Wer am Freitagmorgen bei der wöchentlichen Corona-Pressekonferenz des Klinikums Karlsruhe in die Gesichter der mit FFP2-Masken ausstaffierten Medienvertreter und Klinikmitarbeiter blickt, merkt spätestens hier: Auch im Städtischen Klinikum ist der verschärfte Lockdown angekommen.
Michael Geißler, medizinischer Geschäftsführer, zeigt sich darüber erleichtert, denn: Die aktuell sinkenden Infektionszahlen machen sich auch in der Auslastung des Krankenhauses bemerkbar. So liegen am Freitag 18 Corona-Patienten auf der Allgemeinstation.
Ab Februar mehr Personal für andere Stationen
Zum Vergleich: In der vergangenen Woche waren es noch 31, zum Jahreswechsel sogar rund 55. "Hier sehen wir eine deutliche Entlastung der Normalstationen", so Geißler. "Der Lockdown entspannt die Situation deutlich." Zum ersten Mal seit November hat das Klinikum daher entschieden, die Allgemeinstationen von Pandemiestufe drei auf zwei herunterzufahren, sagt Geißler.
Und der Klinikchef will noch weitergehen: "Ab dem 1. Februar hoffen wir, auf Stufe eins heruntergehen und den Normalbetrieb wieder aufnehmen zu können." Die Anzahl der Stationen wolle man dann von dreieinhalb auf eineinhalb reduzieren - das wiederum würde mehr Ärzte- und Pflegepersonal für andere Stationen bedeuten, etwa in der Kardiologie, der Neurologie oder auch auf den Intensivstationen.
Lage auf Intensivstation noch mehrere Wochen angespannt
Gerade bei Letzteren sei die Lage aktuell nämlich noch eine ganz andere: "Hier sind wir noch sehr stark belastet. Am Freitagmorgen hatten wir kein einziges Bett frei", erklärt Geißler. 14 Patienten sind derzeit hier untergebracht, davon werden sechs beatmet.

Für die Intensivstationen gilt daher erst einmal weiter die Pandemiestufe drei. Doch auch hierfür bestehen bereits Pläne: "In zwei bis drei Wochen möchten wir auch auf den Intensivstationen die Pandemiestufe senken und die Operationssäle von zwölf auf bis zu 15 erhöhen", meint Michael Geißler.
"Verschärfter Lockdown definitiv richtig"
Diese Entwicklung sei allerdings abhängig vom weiteren Infektionsgeschehen - und das macht dem Klinikchef aktuell Sorgen: "Auch wenn die 7-Tage-Inzidenz niedrig ist, der R-Wert ist bundesweit mit 0,9 noch zu hoch." Der Reproduktionswert R beschreibt die Anzahl der Personen, die im Durchschnitt von einem Fall angesteckt werden.
"Bliebe es dabei, würden wir noch mehrere Wochen brauchen, um die Infektionszahlen zu halbieren. Daher halte ich die Verschärfung des Lockdowns definitiv für richtig", so Geißler. Auch die um 35 Prozent ansteckenderen Virus-Mutationen müsse man schnellstmöglich eindämmen. "Die Politik muss hier die richtigen Entscheidungen treffen. Eine wirkliche Entwarnung gibt es für die Pandemie noch nicht."

Daher sei es dem Städtischen Klinikum umso wichtiger, alle Mitarbeiter, die mit Corona- und besonders gefährdeten Patienten in Kontakt sind, schnellstmöglich zu impfen. "Das wird bis voraussichtlich Ende kommender Woche passiert sein", so Pflegedirektor Josef Hug. Die Zweitimpfungen haben demnach bereits begonnen. Michael Geißler ergänzt: "Wenn wir den Lockdown so kurz wie möglich halten wollen, spielt die Impfung die entscheidende Rolle."
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