"Wir wollen sicher nicht definieren, was auf den Teller kommt", beteuert Grünen-Stadtrat Alexander Geiger bei der Gemeinderatssitzung im Karlsruher Rathaus. Ein Thema ist an diesem Abend ein Antrag seiner Fraktion. Darin fordern die Karlsruher Grünen die Stadtverwaltung auf, mehr biologische, regionale und saisonale Lebensmittel auf den Tisch zu bringen. Ein Ziel müsse es dabei sein, den Anteil von biologisch produzierten Lebensmitteln in einem ersten Schritt auf mindestens 25 Prozent zu erhöhen. Zudem soll geprüft werden, inwieweit man das Budget für diesen Bereich erweitern könne.
Zustimmung und Nachbesserungsvorschläge
"Es geht hier um eine Vorbildfunktion der Kommunen", findet Geiger. Zwar sei Bio-Essen erwartungsgemäß teurer, dennoch könne man hier nur gewinnen. "Die Vorteile liegen auf der Hand: ein kürzerer Transportweg, weniger Spritzmittel und gleichzeitig wird die regionale Kulturlandschaft gefördert", so Geiger. In einer Stellungnahme hatte die Stadtverwaltung diese Initiative bereits befürwortet. Und auch im Gemeinderat findet der Grünen-Antrag überwiegend Zustimmung - wenn auch mit dem ein oder anderen Verbesserungsvorschlag.
"Wenn es nach uns geht, sollten nicht Bio-, sondern vielmehr regionale Produkte in den Vordergrund rücken", so CDU-Stadträtin Bettina Meier-Augstein, "denn Bio-Essen, das zuvor erst um die gesamte Welt reisen muss, kann nicht nachhaltiger sein als regionale Lebensmittel". Und auch bei der SPD-, als auch bei der Kult-Fraktion ist man mit dem Antrag einverstanden.
"Er ist für unseren Geschmack sogar etwas zu unehrgeizig", meint Stadrat David Hermanns, "die Akzeptanz für Bio-Produkte ist in Karlsruhe viel größer als noch vor zehn Jahren". Und Friedemann Kalmbach von der GfK schlägt vor, nicht nur Essens-, sondern auch ein "Umfeldkonzept" zu erarbeiten - sprich angenehmere Essensatmosphäre in Form von mehr Mittagspausenzeit und schöneren Kantinenräume.
"Essenszwang ist gefährlich!"
Einzig FPD-Stadtrat Tom Høyem stößt der Antrag bitter auf. "Alle fünf Jahre beobachtet man eine neue Ernährungsmode - jetzt ist es Bio", schildert er, "ein solcher Essenszwang ist gefährlich". Seiner Meinung nach solle jede städtische Einrichtung für das entsprechende Klientel beraten und entscheiden, was auf den Teller kommt. "Wir lehnen diesen Antrag entschieden ab", erklärt Høyem, "wir brauchen keine zentrale, besserwisserische Instanz, die teureres Essen verordnet".
Und auch Niko Fostiropoulos von der Karlsruher Linke hat ein Problem mit dem Antrag: "Der Gemeinderat sollte sich vielmehr damit beschäftigen, das Essen in städtischen Einrichtungen zu subventionieren", meint er, "wir brauchen hier vor allem kostenloses Essen - dann darf es auch gern bio sein".
Das sind die Mehrheitsverhältnisse im neuen Gemeinderat:
Fahren Sie mit dem Mauszeiger einfach über die Sitze und erfahren Sie mehr über die einzelne Stadträte!
Karlsruher Gemeinderat tagt: Laute Laubbläser, Bio-Essen und Recycling-Denkmal
Diese Gesichter sollten Sie sich merken: Hier die Bilder und Steckbriefe aller 48 Stadträte als Fotostrecke!
Karlsruhe hat gewählt: Das ist der neue Gemeinderat