Nicht erst seit gestern hat Oberreut unter den Karlsruhern einen schlechten Ruf. Der Stadtteil kämpft mit einem negativen subjektiven Sicherheitsempfinden, mit wenig Aufenthaltsqualität und dadurch mit einigen Vorurteilen. 

Das soll sich jedoch künftig ändern - mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020 (ISEK). Für dessen Durchführung hat am vergangenen Dienstag einstimmig der Karlsruher Gemeinderat gestimmt.

Ziel dieses Programms des Amtes für Stadtentwicklung: die "Förderung von Bildung, Arbeit, Integration und sozialem Miteinander" innerhalb des Stadtteils. So erklärt die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage an den Gemeinderat.

Seit Anfang 2019 seien im Rahmen des ISEK-Projekts vier Phasen der Informationsbeschaffung und der Projektgruppenbildung durchgeführt worden. Dabei wurden die Einwohner Oberreuts nach den Verhältnissen ihres Stadtteils befragt und in gebildeten Gremien nach Lösungsansätzen gesucht, so die Stadt. Daraus entstanden vier konkrete Handlungsschritte, wie Oberreut attraktiver werden kann.

Schritt 1: Soziales Image verbessern und Kultur fördern

Zunächst einmal sei das grundsätzliche Straßenbild des Stadtteils auf Vordermann zu bringen: Die Straßen sollen gereinigt und Mülleimer besser positioniert werden. Förderung von Ehrenämtern, die die Pflege und Müllbeseitigung übernehmen, stehen ebenfalls auf der Agenda. Zusätzlich wolle man auch "attraktive Anziehungs- und Treffpunkte" einrichten, um sozialen Austausch, Kulturevents oder Festivitäten zu begünstigen.

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So plane man beispielsweise mehrere mobile Bühnen für Theater- und Musicalaufführungen oder auch die Einrichtung eines Jugendzentrums in Kooperation mit dem Stadtjugendausschuss, in dem verschiedene Anreize zum kulturellen und sozialen Austausch geschaffen werden sollen. Dies könne jedoch laut Verwaltung nur bei reger Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bürgerschaft gelingen - und diese soll Teil des zweiten Schritts sein.

Schritt 2: Mehr Beteiligung, Engagement und Zusammenarbeit

Um Oberreut "positiv weiterzuentwickeln", sei es nötig, die Kooperation zwischen Stadt und engagierten Einwohnern zu verbessern. So schlage die Stadt vor, Grünflächen oder Sportplätze für Projekte und Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, die Kosten sollen dabei die Veranstalter selbst tragen. Weiterhin wolle man verschiedene Gemeindezentren, wie etwa das Jugendzentrum "Weiße Rose" unterstützen und so für weiteren Austausch sorgen.

Um das zu schaffen, sollen die Bürger aktiv in die Kommunikation mit eingebunden werden. Daher plane man im Rahmen des Projekts ISEK eine Vernetzung verschiedener Verwaltungsstellen, die daran beteiligt sind. 

Schritt 3: Erholungsräume schaffen und Rad- und Fußverkehr stärken

Ein weiteres Ziel, das mit dieser Kooperation verfolgt werde, sei die Weiterentwicklung Oberreuts zu einem grünen Stadtteil mit vielfältigen Erholungsangeboten. So solle das Waldgebiet regelmäßig von Müll befreit werden. Man plane, im Wald Erholungsgebiete einzurichten, einen Treffpunkt beim Jugendgarten anzulegen und Ausflugsangebote für Schulklassen im Waldgebiet zu schaffen.

Jubiläum des Jugendgarten Oberreut
Der Jugendgarten in Oberreut. | Bild: (fst)

Im Wohngebiet sollen vor allem die Sportanlagen überholt werden, ferner seien Grünflächen und Spielplätze zu renovieren. So werde der Spielplatz in der Graf-Galen-Straße in den nächsten beiden Jahren saniert werden, so der Gemeinderatsbeschluss. Weitere Unternehmungen zu diesen Themen sollen "mittel- bis langfristig umgesetzt werden". Bei allen Maßnahmen plane man die Einwohner zu beteiligen.

Schritt 4: Lebensmittelversorgung und Gesundheitswesen

Damit auch an die Infrastruktur gedacht ist, plane man außerdem, das lokale Gesundheitswesen in Oberreut nachzubessern - so hatte schon der örtliche Bürgerverein im Gespräch mit ka-news.de einen Mangel an Ärzten in ihrem Stadtteil kritisiert. Hierzu sei nun allerdings bereits ein Dialog zwischen Einwohnern, Stadtverwaltung und interessierten Ärzten hergestellt, so die Stadt in ihrer Beschlussvorlage. Weitere Dialoge, auch mit der Kassenärztlichen Vereinigung, stünden bereits bevor. 

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Doch nicht nur die medizinische Versorgung - auch die Erweiterung des Wochenmarktsortiments innerhalb Oberreuts soll Teil der Maßnahmen werden. Hierzu wolle man sich verstärkt um neue Stände und Marktsortimente bemühen, indem die Stadt "aktiv mit Neubewerbern in Kontakt" trete. 

Wird das Projekt auf andere Stadtteile ausgeweitet?

Wann genau aber diese vier Schritte eingeleitet und vollzogen werden sollen, sei trotz aller Vorplanung noch nicht festgelegt. Gleiches gilt für die Kosten der Umsetzung der ISEK-Maßnahmen. Großen Anklang fand das Projekt bei den Karlsruher Stadträten am vergangenen Dienstag nichtsdestotrotz - so groß, dass es, sollte es Früchte tragen, in Zukunft auf weitere Stadtteile ausgeweitet werden könnte.