Schlittschuhlaufen in der Innenstadt? Auf vielen Karlsruher Seitenstraßen war das am Sonntag, 20. Januar, kein Problem. Eine massive, zentimeterdicke Eisdecke machte einige Straßen der Fächerstadt zu einer einzigen Eisbahn. Wer das Haus nicht verlassen musste, war in den eigenen vier Wänden wohl am Besten aufgehoben.
Für alle anderen schob der Winterdienst der Stadt Karlsruhe Dauerschichten. "Die Mitarbeiter waren fast wie im Dauereinsatz, am Sonntag waren sie 15 Stunden unterwegs", so eine Sprecherin der Stadt Karlsruhe auf Anfrage von ka-news. 120 Mitarbeiter schickte das zuständige Amt für Abfallwirtschaft (AfA) auf die eisigen Straßen Karlsruhes. Mit allen Großstreufahrzeugen im Einsatz, bahnten sie sich ihren Weg durch die Schnee- und Eismassen.
"120 Fahrzeuge gingen raus, auch Handtrupps sorgten an Kreuzungen für freie Gehwege", so die Sprecherin weiter. Von den mobilen Schnee- und Eisbekämpfern wurden manche Strecken wegen der Witterungsbedingungen doppelt abgefahren. "Natürlich gab es wieder viele Bürgeranfragen, aber darunter mischte sich auch sehr viel Lob für die städtischen Mitarbeiter." Insgesamt hätten sie die Situation sehr gut gemeistert, freut sich die Stadt.
Trotz der Bemühungen ging das Wochenende nicht ohne Unfälle in Karlsruhe und dem Umland über die Bühne. Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe krachte es nach Angaben der Polizei insgesamt 81 mal, in ganz Baden-Württemberg wurden über 1.000 Unfälle gezählt. Auf den Autobahnen 5 und 8 kam es zu acht Unfällen. Zeitweise ging auf den Autobahnen nichts mehr: Die A8 zwischen Karlsruhe und Karlsbad musste an der Steigung gesperrt werden, ebenso der A5-Abschnitt zwischen Baden-Baden und Rastatt-Nord.
Einige der Kollisionen sind dabei durchaus vermeidbar, wie Tilo Benz von der Verkehrsüberwachung der Polizei Karlsruhe im Gespräch mit ka-news erklärt. "Viele Unfälle passieren durch eine nicht angepasste Geschwindigkeit an die Witterungsverhältnisse." Fehleden Winterreifen leisteten des Öfteren zusätzlich ihren Dienst, wenn es bei glatten Straßen kracht. Aber es gibt auch Situationen, in denen Autofahrer von dem tückischen Eisregen überrascht und Unfälle kaum zu vermeiden sind.
"Bei Eisregen sollte möglichst langsam gefahren werden. Gegebenenfalls sollte man in Schrittgeschwindigkeit nach Hause fahren oder das Auto an geeigneter Stelle abstellen", so Benz weiter. Das Auto am Seitenrand abzustellen empfiehlt der Polizist dabei nicht. Zudem sollten Steigungen bei solchen Witterungsbedingungen vermieden werden. "Wenn möglich sollten die Autofahrer so lange abwarten, bis der Räumdienst durchgefahren ist und dann erst die Fahrt fortsetzen", sagt Benz im Gespräch mit ka-news.
Doch nicht nur der Straßenverkehr wurde in Mitleidenschaft gezogen, auch der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) hatte mit Eis und Schnee zu kämpfen. Der Eisregen legte den Straßenbahnverkehr in Karlsruhe teilweise lahm. Das bestätigt ein Sprecher der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) auf Anfrage von ka-news. Wegen vereister Oberleitungen blieben demnach ab 16 Uhr mehrere Bahnen liegen, andere fuhren vorsorglich die Betriebshöfe an. "Die Beförderung von Fahrgästen auf der Ost-West-Achse wurde mithilfe von Bussen als Schienenersatzverkehr gesichert", so der Sprecher.
Gegen 18 Uhr konnte der Betrieb nach VBK-Angaben wieder aufgenommen werden. Allerdings nicht auf allen Strecken: Die Strecke nach Oberreut, in die Nordstadt und auf Teilen der Linie S2 konnten nicht bedient werden. Die Bemühungen der Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe hätten aber dafür gesorgt, dass rechtzeitig zum Berufsverkehr am Montagmorgen alle Bahnen und Busse wieder normal fahren könnten. Auf den Gleisen der Deutschen Bahn kam es am Montagmorgen hingegen zu Behinderungen, nachdem ein ICE zwischen Bruchsal und Stuttgart wegen eines witterungsbedingten Stromschadens liegen blieb.
Fluggäste des Baden Airparks (FKB) mussten indes keine Flugausfälle beklagen - im Gegensatz zu den Passagieren in Frankfurt. Wie eine Sprecherin des FKB im Gespräch mit ka-news mitteilt, kam es lediglich zu Verspätungen im Flugbetrieb. "Am Sonntagvormittag musste die Start- und Landebahn für zwei Stunden gesperrt werden, zu Ausfällen kam es aber nicht." Dennoch herrschte "Ausnahmesituation" am Flughafen. Deshalb sei es von Vorteil gewesen, dass Eis und Schnee am vergleichsweise ruhigen Sonntag den Flughafen heimgesucht hätten.
Über den Sonntag verteilt mussten in der Notfallaufnahme des Städtischen Klinikums rund 80 Patienten unfallchirurgisch versorgt werden, die sich Verletzungen durch eisbedingte Stürze zuzogen. Das teilt das Klinikum in einer Pressemeldung mit. Bei den Betroffenen war aufgrund typischer Verletzungen wie Prellungen oder Knochenbrüche im Bereich des Hand- oder Sprunggelenks, Rückenprellungen, Platzwunden am Kopf oder Gehirnerschütterungen eine Behandlung in der Notaufnahme notwendig.
Insgesamt scheinen die Karlsruher größtenteils Glück im Unglück gehabt zu haben, denn der Berufsverkehr auf den Straßen und im ÖPNV lief in der Region am Montagmorgen bisher wieder vergleichsweise gut.
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