Rund 30 von ihnen organisieren sich seit ein paar Wochen in einer Interessengemeinschaft, die den Grünstreifen, das so genannte "Wäldchen" erhalten und die Kindertagesstätte an dieser Stelle verhindern will. Es geht darum, dass die bestehende Kindertagesstätte "Kegelsgrund" extrem sanierungsbedürftig ist. Nach Meinung vieler sogar so sanierungsbedürftig, dass ein Neubau sinnvoller wäre, zudem könnte der Kita-Betrieb bei einem Neubau übergangslos weiterlaufen, während im Rahmen einer jahrelangen Sanierung Kinder in anderen Einrichtungen oder in einer Behelfs-Containerlösung untergebracht werden müssten.
Da das Gelände, auf dem die "Kita Kegelsgrund" heute steht nicht genug Erweiterungsmöglichkeiten bietet, soll ein möglicher Neubau um wenige hundert Meter auf das Grundstück im Wohngebiet "Im Speitel" verlagert werden. Die Karlsruher Volkswohnung hat Interesse bekundet, diese Kita zu bauen, verbunden mit zusätzlichem Wohnraum, der dort entstehen würde.
Verkehrskollaps durch Elterntaxis
Das wollen aber die besorgten Anwohner im Speitel nicht. Sie befürchten den Verkehrskollaps - vor allem durch den Bring- und Abholverkehr an der geplanten Kita, die so genannten "Elterntaxis", halten die bestehende Verkehrssituation schon jetzt für unerträglich und chaotisch. "Gerade in den Abendstunden sind hier alle Parkplätze überfüllt, es wird am Straßenrand, in Brandschutzzonen und im Wendehammer der Sackgasse geparkt, so dass man kaum noch durchkommt" erklärt Ulrich Breitenbach, einer jener Anwohner, die sich gegen die Bebauung wehren wollen.
"Nicht auszudenken, was wäre, wenn hier mal Krankenwagen und Feuerwehr durch müssten." Allerdings berichtet er auch von einer Befahrung durch die Feuerwehr, die keine Problemsituation erkannt haben will, jedoch seine Meinung nach auch nur eine Momentaufnahme festgehalten habe, so der Anwohner.
Diese Sorge entkräftet aber ganz aktuell die Grötzinger Feuerwehr. In einem Schreiben von Marco Veith, dem Abteilungskommandanten der Feuerwehr in Grötzingen, vom 27. Juli heißt es: "Wir sind Im Speitel gewesen beziehungsweise haben die Rettungszufahrt über die Tullaweg, die Pfinz-Brücke in Richtung Rettungszufahrt zum Im Speitel gefahren. Alle Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Grötzingen würden so im Notfall in die Straße Im Speitel kommen, falls vorne die Straße zugestellt sein sollte. (...) Ein paar kleine `Probleme` hatten wir in der Tullaweg mit der Höhe der Fahrzeuge, da dort Äste herunter hängen. Man könnte diese aber wieder zurück schneiden." Demnach gibt es gleich zwei Zufahrtsmöglichkeiten in das Wohngebiet, die im Ernstfall genutzt werden könnten.
Erhaltenswerte "grüne Lunge"
Aber Breitenbach findet auch, dass das "Wäldchen" als solches erhaltungswürdig ist. Zwar ist der Bolzplatz schon etwas in die Jahre gekommen und auch die Aufenthaltsqualität ist an dem Hanggrundstück eher gering, aber der Bewuchs und die alten Bäume seien als "grüne Lunge des Speitels" durchaus schützenwert, meint Breitenbach. Auch der Bolzplatz werde von den Kindern gerne genutzt.
Man sei sich innerhalb der Interessengemeinschaft durchaus bewusst, dass Grötzingen mehr Betreuungsplätze für Kinder brauche, man sei auch nicht kinder- oder familienfeindlich, betont er. Aber den Kita-Neubau sehe man dann doch eher in der Ringelberghohl, wo es ja auch schon einen gültigen Bebauungsplan für eine Kita gebe, ein solcher müsste im Speitel erst geschaffen werden.
Verkehrssituation durch Anwohner "hausgemacht"
Und während sich die Interessengemeinschaft bereits mit Flugblatt-Aktionen, Info-Veranstaltungen und einer geplanten Unterschriftenaktion für den Kampf gegen die Stadtverwaltung wappnet, zeigt sich diese zwar verständnisvoll aber vom Aktionismus der Bürger überrascht.

"Die Sorgen und Anliegen der Bürger kann ich sehr gut nachvollziehen. Das verkehrliche Problem besteht jedoch bereits jetzt schon, da etliche Anlieger verkehrsbehindernd und verkehrswidrig parken. Selbst wenn die Kita an Ort und Stelle saniert wird, bleibt die Verkehrssituation prekär, da der Speitel eine lange Sackgasse ist. Dieses Problem existiert allerdings schon länger - spätestens seit sich das Verhalten der Bürger in Bezug auf die Anschaffung von mehreren Kfz pro Wohneinheit oder größeren Kfz, die in keine Tiefgarage mehr passen, verändert hat", sagt Grötzingens Ortsvorsteherin Karen Eßrich.

Gleichzeitig betont sie aber, dass über die Zukunft der Kita Kegelsgrund noch gar keine endgültige Entscheidung gefallen sei: "Der Ortschaftsrat hat mehrheitlich der Verwaltung den Auftrag gegeben, nach Lösungen für eine Sanierung der Kita Kegelsgrund zu suchen. Hier stellte die Verwaltung insgesamt fünf Varianten vor, von denen drei Varianten nun in der engeren Prüfung sind. Es liegen jedoch noch keine Ergebnisse für eine Entscheidung vor. (..) Da wir immer noch im Stadium der Verwaltungsprüfung sind, hat man sich auch noch nicht entschieden. Alle Varianten sind weiterhin in der Planung. Sollte der Kindergarten an Ort und Stelle saniert werden, sind die Kosten kostenkontrolliert zu planen und können frühestens im Doppelhaushalt 2021/2022 eingestellt werden. Mit dem Bau könnte dann daher frühestens Anfang 2021 begonnen werden. Sollte sich der Ortschafts- und der Gemeinderat für einen Neubau im Speitel entscheiden, müsste ein vorhaben bezogener Bebauungsplan beschlossen werden. Für dieses Verfahren kalkulieren wir rund zwei Jahre ein. Vor Erlass eines Bebauungsplans kann auch ein Bauträger nicht bauen."
Zwei Kitas - zwei Verfahren
Auch ein Neubau in der Ringelberghohl braucht seine Zeit, kann daher kaum als Alternative gesehen werden, zumal der errechnete Bedarf an Betreuungsplätzen beide Kitas parallel nötig macht. Allerdings befindet sich die Planung dort bereits in einem fortgeschrittenerem Stadium. "Es wird angestrebt, die Bebauung ohne eine Bebauungsplanänderung umzusetzen. Die Vorbereitung der Mehrfachbeauftragung wird Mitte März wieder aufgenommen. Der Neubau Ringelberghohl wird unter Durchführung eines konkurrierenden Verfahrens (Mehrfachbeauftragung) durch das Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft umgesetzt. Eine Einstellung in den Doppelhaushalt 2021/2022 wird angestrebt. Ende 2022 sei mit der Inbetriebnahme zu rechnen", heißt es in Protokollen aus dem Ortschaftsrat.
Das Gebäude der Kita Kegelsgrund wiederum könnte im Notfall auch noch fünf Jahre weiter unterhalten werden, um den angedachten Plan weiter zu verfolgen – und das getrennt vom Bau in der Ringelberghohl, da es sich dabei um zwei völlig unabhängige Verfahren handle, wie die Ortsvorsteherin betont.
Neuer Spielplatz, neue Grünanlage
Was den Erhalt des "Wäldchens" im Speitel betrifft, widerspricht Karen Eßrich den Anwohnern: "Das unbedingt dieses Wäldchen erhalten bleiben muss, kann ich nicht ganz nachvollziehen, da die Grünlunge an sich auf alle Fälle bestehen bleibt, nur vielleicht an einer anderen Stelle. Nach den Planungen, ist die Grünfläche allerdings bei einem Neubau größer. Persönlich finde ich den Spielplatz und den Bolzplatz von der Anlage her auch nicht sehr attraktiv. Diese komplette Anlage einschließlich Bolzplatz soll bei einer Sanierung oder einem Neubau neu und attraktiver angelegt werden. Hierbei werden selbstverständlich die Bedürfnisse der Kinder und Jugendliche berücksichtigt und auch erfragt."

Verwaltung sucht Kommunikation mit Anwohnern
Dennoch will sie auf die besorgten Bürger zugehen: "Der Ortschaftsrat wünscht sich eine Informationsveranstaltung zur Verkehrssituation im Speitel und Aufklärung über das Verhalten in Notsituationen und Gefahrenlagen. Die Ortsverwaltung wird diese Veranstaltung mit den zuständigen Fachbehörden versuchen zu organisieren."
Außerdem gab die Ortsvorsteherin zum Wochenanfang ein Schreiben der Interessegemeinschaft an die Stadtverwaltung weiter. Darin wird um eine sorgfältige Analyse der Verkehrssituation im Speitel gebeten. Idee ist, Analyse und Gutachten im Rahmen einer Studentenarbeit durchführen zu lassen, um Kosten zu sparen und möglichst zeitnah belastbare Zahlen zu haben.