Die Arten gelten als sehr selten und werden bislang kaum in zoologischen Einrichtungen gehalten. Neben ihrer Seltenheit weisen sie eine Reihe biologischer Besonderheiten auf.
Spezialisierte Haltung im naturnah gestalteten Lebensraum
Zootierarzt Dr. Lukas Reese, Kurator des Exotenhauses und Spezialist für Amphibien, hat die neuen Arten in eigens vorbereiteten Terrarien untergebracht. Dabei wurde auch der Pflanzenbesatz angepasst, um den spezifischen Habitatansprüchen der Tiere gerecht zu werden. Einige Amphibienarten leben in enger Verbindung mit bestimmten Pflanzen – diese Beziehungen wurden bei der Gestaltung der Lebensräume berücksichtigt.

Vicente Baumsteiger – stark gefährdete Art aus Mittelamerika
Der Vicente Baumsteiger (Oophaga vicentei) stammt aus Mittelamerika und hält sich bevorzugt in Baumkronen auf. Dort nutzt er Bromelien zur Aufzucht seiner Kaulquappen. Die Art ist laut Weltnaturschutzunion (IUCN) als "stark gefährdet" eingestuft. Die Tiere in Karlsruhe stammen aus einer Zollbeschlagnahmung. In Zusammenarbeit mit den Zoos Frankfurt und Zürich wird eine Reservepopulation aufgebaut. Aktuell wird die Art nur in insgesamt drei Zoos weltweit gehalten.
Niceforo Baumsteiger – erstmals in einem europäischen Zoo
Der Niceforo Baumsteiger (Ameerega ingeri) wurde bisher nur an wenigen Standorten im kolumbianischen Amazonasgebiet nachgewiesen. Es handelt sich um eine wenig erforschte Art. Die Tiere im Zoo Karlsruhe stammen aus einer wissenschaftlichen Zuchtstation in Kolumbien. Der Zoo ist die erste europäische Einrichtung, die diese Art zeigt.

Lehmanns Baumsteiger – vom Aussterben bedroht
Im selben Terrarium ist auch der Lehmanns Baumsteiger (Oophaga lehmanni) zu sehen. Die Art gilt laut IUCN als "vom Aussterben bedroht". Ursachen für den Rückgang sind die Zerstörung des Lebensraums sowie der illegale Handel mit Wildfängen. In europäischen Zoos wird die Art derzeit ausschließlich in Karlsruhe gehalten.
Granulierter Glasfrosch – Tarnung durch Transparenz
Ebenfalls neu im Exotenhaus ist der Granulierte Glasfrosch (Cochranella granulosa). Die Art ist für ihre nahezu transparente Körperstruktur bekannt. Durch die geringe Pigmentierung und die Fähigkeit, Blut in die Leber umzuleiten, wird die Sichtbarkeit deutlich reduziert – eine effektive Form der Tarnung im natürlichen Lebensraum.

Weitere Art in Vorbereitung
In den nächsten Wochen wird mit der Wampukrum Harlekinkröte (Atelopus spec.) eine weitere seltene Amphibienart der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Tiere stammen aus dem Centro Jambatu in Ecuador, wo sie erfolgreich nachgezüchtet wurden. Neun Tiere leben seit dem vergangenen Jahr im nicht öffentlichen Bereich des Zoos und sollen nun ebenfalls für Besucher sichtbar gemacht werden. Eine wissenschaftliche Beschreibung dieser Art steht noch aus.