Auch die in Karlsruhe ansässige Europäische Brunnengesellschaft kritisiert schon seit vielen Jahren den Zustand der Brunnen in der Fächerstadt. Als Grund für die Misere nennt sie unter anderem das viel zu geringe Budget des Gartenbauamtes der Stadt Karlsruhe, das unlängst auch in einer städtischen Pressemitteilung bestätigt wurde: Finanzbürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz führte aus, dass die Kämmerei das Thema Brunnen(-Ausbau) seit zwei Jahren sehr kritisch betrachte, war dort zu lesen.
Spenden nehme man aber gerne an, ebenso wie Brunnenpatenschaften der Karlsruher Bürger. Das erklärte auch die CDU in ihrer Pressemitteilung: Den Karlsruher Bürgern sei er Erhalt ihrer Brunnen sehr wichtig, so die CDU, nicht zuletzt deshalb habe die Europäische Brunnengesellschaft Spenden von über 40.000 Euro eingesammelt. Das Engagement der Bürger bleibe aber bisher schlichtweg unbeachtet, meint die CDU.
Die städtischen Mittel sind knapp
Ein Gespräch mit Stefan Neumann, Mitglied des Vorstandes der Europäischen Brunnengesellschaft und gleichzeitig zuständig für deren Karlsruher Sektion, zeigt: In der Karlsruher Brunnenwelt liegt einiges im Argen: "Ohne die Brunnenpaten, die auf freiwilliger Basis Brunnen betreuen und reinigen, würden vor allem die innerstädtischen Brunnen noch schlimmer aussehen. Sie wären Kloaken. Leider sind bis heute viele Bürger der Meinung, dass Brunnenanlagen zur Entsorgung des Mülls dienen und verhalten sich entsprechend".
20 Prozent der Karlsruher Brunnen in städtischer Betreuung seinen reparatur- oder vollsanierungsbedürftig. Bei denen, die das Land pflegt sehe es noch viel schlechter aus, so Neumann: "Die Brunnen in Karlsruhe, die dem Land Baden-Württemberg gehören, – immerhin sind dies 37 Brunnen – sind noch in viel schlechterem Zustand: Hier sind die Hälfte der Brunnen reparaturbedürftig, oder es ist eine Vollsanierung erforderlich."
Prioritätenliste
Das städtische Gartenbauamt erklärt, dass elf Brunnen wegen größerer notwendiger Reparaturen 2017/18, zehn andere 2019/20 in einer Prioritätenliste eingeplant sind. Derzeit werde am Kauzbrunnen im Waldstadtzentrum, am Quellstein (Hans-Thoma-Straße), am Knabenbrunnen (Entenfang), am Siegfriedbrunnen (Weststadt), am Springbrunnen Ost und West (Kolpingplatz), am Brunnen an der PSD-Bank, am Trinkbrunnen am Alten Bahnhof (Fliederplatz), an der Trinkwasserstele am Bolzplatz beim KETV und an der Brunnenanalage vor der Europahalle gearbeitet.
Dieses und nächstes Jahr vorgesehen sein auch der Wassertisch am Kirchplatz St. Stephan, der Indianerbrunnen am Werderplatz und der Durlacher Hengstbrunnen, dort muss aufwendig und weiträumig der Boden aufgerissen werden, einhergehend mit Sperrungen und Beeinträchtigungen im ÖPNV.
Stillstand bedeutet "Brunnentod"
In den Augen der Brunnengesellschaft gibt es aber noch weitere kritische Brunnen, etwa der Brigantenbrunnen, der Lammbrunnen, die Wasserspiele am Niddaplatz oder der Säule-Rückgrat-Brunnen, beide in Grötzingen. Allerdings weiß Stefan Neumann auch: "Das Gartenbauamt kann beim besten Willen, nur bei entsprechender Mittelzuweisung durch den Gemeinderat die ihm unterstellten Brunnen mit der notwendigen Sorgfalt betreuen", sagt er. Außerdem sei es zwingend notwendig, dass die Brunnen jedes Frühjahr wieder zum Laufen gebracht werden. Ein Jahr Stillstand bedeute im Regelfall den Brunnentod.
"Leider werden seitens des Gemeinderates immer wieder die finanziellen Mittel gekürzt oder zusammengestrichen. Selbst eine gleichbleibende Mittelzuweisung für das Gartenbauamt bedeutet im Grunde eine Mittelkürzung. Preise und Kosten steigen konstant, das wissen alle Bauherren", sagt der Brunnenexperte. Gute Beispiele in Sachen Brunnenpflege gebe es hauptsächlich da, wo ehrenamtliche Brunnenpaten einspringen - wie etwa an dem Brunnen vor der "Kleinen Kirche". Dieser werde geradezu liebevoll gepflegt.
Negative Erfahrungen mit der Stadt
Allerdings sieht Neumann das Engagement gefährdet: "Aufgrund der bisher negativen Erfahrungen - wie etwa bei der Aufstellung des Betonspritzbrunnens aus dem ehemaligen Landesgewerbeamt vor dem Hauptfriedhof - wird sich sowohl der Vorstand der EBG, als auch der Vorstand der Sektion Karlsruhe der EBG, zukünftig noch kritischer als bisher, freiwillige finanzielle Verpflichtungen überlegen müssen. Allein die Beschwichtigung der enttäuschten und aufgebrachten Spender kostet viel Kraft. Die EBG muss sich hier die Frage stellen, ob die Stadt Karlsruhe als Spender überhaupt geeignet ist. Einzelne Bürger werden sich bei derartigen verwaltungstechnischen Spielen kaum zu einem finanziellen Engagement hinreißen lassen", warnt der kritische Brunnenfreund die Stadt.