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Karlsruhe: Karlsruher Bundestagsabgeordnete über die Bonpflicht: Wie sinnvoll ist Papierflut wirklich?

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Karlsruher Bundestagsabgeordnete über die Bonpflicht: Wie sinnvoll ist Papierflut wirklich?

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    Die gedruckten Belege sollen Steuerbetrug vermeiden, doch stehen in der Kritik.
    Die gedruckten Belege sollen Steuerbetrug vermeiden, doch stehen in der Kritik. Foto: pixabay@Alexas_Fotos/ps/Hammer Photografie

    Egal ob Kaffee, Brezel oder Friseurbesuch: Seit dem Jahreswechsel sind viele Betriebe verpflichtet, ihren Kunden einen Beleg anzubieten. Die "Bonpflicht" ist Teil eines neuen Gesetzes, das Steuerbetrug verhindern soll - vor allem bei Betrieben, in denen viel Bargeld über die Theke gereicht wird. 

    Die meisten Kunden heben die Belege, die Ihnen nun - per Gesetz - bei (fast) jedem Kauf angeboten werden, allerdings nicht auf. "Vielleicht einer von hundert nimmt den Bon mit", sagt Verkäuferin Rosemarie Eberle von der Bäckerei Hatz in der Karlsruher Südstadt. Welchen Effekt sollen die Kassenzettel dann überhaupt mit sich bringen, wenn doch die meisten direkt nach dem Kauf im Mülleimer landen?

    Rosemarie Eberle ist Verkäuferin bei der Bäckerei Hatz in der Südstadt.
    Rosemarie Eberle ist Verkäuferin bei der Bäckerei Hatz in der Südstadt. Foto: Ingo Rothermund

    Wichtig für die Antwort ist: Die Belegausgabepflicht steht nicht für sich alleine, sondern ist Teil einer umfassenden Neuregelung. Dabei liegt das Augenmerk auf den elektronischen Kassen, in die die Käufe eingetippt werden - sogenannten "Registrierkassen". Sie sollen künftig manipulationssicher sein. 

    "Werden Kaufvorgänge nicht eingetippt, hilft das beste Sicherheitssystem nichts" 

    Die elektronischen Kassen erfassen automatisch viele Daten des Kaufs. Das Problem: "Heutzutage ist es möglich, dass digitale Grundaufzeichungen unerkannt gelöscht oder geändert werden können", schreibt die Bundesregierung in ihrem Gesetzesentwurf. Die Folge: Steuerausfälle. Das Finanzministerium des Landes Nordrhein-Westfalen schätzt, dass aufgrund von Kassenmanipulation bundesweit jährlich fünf bis zehn Milliarden Euro an Steuern ausbleiben.

    Beim Brötchenkauf gibt es jetzt den Kassenzettel dazu - die Bonpflicht stößt vor allem bei Bäckereien auf Kritik.
    Beim Brötchenkauf gibt es jetzt den Kassenzettel dazu - die Bonpflicht stößt vor allem bei Bäckereien auf Kritik. Foto: Jan Woitas/zb/dpa

    Jeder Verkäufer, der eine solche Kasse besitzt, muss sie bis Ende September umrüsten: Sicherheitssysteme sollen eingebaut werden, um eine Löschung der erfassten Vorgänge zu verhindern. An dieser Stelle kommen die Belege ins Spiel. "Sie sollen sicherstellen, dass ein Kaufvorgang auch wirklich in die Kasse eingegeben wird", teilt das Landesfinanzministerium auf Nachfrage von ka-news.de mit. "Werden Kaufvorgänge nicht eingetippt, hilft das beste Sicherheitssystem nichts." 

    Darüber hinaus erfüllen die Bons einen weiteren Zweck: Denn jederzeit können unangekündigte Prüfer die Betriebe besuchen und um einen Kassensturz bitten. Sie stellen dann fest, ob das vorhandene Bargeld und die Kassenvorgänge zueinander passen. "Die Belege sind dabei wichtige Erkenntnisquellen mit denen sich eventuelle Manipulationen leichter feststellen lassen", erklärt das Landesfinanzministerium.  

    Die Quittung kann auch digital übergeben werden

    Damit die Belege ihren Nutzen erfüllen, müssen sie allerdings nicht auf Papier gedruckt werden. Wichtig ist nur die Tatsache, dass dem Kunden ein Beleg angeboten und überreicht wird. Neben dem üblichen Kassenzettel kann der Verkäufer Bon auch per SMS, Email oder QR-Code ausstellen.

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    Foto: screenshot @my.izettle.com

    Auch in Karlsruhe entscheiden sich Betriebe gegen den "Zettelwahnsinn" und bieten die Belege digital an, beispielsweise der Handyreparaturladen "meisterhandy" in der Oststadt. Per SMS wird dem Kunden ein Link zugestellt, beim Klick darauf öffnet sich der Kassenbeleg. Die allermeisten der Kunden stünden dem Angebot offen gegenüber.

    Papierflut in der Kritik: "Es belastet die Umwelt"

    In vielen Geschäften ist das allerdings nicht der Fall und eine Flut an Belegen wird gedruckt. "Die Regelung schadet der Umwelt durch den stark erhöhten Bedarf an schwer recyclebarem Thermopapier", sagt Ingo Wellenreuther, Karlsruher Bundestagsabgeordeter der CDU, auf Nachfrage von ka-news,de.

    Ingo Wellenreuther (KSC Präsident)
    Ingo Wellenreuther (KSC Präsident) Foto: Tim Carmele | TMC-Fotografie

    Gleicher Meinung ist sein Kollege Michel Brandt von den Linken.Beide stehen der Bonpflicht kritisch gegenüber. "Der Kampf gegen Steuerbetrug wird an der falschen Front geführt", so Michel Brandt.

    Michel Brandt (Die Linke)
    Michel Brandt (Die Linke) Foto: ps

    Denn die Regelung treffe vor allem die kleinen Unternehmer. "Sie sind durch beachtliche Zusatzkosten und einen Mehraufwand die Leidtragenden", bestätigt Ingo Wellenreuther. Sein Vorschlag: "Einkäufe über eine kleine Summe und kleinere Betriebe sollten von der Belegausgabepflicht ausgenommen werden."

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