Es sind nicht viele Dinge, die man zum Plogging benötigt: Eine Mülltüte, Handschuhe, eine Strecke durch die Stadt oder den Wald. Und am besten Mitstreiter - denn: "Gerade in der Gruppe macht es besonders viel Spaß!" So lautete das Fazit des ersten "Plogging"-Treffs im Karlsruher Hardtwald.
Was bedeutet "Plogging"?
"Plogging" vereint den schwedischen Begriff "plocka" (aufheben) mit "Jogging" und bedeutet zusammengefasst: Laufen gehen und dabei Müll aufsammeln. Rund 20 Menschen machten genau das am vergangenen Wochenende: Im Rahmen der Karlsruher Dreck-Weg-Wochen "ploggten" Jung und Alt gemeinsam im Hardtwald hinter dem Karlsruher Schloss und befreiten den Wald von Müll.

Bei der städtischen Aktion variierten die Laufstrecken je nach Leistungsniveau zwischen fünf und 7,5 Kilometern. Während die jüngeren Teilnehmer - Familie und Kinder - eine solide Walkingstrecke zurücklegten, waren andere "Plogger" einen Schritt schneller unterwegs und absolvierten über sieben Kilometer. Sie alle vereinte jedoch ein Ziel: Die Laufstrecke zu entmüllen und sich dabei sportlich zu betätigen.
Wie viel Abfall im Wald zurückbleibt, zeigt ein Blick in die Müllsäcke: Schon nach der Hälfte der Strecke waren die orangefarbenen Tüten mit Plastik, Papier, Glas - aber auch Gummistiefeln, Zigarettenschachteln und sogar einem Stück Wellblechdach gefüllt.

"Es ist der Wahnsinn, wie viel Müll wir gefunden haben", sagt Teilnehmerin Beate Brehm nach der Aktion im Gespräch mit ka-news. Am Ende des "Ploggings" ist ein großer Behälter mit Plastikmüll gefüllt, darunter auch ein Fahrradreifen und die Plane eines Autohändlers, die wohl der Wind in den Wald getragen hat.

Beim ersten Plogging-Treff ist auch Bernd Struck mit dabei: Der stellvertretende Leiter des Forstamtes und Revierförster in Karlsruhe "ploggt" am Samstag wie alle Teilnehmer zum ersten Mal - und ist begeistert. Er sammelte auf 7,5 Kilometern den Müll ein - und versuchte auch nach der Aktion vorbeikommende Jogger für den neuen Trend zu begeistern.

Der spontane Überzeugungsversuch hatte einen mäßigen Erfolg, viele Jogger lehnten die angebotene Mülltüte zunächst ab. Als Förster würde sich Struck über eine "Plogging"-Szene in Karlsruhe freuen. Denn: Besonders im Wald rund um das Wildpark-Stadion oder an öffentlich Grünflächen wie dem Fasanengarten bleibe viel Müll in der Natur zurück. "Der Müll im Wald ist eine große Herausforderung. Vor allem an Parkplätzen und Orten, an denen sich Menschen länger aufhalten", sagt Struck im Gespräch mit ka-news.
Forstamt räumt 1.600 Stunden pro Jahr den Wald auf
Das Forstamt freut sich über jede Unterstützung: Im vergangenen Jahr wendeten Mitarbeiter 1.600 Stunden für die Müllentfernung im Wald auf. Oder anders ausgedrückt: Würde das Forstamt einen einzelnen Mitarbeiter für das Müllsammeln im Karlsruher Wald einteilen, wäre dieser das ganze Jahr fast ausschließlich damit beschäftigt.

Fest steht: Plogging ist nicht nur ein neuer Trend, sondern berührt ein reales Problem. Die zunehmende Verschmutzung der Wälder und Grünflächen. In den Wintermonaten muss das Forstamt einmal in der Woche Waldparkplätze, Grillstellen und Co. aufräumen. In den Sommermonaten ist durch die verstärkte Nutzung der Flächen zweimal in der Woche "Müllrunde" fällig, so Struck, bei welchen die Hinterlassenschaften der menschlichen Besucher entfernt werden.
Forstamt möchte regelmäßige Plogging-Aktion in Karlsruhe starten
Wie es mit dem Plogging-Trend in Karlsruhe weitergeht, das bleibt abzuwarten. In den sozialen Netzwerken sucht man für die Fächerstadt noch vergebens nach Mitstreitern in Form von Plogging-Gruppen. Wer nicht alleine losploggen will, für den hat Struck eine vielversprechende Ankündigung.
"Wir möchten jedes Jahr Ende März den Tag des sauberen Waldes einführen und an diesem Tag gemeinsam mit den Lauftreffs Plogging-Aktionen veranstalten" so Bernd Struck vom Amt für Forstwirtschaft. "Wenn jeder Lauftreff einmal im Jahr mitmacht, wären alle Wälder ein bisschen sauberer."

Wer nicht so lange auf sportliche Mitstreiter gegen den herumligenden Müll in der Umwelt warten möchte, der kann an einer anderen Challenge der sozialen Netzwerke teilnehmen: Passend zum Trendsport aus Schweden geht derzeit auf Facebook, Twitter und Instagram der "Trash-Tag" um.
Die Challenge funktioniert so: Eine vermüllte Stelle in der Stadt oder im Grünen wird fotografiert, dann aufgeräumt und das Ergebnis erneut in Bildern und Hashtags festgehalten. Wie Plogging, nur etwas langsamer - aber nicht minder effektiv.
Liebe Leser, Ihre Meinung ist gefragt: Joggen Sie noch oder ploggen Sie schon? Oder engagieren Sie sich anderweitig für den Umweltschutz? Was halten Sie von den neuen Umwelttrends in den sozialen Medien? Sagen Sie uns Ihre Meinung - wir freuen uns über Ihre sachlichen Kommentare zum Thema unter diesem Artikel!