Mit der App "ticket2go" konnten Fahrgäste von Bus und Bahn in Karlsruhe günstig fahren: 1,50 Euro kostete ein Kurzstrecken-Ticket. Bequem konnte man sich bei Zu- und Ausstieg an den jeweiligen Haltestellen ein- und ausloggen. Je nach Fahrtzeit und -strecke fuhr man deutlich günstiger als mit dem Einzelticket aus dem Automaten: Nämlich beispielsweise für 1,50 Euro anstelle von 2,60 Euro im Stadtgebiet von Karlsruhe.

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Am vergangenen Samstag hat der verbundübergreifende App-Anbieter "ticket2go" seinen Dienst nach knapp zwei Jahren eingestellt. Was kommt danach? ka-news.de hat KVV-Chef Alexander Pischon zum aktuellen Entwicklungsstand in Sachen Online-Tarif und Strukturreform befragt.

Wann wird es in Karlsruhe einen neuen, digitalen Kurzstrecken-Tarif geben?

Alexander Pischon: "Der Karlsruher Verkehrsverbund setzt in Zukunft auf ein völlig neues E-Tarifmodell unter dem Projektnamen 'Home Zone'. Mittels dieses neuen Modells soll es den KVV-Kunden künftig möglich sein, unkompliziert einen auf die individuellen Mobilitätsbedürfnisse angepassten Bewegungsradius festzulegen.

In diesem Radius können die jeweiligen KVV-Abokunden beliebig oft mit Bus und Bahn zu einem attraktiven Preis unterwegs sein. Für alle weiteren KVV-Kunden – wie beispielsweise 'Gelegenheitsfahrer' – soll es in Zukunft einen zusätzlichen, an das 'Home Zone'-Modell angegliederten Luftlinientarif geben. In dieses Gesamtprojekt fließen die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt 'ticket2go' mit ein."

Im März wurde angekündigt, dass derzeit ein neues "e-Tarifmodell" für Karlsruhe entwickelt wird: Wie weit ist man hier in der Umsetzung? Wann wird die "Home Zone" beziehungsweise das "E-Tarifmodell" starten können?

"Das 'Home Zone'-Modell wird derzeit noch vom Karlsruher Verkehrsverbund zusammen mit der Unternehmensberatung civity Management Consultants (civity) mit Sitz in Hamburg und Berlin entwickelt.

Da es sich bei der 'Home Zone' um ein neues E-Tarifmodell von hoher Komplexität handelt, wird diese Entwicklungsarbeit noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt steht deshalb noch nicht fest, wann das 'Home Zone'-Modell von den KVV-Kunden komplett genutzt werden kann.

eTarif wird auf Straßenbahn in Karlsruhe beworben.
eTarif wird auf Straßenbahn in Karlsruhe beworben. | Bild: ps/KVV

Nach derzeitigem Stand der Planungen wird es aber bis Mitte des Jahres 2020 einen ersten technischen Testlauf der 'Home Zone' geben. Voraussetzung hierfür ist ein weiterhin optimaler Verlauf der Entwicklungsarbeit."

Können Sie uns schon sagen, wie groß der "Nahverkehrsradius" der Home Zone sein soll? Wird er auch über Verbundgrenzen hinaus gehen?

"Das neue E-Tarifmodell soll so funktionieren, dass sich jeder KVV-Abokunde seinen Mobilitätsradius individuell festlegen kann. Daher gibt es keinen allgemeinen 'Standard-Radius' der 'Home Zone'. Jeder Kunde definiert seinen Mobilitätsradius für sich persönlich nach seinen Bedürfnissen. Da es sich bei der 'Home Zone' jedoch um ein KVV-Projekt handelt, kann dieser Radius im ersten Schritt vorerst nur im KVV-Gebiet gezogen werden.

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Es ist angedacht, dass in Zukunft auch Überlappungsbereiche zu benachbarten Verbünden mit berücksichtigt werden könnten. Zu diesen Überlegungen befindet sich der KVV bereits in engem Austausch mit den angrenzenden Verbünden."

Gibt es schon erste Preisvorstellungen, in welchem Eurobereich man sich hier bewegt?

"Zu den möglichen Preisen der 'Home Zone' können wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht äußern. Die Tarifierung wird noch erarbeitet. Derzeit arbeiten wir noch intensiv an der Entwicklung und technischen Erprobung dieses neuen Angebots. Zu gegebener Zeit werden wir selbstverständlich die Öffentlichkeit umfassend über die Details des Gesamtprojekts informieren."

Beim KVV arbeitet man derzeit an einer großen Tarifstrukturreform – gibt es hier schon weitere Informationen wie diese aussehen wird? Was können Sie uns schon verraten – werden die Waben wegfallen? Wann wird man die Reform einführen können?

"Der Aufsichtsrat des KVV hat sich mit diesem Thema in diesem Jahr intensiv befasst. In diesem Gremium wurde entscheiden, dass es – von einigen wenigen Anpassungen abgesehen – beim Status quo bleiben soll, da der aktuelle KVV-Tarif die Bedürfnisse und Wünsche der allermeisten Kunden bereits bedient.

Zudem zählt er zu den günstigsten ÖPNV-Tarifen in Deutschland. Das heißt unter anderem auch konkret, dass mit Blick auf die Fahrpreis-Ermittlung im KVV-Gebiet im Standardtarif an der bestehenden Wabenstruktur festgehalten werden soll."

ka-news.de-Hintergrund

"ticket2go" konnte seit April 2017 für den Erwerb von KVV-Tickets auf dem Handy genutzt werden. Im Juni 2017 führte der KVV zusätzlich den sogenannten "Luftstreckentarif" ein. Dieser macht den Ticketerwerb insbesondere für die Kurzstrecke in Karlsruhe attraktiv. 

App-Kunden konnten Tickets weiterer Nahverkehre in Baden-Württemberg nutzen. Mit dem Prinzip des "CheckIn-/CheckOut-Systems" konnte sich der Fahrgast über seine App vor dem Antritt der jeweiligen Fahrt anmelden. Es erfolgte eine Positionsbestimmung des Nutzers. Umstiege zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wie beispielsweise Regionalbahnen, Stadtbahnen, Straßenbahnen oder Bussen waren möglich.

Bei der App "ticket2go" handelte es sich um das Nachfolgemodell von "touch&travel", das die Deutsche Bahn zum 30. November 2016 eingestellt hatte. Die App wurde von neun Verkehrsverbünden sowie der DB Regio gemeinsam angeboten und konnte in vier weiteren Verkehrsverbünden im Schienenverkehr genutzt werden. Eine Übernahme der App war aus KVV-Sicht nicht wirtschaftlich. Insgesamt gibt es in Karlsruhe derzeit vier Nahverkehrsapps für unterschiedliche Bedürfnisse.

 

Dateiname : KVV Wabenplan 2019
Dateigröße : 255851
Datum : 15.12.2019
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KVV Wabenplan 2019