tor ist die erste von insgesamt drei Rampenbaustellen. 380 Meter wird die Rampe lang sein, die die Straßenbahn zwischen Gottesauer Platz und Durlacher Tor in den Tunnel leiten wird. Die Baustelle ist das größte Baufeld der Kombilösungs-Baustellen. "Wir haben die Straßenbahn umgeleitet, wodurch wir jetzt ein größeres Baufeld haben", erklärte Marko Schimmelpfennig. "Das ermöglicht es, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen."
Momentan sei die Baustelle noch ganz im Zeitplan, betonte der Projektleiter - anders als die Arbeiten auf den Baufeldern am Kronenplatz, am Europaplatz und an der Lammstraße, wo die Verzögerungen teilweise bis zu zwölf Monate betragen. Ungeachtet dessen sei die Kombilösung "ein Prestigeprojekt", auf dem sich "Firmen aus ganz Deutschland tummeln".