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Karlsruhe: Karlsruher SPD widerspricht den Grünen in Sachen Wildtierverbot im Zirkus: "Es geht nicht nur ums Tierwohl, sondern auch um Gefahrenabwehr"

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Karlsruher SPD widerspricht den Grünen in Sachen Wildtierverbot im Zirkus: "Es geht nicht nur ums Tierwohl, sondern auch um Gefahrenabwehr"

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    SPD-Politiker Hans Pfalzgraf
    SPD-Politiker Hans Pfalzgraf Foto: byernst

    Im September wurde im Gemeinderat ein Wildtierverbot für Zirkusse in Karlsruhe beschlossen. Ob das Verbot wirklich umgesetzt wird, steht noch nicht genau fest. Die Grünen zeigten sich zwar teilweise zufrieden mit dem Beschluss, doch übten auch Kritik am Antrag der SPD. Die haben nun eine andere Sichtweise dazu geäußert.

    Bereits vier Anträge der Grünen scheiterten seit 2010 im Gemeinderat, auch an einer fehlenden Unterstützung durch die SPD, wie Renate Rastätter von den Grünen bemängelte. Die SPD sieht das ein wenig anders: "Wir hatten die Grünen aber schon unterstützt, doch es gab keine Chance für eine Umsetzung. Deshalb waren wir eher der Vernunft ausgerichtet zu sagen: Das hat so keinen Sinn", erzählt Hans Pfalzgraf von der SPD.

    Doch in diesem Jahr kam es auf Initiative der Sozialdemokraten zu einem neuen Versuch. Hintergrund sind wiederholte Vorfälle wie in Osnabrück, wo ein Elefant ins Publikum stürzte: "Da haben wir in der SPD gesagt: Es geht nicht nur ums Tierwohl, sondern auch um Gefahrenabwehr", so Pfalzgraf gegenüber ka-news weiter. Genau diese Fokussierung auf den Schutz des Menschen sahen die Grünen kritisch: "Damit liegt der Fokus nicht mehr auf dem Tierwohl, sondern auf dem Wohl des Menschen", beklagte Rastätter deshalb.

    "Ich verstehe die Kritik an der SPD nicht"

    In der SPD sieht man das ein wenig anders: "Frau Rastätter meinte, es gehe das Tierwohl vor. Doch zu zuallererst kommt der Mensch und dann das Tier", betont Pfalzgraf. Die SPD stützt sich in ihrem Antrag nach eigener Aussage auch auf 102 Kommunen in Deutschland, in denen ebenfalls Wildtierverbote beschlossen worden.

    Dazu zählt insbesondere der Fall im bayrischen Erding, wie Pfalzgraf berichtet: "Dort hat der Gemeinderat ein Verbot auf derselben Grundlage wie das Karlsruher beschlossen. Ein Zirkus hatte geklagt und die Klage wurde abgewiesen. Dadurch haben wir nochmal die Möglichkeit gesehen, doch etwas zu tun. Insofern verstehe ich nicht, dass Frau Rastätter im Nachhinein die SPD kritisiert."

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    Foto: pixabay.com

    Das Argument "Gefahr" ist nicht nur vorgeschoben

    Der SPD-Politiker sieht jedoch nicht nur einige Ansichten der Grünen kontrovers, sondern ebenfalls die Aussagen von Sven Rindfleisch, Pressesprecher des Circus Carl Busch. Dieser sprach von einem "Trick 17" jetzt über das Gefährlichkeitsargument zu gehen und bezeichnete diese Vorgehensweise der SPD daher als "lächerlich". Pfalzgraf kontert: "Es geht ja um das Wohl des Menschen, also das kann man wohl nicht als Trick 17 bezeichnen." Diesen Ausdruck hält er "gelinde gesagt, schon für ein starkes Stück", so Pfalzgraf.

    Auch die Behauptung Rindfleischs, gerade Politiker von Grünen, SPD und Linken würden auf keine Einladungen von Zirkussen folgen und können sich so auch kein Urteil über die Haltung der Tiere erlauben, widerspricht der Gemeinderat.

    "Also ich war schon oft genug mit meinen Enkeln im Zirkus. Von daher weiß ich sehr genau, wie es im Zirkus aussieht. Bei den Besuchen hat man auch immer die Gelegenheit, sich umzuschauen und die Wagen mit den Käfigen zu begutachten. Von daher erlaube ich mir schon ein Urteil", Hans verdeutlicht Pfalzgraf.

    Pferde in der Manege des "Circus Carl Busch".
    Pferde in der Manege des "Circus Carl Busch". Foto: www.kaya-photographie

    Ebenfalls kritisch sieht der SPD-Abgeordnete die Aussage Rindfleischs, dass sich der Aktionsradius eines Tieres nach der Futterverfügbarkeit richtet: "Also das kann ja wohl nicht sein. Diese Aussage sehe ich als schwierig an, gerade, wenn man an Elefanten denkt, die hunderte von Kilometer marschieren. Die kann man nicht in einer Zirkusmanege halten", empört sich Pfalzgraf.

    Zirkus geht auch ohne Tiere

    Nach Pfalzgrafs Meinung kann der Zirkus auch ohne Tiere überleben: "Da muss ich an den Zirkus Roncalli erinnern. Das ist ein äußerst erfolgreicher Zirkus und der macht das alles ohne Tiere. Das beweisen letztlich auch die 700.000 Besucher im Jahr", erklärt Pfalzgraf weiter.

    Drei Artistinnen schweben durch die Luft.
    Drei Artistinnen schweben durch die Luft. Foto: Bernd Hentschel

    Dabei nimmt er aber auch die Zirkusse in die Pflicht. "Die müssen sich auch Gedanken machen: Wie können wir Alternativen schaffen? Wie können wir das Publikum begeistern, ohne dass ein Tiger im Käfig hin und herlaufen muss oder, wie in Osnabrück, ein Elefant ins Publikum purzelt?", so der SPD-Politiker.

    (ers) Rund 30 Personen nahmen am Samstag an einer Mahnwache gegen Wildtierhaltung im Zirkus teil. Ihre Kritik richtete sich gegen die nichtartgerechte Haltung in Schaustellerbetrieben.
    (ers) Rund 30 Personen nahmen am Samstag an einer Mahnwache gegen Wildtierhaltung im Zirkus teil. Ihre Kritik richtete sich gegen die nichtartgerechte Haltung in Schaustellerbetrieben. Foto: ErS

    Doch Pfalzgraf schlägt auch mildere Töne an. "Wir wollen Zirkusse nicht vor vollendete Tatsachen stellen", versichert er und ergänzt: "Man kann auch solche Ideen wie die Altersresidenz für ehemalige Zirkuselefanten in Karlsruhe ausweiten. Da muss man darüber diskutieren, welche Möglichkeiten es gibt, um einen Weg zu finden, dass man wirklich wegkommt von Wildtieren im Zirkus. Die Haltung von Tieren im Zirkus ist alles andere als artgerecht. Da sind wir mit den Grünen vollkommen einer Meinung", so Pfalzgraf abschließend.

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